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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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hielt ein Flugblatt hoch, auf dem »Stoppt die Asiatenflut!« stand.
    »Das wurde unter der Tür durchgeschoben«, murmelte Malan.
    »Natürlich.«
    Malans Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Spucken Sie’s aus, Napper.«
    Napper stemmte die Ellenbogen auf die Knie und stützte den Kopf in die Hände. »Wissen Sie noch, wie Sie mir erzählt haben, dass Eddie Ng genügend Stimmen bekommen wird, um Bürgermeister zu werden?«
    Malan nickte kurz.
    »Nun, ich hab mal ’n Blick in unsere Käseblätter geworfen, hab ein wenig die Ohren aufgesperrt und ich schätze, Sie liegen richtig.«
    »Diesen Boatpeople gehört schon die halbe Victoria Street«, rief Malan aufgebracht, »und jetzt wollen sie auch noch regieren!«
    »Genau. Ich meine, wo soll das hinführen?«, zischte Napper.
    Malan schwieg. Sie sahen sich an. Napper ergriff als Erster wieder das Wort. »Wie stehen Ihre Chancen, Bürgermeister zu werden, wenn Ng aus dem Rennen ist?«
    »Gut. Sehr gut.«
    Napper lehnte sich zurück und versuchte, die Hände hinter dem Kopf zu verschränken, doch das beeinträchtigte die Blutzufuhr, also ließ er es bleiben und beugte sich wieder nach vorn. »Ich hab noch mal drüber nachgedacht, was Sie gesagt haben. Diese Geschichte mit der Angstkampagne.«
    »Das war doch nur Gerede.«
    »Nein, war es nicht. Sie und ich, wir beide beobachten die Entwicklung mit Sorge. Schließlich bin ich hier aufgewachsen und genau wie Sie will ich nicht, dass hier alles vor die Hunde geht.«
    Malans lange Finger wanderten ständig in die Hosentaschen und wieder hinaus, als suchten sie eine Art Anker. »Was haben Sie vor?«
    »Eddie Ng hat ein Restaurant an der Ecke Church Street«, sagte Napper. »Sie selbst haben erzählt, wie er durch die Gegend spaziert und die Herzen ihm nur so zufliegen. Wir sollten dafür sorgen, dass ihm das Grinsen vergeht.« Napper unternahm einen neuen Anlauf, die Arme zu verschränken. »Ich bin dabei.«
    »Es reicht nicht, wenn ihm das Grinsen vergeht. Er muss von seinem Amt zurücktreten.«
    »Und wir überzeugen ihn von der Notwendigkeit. Ein Anschlag, ohne Warnung, aus heiterem Himmel — er wird die Botschaft schon verstehen. Wenn nicht, schicken wir eine Zweite hinterher.«
    Malan sah ihn lange an. »Und Sie persönlich ... was versprechen Sie sich davon?«
    Nichts Besonderes, nichts Weltbewegendes, sagte Nappers Blick. »Die Ordnung ist wieder hergestellt, die Weißen sind dort, wo sie hingehören, nämlich oben. Und dann wären da noch die dreitausend Dollar, die Sie erwähnt haben.«
    »Es war nie die Rede von dreitausend Dollar!«
    »Doch, mein Freund, genau davon war die Rede. Ich hab mir sofort eine kleine Notiz in meinem Büchlein gemacht.« Napper betonte jede einzelne Silbe.
    »Mal angenommen, ich hätte die dreitausend für Sie — was schlagen Sie vor? Ihn zusammenzuschlagen? Eine Bombe hochgehen zu lassen in seinem Laden? Er wohnt direkt über dem Restaurant.«
    »Sein Wagen«, sagte Napper. »Die Leute hängen nun mal an ihren Autos. Man verursacht einen Haufen Kummer, wenn man eins beschädigt. Das Restaurant ist zu riskant, es könnten zu viele Leute verletzt werden.«
    »Und wie soll es vonstatten gehen?«
    »Eine kleine Sprengladung.«
    »Mit einem Zeitzünder?« Malan beugte sich mit leuchtenden Augen nach vorn. »Ein Funksignal!«
    »Zu umständlich«, widersprach Napper. »Quecksilber. Auf diese Weise löst das Opfer die Explosion selbst aus.«
    »Wie das?«
    »Wir wollen doch erreichen, dass ihm der Schrecken so richtig in die Knochen fährt, oder?«
    Malan nickte.
    »Zwei kleine Kleckse Quecksilber, im Kofferraum zum Beispiel, ein wenig Sprengstoff plus Zünder und Batterie. Die Zielperson steigt in das Fahrzeug und durch die Bewegung fließt das Quecksilber ineinander. Die elektrische Verbindung ist hergestellt und wumm! Genial daran ist, dass die Explosion durch das Einsteigen ausgelöst wird. Ihm geschieht nichts, allenfalls fliegt die Klappe vom Kofferraum hoch. Aber er wird sich vor Angst in die Hosen scheißen.«
    »Zeitpunkt?«
    »Sobald ich die Kohle habe«, sagte Napper.
    »Und woher weiß ich, dass das keine abgekartete Sache ist?«
    Napper sah ihn eindringlich an. Seine Stimme war ruhig und fest, als er sagte: »Ich will ganz offen zu Ihnen sein — ich brauche das Geld. Außerdem sind mir diese Schlitzaugen einfach zuwider.« Er redete sich mit einem Mal in Rage. »Zum Teufel mit denen! Ich wurde sogar zu einem Lehrgang verdonnert, damit ich lerne, mit diesen Schweinehunden

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