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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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mir leid tut.«
    »Sicher«, nickte er.
    »Ich wünschte …« Sie verstummte.
    »Ja?« sagte er.
    »Es ist noch zu früh. Aber du wirst verstehen. Spätestens morgen.«
    Morgen. Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus. Morgen sollte laut Lohannon das Zeitexperiment stattfinden. Und der palästinensische Agent hatte ihn gewarnt, Christina nichts von ihrem Gespräch zu verraten. Gott! durchfuhr es Valentin. Christina hat mit dieser Sache zu tun! Sie gehört dazu! Sie ist Teil von Huttens Plan, der mich dazu bringen soll, für ihn zu arbeiten. Die Schmerzensgeldklage … der drohende Ruin … ein Druckmittel. Natürlich. Gott, er war ein Idiot! Die Deutschen arbeiteten seit mehreren Jahren an diesem Plan. Und er hatte Christina vor drei Jahren in Berlin kennengelernt. Der Ehevertrag … nach deutschem Recht … um ihn im Fall einer Scheidung der perversen Monogamie anzuklagen … um ihn in der Hand zu haben, sobald der Plan in die entscheidende Phase trat. Was jetzt geschehen war.
    Es war ungeheuerlich!
    »Was ist?« fragte Christina nervös. »Warum siehst du mich so an?«
    Er konnte es nicht glauben. Aber es war logisch. Christina arbeitete für Karl von Hutten. Hutten hatte sie auf ihn angesetzt. Ihre Ehe war eine Farce gewesen. Ihre Liebe Heuchelei.
    Christina stand auf und trat ans Fenster, blickte hinaus in die zunehmende Dämmerung.
    »Ich habe einen neuen Job«, sagte sie. »Als psychologische Beraterin. Mein Klient heißt Sean Crawford. Er ist hier im Institut. Wir werden uns also in den nächsten Tagen öfters sehen. Vielleicht – nein, sogar sehr wahrscheinlich – wird Bernstein dich bitten, Crawfords Transfer zu übernehmen.«
    Valentin starrte seine Hände an. Sie zitterten. Er konnte das Zittern nicht unterdrücken. Vielleicht sollte ich sie erwürgen, dachte er. Vielleicht zittern meine Hände deshalb. Weil sie klüger sind als ich. Weil sie wissen, was getan werden muß. Doch er konnte es nicht. Er würde es niemals können. Trotz allem. Er schob die Hände unter die Bettdecke und starrte die Digitalanzeige der Wanduhr an.
    »Es könnte alles wieder wie früher werden, Valentin«, sagte Christina leise, ohne sich umzudrehen. »Möchtest du, daß alles wie früher wird?«
    »Du willst die Schmerzensgeldklage zurückziehen? Du willst dich nicht scheiden lassen?« Er haßte sich dafür, aber ihre Worte erfüllten ihn mit wilder Freude. »Was soll das?« fragte er scharf, wie um sich selbst zu züchtigen. »Willst du mit mir spielen? Genügt es dir nicht, daß du …«
    »Es gibt eine Möglichkeit«, sagte sie ruhig. »Es hängt von dir ab. Nicht von mir.«
    Seine Brust wurde eng. Sein Herzschlag jagte. »Was muß ich tun?« fragte er gepreßt. »Was verlangst du von mir?«
    »Ich werde es dir morgen sagen.« Sie wandte sich vom Fenster ab und blieb am Fußende seines Bettes stehen. »Ich möchte dich nur bitten, darüber nachzudenken, ob du mit mir den Rest deines Lebens verbringen willst. Trotz allem, was geschehen ist. Was ich dir angetan habe – ohne es selbst zu wollen.« Ihre Stimme klang beschwörend. »Bitte, Valentin, du mußt mir glauben. Es war nicht mein Wille. Ich …« Sie brach ab. In ihren Augen glitzerten Tränen.
    »Du kennst die Antwort«, flüsterte er. Besiegt. Von Anfang an besiegt.
    Sie sahen sich an und schwiegen.
    Schließlich blickte Christina wieder zum Fenster hinüber. Am dunklen Himmel rissen die Wolken auf. Gebrochenes Sternenlicht sickerte durch den Dunst.
    »Sie kommen näher«, sagte Christina zusammenhanglos. »Die Außerirdischen. Die NASA hat es gestern gemeldet. Ihr Schiff ist nur noch wenige Lichtwochen von der Plutobahn entfernt. Man rechnet damit, daß sie in spätestens drei, vier Monaten das Bremsmanöver abgeschlossen haben.« Sie schauderte. »Es wird alles verändern. Nach ihrer Ankunft wird nichts mehr so sein, wie es früher war.«
    »Hat man ihre Signale inzwischen entschlüsseln können?«
    Christina schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht kommen sie in feindseliger Absicht«, spekulierte Valentin. »Vielleicht sind es glotzäugige Ungeheuer, die die Erde erobern und unsere Frauen rauben wollen. Wie in den alten Filmen.« Er lachte trocken.
    »Niemand reist Jahrhunderte oder Jahrtausende durch den Weltraum, um einen fremden Planeten zu erobern.«
    »Warum kommen sie dann?«
    Christina seufzte. »Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Aber in ein paar Monaten werden wir es erfahren.« Sie sah auf die Uhr, beugte sich dann zu ihm hinunter und hauchte ihm

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