Willkommen in Wellville
möchte.«
Charlie setzte sich. Wollte er Cognac? Klar. Zigarre? Nein danke.
Charlie schwenkte das Glas in der Hand. »Also gut«, sagte er. Er hatte eine Woche bei Mrs. Eyvindsdottir gewartet, Groschenromane gelesen und versucht, nicht daran zu denken, was seine sparsame Vermieterin in ihrem riesigen gußeisernen Topf zusammenbraute, und dabei war er langsam verrückt geworden. »Was ist los?«
Bender ließ sich in die plüschigen Tiefen eines Sessels sinken. »Folgendes, Charlie«, sagte er, kratzte sich seitlich an der Nase und ließ den Blick aus wäßrigen blauen Augen auf Charlie ruhen, »es liegt auf der Hand, daß wir mit der Formel für Per-Fo ein kleines Problem haben – ich meine, ich weiß jedermanns Anstrengung zu schätzen, die will ich nicht vom Tisch reden, aber ich glaube nicht, daß wir’s in dem Keller der alten Dame schaffen werden.«
Charlie wollte protestieren, aber Bender hielt eine Hand hoch.
»Schau mal, Charlie, ich weiß, was du sagen willst. Wir hatten beträchtliche Ausgaben für den Mais, Barts Honorar, den Ofen – aber das sind Kinkerlitzchen verglichen mit den Millionen, die wir nächstes Jahr um diese Zeit einnehmen werden. Und wir können den Ofen wiederverwenden, die Kessel und was weiß ich, das ist kein Problem, und die ganze Sache war keine sinnlose Anstrengung, auch wenn es so aussieht.« Er hielt inne, roch an seinem Brandy. »Zumindest haben wir etwas gelernt.«
»Was? Was haben wir gelernt?« Charlie war gereizt. Er hatte sich völlig verausgabt, um diesen Schweinefraß zu produzieren, und er war mit ganzem Herzen bei der Sache gewesen. Sicher, die Bedingungen waren nicht so, wie er sie gern gehabt hätte, aber es war Bender gewesen, der ihn davon überzeugt hatte, erst einmal so anzufangen – und zumindest hatte er das Gefühl gehabt, daß sie etwas bewerkstelligten. Nach acht frustrierenden Wochen hatten sie zumindest einen Schritt nach vorn getan, hatten sie etwas unternommen … und jetzt erzählte ihm Bender, daß sie Zeit, Geld und Kraft verschwendet und dennoch etwas gelernt hatten. Etwas gelernt hatten. Na großartig.
»Wir haben gelernt, daß ich mich geirrt habe, Charlie. Du hattest recht. Du warst von Anfang an gegen den Keller. Ich habe geglaubt, daß wir dort zumindest die Sache ins Rollen bringen würden, eine Formel finden und unsere Schachteln füllen könnten – mehr brauchen wir nicht, nur diese tausend Schachteln, und wir sind im Rennen. Aber es hat nicht funktioniert. Wir waren zu ehrgeizig. Wir haben angefangen, bevor wir eine Fabrik hatten, Geräte, richtige Öfen und Retorten und Mischbottiche. Pfirsichkisten, ich bitte dich. Kein Wunder, daß es nicht geklappt hat.« Er hielt inne, um einen kleinen Schluck Cognac die Kehle hinunterlaufen zu lassen. »Nein, Charlie, ich habe mich geirrt.«
Charlie wollte eigentlich protestieren, wollte zu Bookbinder zurück und es noch einmal versuchen, aber nie zuvor hatte er gehört, daß Bender zugab, sich geirrt zu haben, auch nicht, nachdem Kellogg sie ohne viel Federlesens vom Sanatoriumsgelände verjagt hatte, und er hielt sich zurück, um zu hören, was als nächstes käme.
»Vermutlich fragst du dich, wie unser nächster Schritt aussehen wird, oder?« sagte Bender in mildem, nachdenklichem Tonfall, einem Tonfall voller Selbstvertrauen und ruhiger Zuversicht, dem Tonfall eines Mannes, der ein As im Ärmel hat. Bender hatte immer ein As im Ärmel. Er lehnte sich zurück und streckte sich, während der Rauch seiner Zigarre träge um ihn herum schwebte. Draußen, hinter den eleganten Vorhängen und den Doppelfenstern, lag schon wieder ein grauer, unerbittlicher Tag, wie er für Michigan typisch war. »Nun, ich werd’s dir sagen. Ich habe einen Plan, Charlie, und ich weiß nicht, warum ich nicht früher draufgekommen bin … es hätte uns – dir – eine Menge Geld und Verwirrung erspart. Wie auch immer, alles ist wieder im rechten Gleis, nur keine Sorge.«
Wieder eine Pause. Warum ließ er die Katze nicht aus dem Sack?
»Hör mal, um die Katze aus dem Sack zu lassen, ich möchte, daß du, George und dieser Hayes am Verladebahnsteig des Güterbahnhofs seid – du weißt, wo das ist, am östlichen Stadtrand –, heute abend Punkt Mitternacht.«
»Mitternacht?«
Bender nickte. »Vierzehn Wagenladungen von Will K.s echten, feinsten, knusprigsten und bestens getoasteten Corn-flakes werden dort als erstes am Morgen verschickt – ich hab’ bereits alles mit einem Mann ausgemacht, den ich dort kenne,
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