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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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–, schwamm er in der gleichen unerhörten Wonne, die er bei den vielen Festmahlen der silber- und goldfarbenen Ameisenmotten empfunden hatte. Gleichzeitig damit wurde ihm (1) die Identität dieser Wesen bewußt, (2) seine Bestimmung, (3) die Art seiner Mission, und (4) die glorreiche und schreckliche Bedeutung seiner bizarren Metamorphose. All dies eröffnete sich ihm nun, keine Frage blieb offen. Und diesmal war seine Erleuchtung keine Illusion, keine Einbildung ähnlich dem Tiresias-Syndrom. Denn Philip K.s Entwicklung, so müssen Sie wissen, hatte ihn über sich selbst hinauswachsen lassen. Er war nun jenseits aller Illusionen, jenseits der Zwänge von Raum und Zeit. Er war tatsächlich über alles erhaben – bis auf den Umstand, daß er nach wie vor eine riesenhafte Mutantentomate war.
     
    WIE SICH DAS MANDALA DREHTE
    (Oder: Was Philip K. lernte)
    Obwohl man beachten muß, daß Philip K.s Lernprozeß mit dem ersten Festschmaus der Ameisenmotten einsetzte, zog Philip K. während seines Transits zwischen zwei Realitäten folgende Schlüsse: Die Allwissenheit und subtile Ekstase von Göttern erlangte man nicht dadurch, indem man die Frucht vom Baum der Erkenntnis aß, sondern indem man zu dieser Furcht wurde – in Gestalt einer empfindenden, sich entwickelnden Welt – und dann von den goldenen, engelhaften, geflügelten, beseligenden und messianischen Myrmidopteranern gegessen wurde. Sie waren in der Tat (gewissermaßen) die leibhaftigen Boten der obersten Gottheit des Universums. Und durch die Selbstverzehrung wurde man gerettet, vergöttlicht, zum Endpunkt der menschlichen Evolution erhoben. Dies war die Bestimmung der Menschheit. Und er, Philip K., vor kurzer Zeit – in einem absoluten, extrauniversalen Maßstab gesehen – noch ein unbedeutender und wenig begabter Mensch, war von den Myrmidopteranern auserwählt worden, um den wimmelnden Massen seiner Spezies ihr unvermeidbares Schicksal zu offenbaren. Philip K. wurde erneut kräftig vorwärtsgetrieben; der Himmel um ihn herum erscholl in widerhallenden Hosiannas, und die ganze Schöpfung schien sich ihm wie eine blutrote Knospe zu eröffnen. Erfüllt mit glücklicher Ehrfurcht und seinem eigenen, betäubend süßen Götterblut, fiel Philip K. dann in unmittelbarer Nähe der Erde in unser physikalisches Universum zurück (wodurch er übrigens den Mond seinem rechtmäßigen Besitzer raubte). Dann klebte er sich über einem verblüfften Nordamerika ans Firmament, ganz so, als sei er schon immer dort gewesen. Millionen starben infolge der Gezeitenkataklysmen, die er unglücklicherweise auslöste, doch das lag noch gut in der evolutionären Opfertoleranz des Höchsten Wesens, und Philip K. frohlockte eher, als daß er Gewissensbisse verspürte. (Er fragte sich kurz, ob Houston überschwemmt worden und Lydia P. ertrunken war.) Er war eine Mutantentomate, ja, aber kein Omen des Bösen oder des Untergangs. Er war der Apostel der Neuen Verkündigung, und er war gekommen, um seinem Volk davon Kenntnis zu bringen. Fünfhunderttausend Kilometer von der Erde entfernt schwebte er in der Leere und hatte keine Ahnung, wie er die Botschaft überbringen sollte, die Nachricht, daß das Mandala aus Ignoranz, Wissen und elementarer Einsicht kurz vor der Vollendung seiner ersten Umdrehung stand. Keine Ahnung. Nicht die geringste Vorstellung.
     
    CODA
    Aber wie man so schön sagt: Kommt Zeit, kommt Rat.
     
    Originaltitel: ›Rogue Tomato‹
    Copyright © 1975 by Robert Silverberg (in: ›New Dimensions 5‹);
    mit freundlicher Genehmigung des Autors
    Copyright © 1984 der deutschen Übersetzung
    by Wilhelm Heyne Verlag, München
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Andreas Brandhorst

 
Philip K. Dick
Warnung: Wir sind eure Polizei!
     
    Unverfilmtes Exposé für eine Episode der Fernsehserie
    ›Invasion von der Wega‹
     
    Szene: Das Gebäude einer Junior High School, dann der Innenraum: eine Klasse beim Unterricht. Ein Schüler, Keith Mumford, schreibt wie die anderen einen Aufsatz, doch er wirkt seltsam nervös. Er hebt die Hand und fragt die Lehrerin, ob heute der 8. oder der 9. Februar ist. Die Lehrerin sagt, es sei der 10. Daraufhin legt sich ein seltsamer, starker Ausdruck über Mumfords Gesicht; und darüber hinaus wechselt er einen raschen und vielsagenden Blick mit einem anderen Schüler, AI Jennings. Dann sehen wir in der Nahaufnahme, wie Mumford sorgfältig seine Armbanduhr stellt. Dann wirft er einen Blick zu Jennings, bekommt ein Zeichen von ihm und

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