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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Stirn, als sie nicht verschwand. »Er ist nicht kooperativ«, beschwerte er sich.
    Miss Goodbody nippte an ihrem Tee und blickte auf Pankopf hinab, der an seinen Stuhl gefesselt war. »Lauwarm«, sagte sie. Absichtlich langsam neigte sie die Tasse und goß den lauwarmen Tee in Pankopfs Schoß. »Er hat schöne Augen. Erhitzen Sie im Küchenherd ein paar Messer.«
    Just in diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Sie öffnete sich einen Spalt breit, und Mrs. McMurtry spähte herein.
    »Huhu!« rief sie und hielt eine zusammengerollte Zeitung hoch. »Ist Mr. Pankopf hier? Sein Hund hat diese Zeitung gerade auf meinem Rasen fallen lassen.« Sie schaute sich um und sah, daß er an seinen Stuhl gefesselt war. »Oh, da sind Sie ja!«
    »Ergreifen Sie sie!« rief Miss Goodbody.
    Sie und Milligan hatten die alte Frau gerade an den Armen ergriffen, als Dorff aus seinem Versteck direkt neben der Tür trat, die automatische Waffe in der Hand. Auf seinem Kopf saß schief ein Barett. »Sie haben nicht geglaubt, irgendeiner von mir würde es schaffen, was?« grinste er. Er bedeutete den beiden Entführern zurückzutreten, während Mrs. McMurtry Pankopf losband. »Sind Sie in Ordnung, Sandy?«
    »Ich glaub schon. Was geht hier vor sich?«
    Dorff blickte zu Mrs. McMurtry hinüber, die höflich nickte. »Die Realität fällt auseinander«, sagte er. »Die Wissenschaftler sind der Ansicht, daß einige der Waffen, die im 7. Weltkrieg benutzt wurden, auf Dauer die Struktur der Wirklichkeit zerstört haben. Menschen und Orte verschwinden einfach aus der Realität. Oder sie verwandeln sich in … etwas anderes.
    Doch es gibt hier und da noch kleine Inseln der geistigen Gesundheit, Orte, wo die Menschen nicht verschwinden oder sich verändern. Wir haben nachgeforscht und festgestellt, daß ein paar wenige Individuen die Wirklichkeit um sich herum aufrechterhalten. Sie sind einer von ihnen, Sandy. Auch wenn Sie glauben, Sie würden hundert Jahre in der Vergangenheit leben. Deshalb haben wir Mrs. McMurtry ins Haus neben dem Ihren einziehen lassen. Als Präsidentin der Vereinigten Staaten ist uns an ihrem Wohlergehen fast so sehr wie an dem Ihren gelegen.«
    Mein Gott, dachte Pankopf. Ein weiblicher Präsident!
    »Geben Sie mir Deckung, während ich die beiden hier feßle«, wandte sich Mrs. McMurtry an Dorff. Einen Augenblick lang unbeobachtet, betrachtete Pankopf die Zeitung, die die Präsidentin mitgebracht hatte. Auf der Titelseite war ein Bild von Phil. Verwundert hob er sie auf und las den Artikel unter dem Foto:
     
    CAMDEN (UPI). Philip Kirby hat heute seinem Zweifel Ausdruck verliehen, daß Sanford Pankopf jemals die wahre Natur der Wirklichkeit erkennen wird. »Sandy ist ein guter Mann«, sagte er vor Reportern, »doch er muß lernen, für sich selbst zu denken. Im Augenblick sieht es so aus, als würde er Dorffs Version der Dinge abkaufen. Und das wäre ein großer Fehler.« Pankopf wurde vor kurzem von Lemuel Dorff und Präsidentin Helen McMurtry aus der Gewalt von zwei Entführern befreit. Bei einer gewagten Aktion am hellichten Tag …
     
    Pankopf legte die Zeitung nieder. Selbst Phil glaubt nicht mehr an mich, dachte er. Ich habe wohl wirklich alles verkorkst. Er nahm nicht einen Augenblick lang an, daß er sich schon zur Wahrheit durchgearbeitet hatte. Sie war wie eine Zwiebel, bei der man Schicht um Schicht abschält, bis man schließlich – ja, was hatte man schließlich übrig? Vielleicht nichts. Doch er hatte immer noch die Pflicht, nach diesem endgültigen Mittelpunkt zu suchen.
    Er holte die PK-47-Tabletten aus der Tasche und betrachtete die beiden kleinen weißen Scheiben. Vielleicht würden sie ihm das Gehirn ausbrennen und ihn für den Rest seines Lebens zum hilflosen, sabbernden Süchtigen machen. Doch dieses Risiko mußte er eingehen. Er schluckte beide Tabletten nacheinander ohne Wasser. Einen Augenblick lang war ihm schummrig im Kopf. Dann fühlte er sich ruhig und licht. Die Luft kam ihm übernatürlich klar vor. Und er wußte auch, was er zu tun hatte.
    »Milligan«, sagte er plötzlich, »was bist du wirklich? Bist du ein Roboter oder was?«
    Der Gefesselte wandte den Kopf ab, um Pankopfs Blick auszuweichen. Doch Pankopf musterte ihn trotzdem, blinzelte nicht, zwang sich, ihn zu durchschauen. Milligan schimmerte. Seine Gestalt verschwamm, schmolz dann, veränderte sich und bildete sich aufs Geratewohl neu, bis sie sich schließlich zu der eines riesigen Insekts stabilisierte.
    Es war ein Käfer. Er war

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