Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
sich
zu uns um. An ihren Krallen hängt eine Schinkenscheibe, als wollte sie uns damit bewerfen. Ich überlege, welchen Schaden ein Schinken als Wurfgeschoss anrichten kann. »So was ist ein Job für eine Assistentin. Lizzy wird das regeln. Nicht wahr?« Herausfordernd starrt sie in meine Augen.
»Äh – ich tue mein Bestes«, antworte ich und schaue nach Bestätigung fragend Camilla an.
»Hoffentlich«, faucht Jemima. »Das nennen wir einen kleinen Test, okay? Für alles, was – danach passieren wird.« Hoch aufgerichtet verlässt Jemima die Gästelounge und verschwindet in dem Korridor, an dem die Künstlergarderoben liegen. Wenig später fällt krachend eine Tür ins Schloss.
»Wahrscheinlich will sie mit Mandy reden, bevor er auftritt«, vermutet Camilla, während Applaus erklingt und das Ende von Declans Show bekundet. »Hör mal, ich weiß, wie schwierig Jemima sein kann. Aber im Moment solltest du dich nicht gegen sie stellen. Es wäre deinen Interessen nicht dienlich.«
»Camilla, das ist doch idiotisch!«, protestiere ich. »Wie soll ich die Leute auf die Gästeliste setzen lassen, wenn ich nicht einmal weiß, wer sie sind?«
»Geh früher hin, bevor Randys Auftritt vorbei ist, und sprich mit Rebecca Iveson.« Ihre verkrampften Kinnmuskeln strafen Camillas besänftigende Stimme eindeutig Lügen. »Am besten rufst du sie vorher an. Sie ist sehr vernünftig. Und du kannst sie sicher dazu überreden, bei Jemimas Gästen eine Ausnahme zu machen. Hör mal, ich muss jetzt dringend telefonieren. Leg die Beine hoch und ruh dich aus. Später stellst du dich zwischen die Kulissen und
beobachtest Randys Show. Er weiß deine Unterstützung sicherlich zu schätzen.« Auch sie eilt in den Korridor, und ich höre noch eine Tür ins Schloss fallen.
Was genau geht zwischen Camilla und Jemima vor? Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Früher spürte ich nur beklemmende Vibrationen im Büro, und jetzt bahnen sich dort unverhohlene Scharmützel an. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, bis es zu einem offenen Angriff kommt, und ich weiß noch immer nicht, was hier gespielt wird. Und ob Camilla einen Schlachtplan geschmiedet hat. Aber wohl eher nicht, weil sie sich von Jemima so unterbuttern lässt.
O Gott, wie satt ich das alles habe... Ich strecke mich auf dem Sofa aus, schließe die Augen und mache ein paar tiefe Atemzüge, so wie Mum es mir beigebracht hat. Durch die Nasenlöcher rein, durch den Mund raus.
»Perfektionierst du deine Atemtechnik, Babe?«
Verwirrt blinzle ich Randy an, der sich zu mir herabbeugt. Ein Dreispitz mit goldenen Borten auf seinem Kopf verdeckt das Lampenlicht. Über einem weit geschnittenen weißen Hemd hängt ein Halstuch mit Leopardenmuster und Fransen, die meine Nase kitzeln. Von seinen schlanken Beinen sehe ich nicht viel, weil sie in engen, schenkelhohen schwarzen Lacklederstiefeln stecken. Und unter den Stiefeln trägt er – was? Ja, tatsächlich, quer gestreifte Leggings.
»O Randy, was für ein furchterregender Seeräuber! Vor lauter Angst erschauere ich in der Takelage.« Ich setze mich auf und reibe mir die Augen, falls ich mir das Ganze nur einbilde. »Wie fantastisch du aussiehst...«
»Diesen Look nennt Rochelle ›urbaner Pirat‹.« Er tritt
von einem Fuß auf den anderen, und sein Blick schweift durch die Gästelounge, obwohl wir allein sind. Dann wischt er über seine Oberlippe und lässt die Hand angewidert sinken. »Großer Gott, ich schwitze jetzt schon.«
»Bist du nervös?« Ein zappeliger, alarmierter Randy ist mir neu. Das muss Lampenfieber sein.
»Nervös?« Er zieht mich lachend an sich. »Natürlich bin ich nervös, meine bezaubernde Freundin. Sag mir, dass ich fabelhaft bin.«
»Du wirst ganz wundervoll sein, das weiß ich«, beteuere ich und lege meine Arme um seinen Hals. »Mit deinen grandiosen neuen Sketchen wirst du die Leute von den Stühlen reißen. Und denk dran – Barry und Nolan sitzen in der Loge rechts von dir. Wink ihnen zu oder tu irgendetwas anderes. Jedenfalls musst du ihnen zeigen, dass du sie entdeckt hast.«
»Okay, Babe.« Leicht verärgert zuckt er die Achseln. »Vergiss nicht – ich mache das hier schon seit Jahren, schon bevor ich dir begegnet bin.«
»Oh, tut mir leid, so habe ich es nicht gemeint. Ich wünsche mir doch nur, dass du wieder Erfolg hast.« Zärtlich nehme ich sein Gesicht in beide Hände. »Du hast so hart dafür gearbeitet.«
Da neigt er sich noch tiefer herab und küsst mich. »Dann komm mit mir
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