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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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angemessen umzugehen. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Dreitausend Dollar.«
    »Ich komm Ihnen entgegen. Die eine Hälfte jetzt, den Rest, wenn die Sache gelaufen ist. Was halten Sie davon?«
    Er wollte weder Kaffee noch Tee, stattdessen drängte er Malan, die Sache so schnell wie möglich anzupacken. Gemeinsam verließen sie das Haus und gingen zur Westpac in der Bridge Road. Mit fünfzehnhundert Dollar in der Tasche war Napper eine halbe Stunde später wieder zurück am Arbeitsplatz.
    Gegen dreizehn Uhr wurde ein Gespräch zu ihm durchgestellt. Eine Frau sagte: »Ich möchte Sergeant Napper sprechen.«
    »Am Apparat.«
    Die anfänglich resolute Frau schwieg. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Napper.
    »Hier ist Eileen Rossiter.«
    »Er sitzt in Untersuchungshaft, Eileen. Ich konnte nichts für ihn tun. Auf diese Dinge hab ich keinen Einfluss.«
    »Ich weiß. Ich war gerade bei ihm.«
    Sie schwieg erneut, also nahm Napper den Faden auf. »So ist nun mal der Lauf der Dinge, Eileen.«
    »Wie stehen seine Chancen, auf Bewährung rauszukommen?«, brach es aus ihr heraus. »Ich meine, hat er überhaupt noch eine?«
    »Theoretisch nicht. Man könnte versuchen, ein gutes Wort oder so für ihn einzulegen. Aber es müsste schon triftige Gründe dafür geben, verstehen Sie?«
    »Vielleicht könnte ich Ihnen welche liefern«, erwiderte Eileen.
    »Zum Beispiel?«
    »Informationen.«
    »Hängt von der Qualität dieser Informationen ab.«
    »Oh, die Qualität ist überzeugend.« Eileens Stimme klang jetzt selbstsicher und bestimmt.
    »Steckt Ihr Mann dahinter? Hat er was gehört?«
    »Ross hat nichts damit zu tun. Halten Sie ihn da raus.«
    Napper grinste in sich hinein, wohl wissend, dass er ihren wunden Punkt getroffen hatte. »Nur Sie und ich und der Telefonmast, hab ich Recht, Eileen? Wann können Sie herkommen?«
    »Zu euch komm ich mit Sicherheit nicht!«
    Napper wusste, dass sie das genau so meinte. Er hatte nur ihr Fauchen hören wollen. »Wir können uns auch irgendwo anders treffen. Heute Nachmittag?«
    »Die Lounge-Bar im Barleycorn, vierzehn Uhr«, sagte Eileen Rossiter. Klick. Sie hatte aufgelegt.
    Das Barleycorn schied aus zwei Gründen aus. Der Erste war recht simpel: Eileen hatte nicht einmal daran gedacht nachzufragen, ob ihm Ort und Zeit recht seien. Zweitens: Er traf sich dort regelmäßig mit einem seiner Informanten. Vielleicht ließ sich Eileen Rossiter ebenfalls rekrutieren; in dem Fall wollte er sie nicht gerade an diesem Ort treffen.
    Er verließ die Polizeistation und betrat vierzig Minuten vor der vereinbarten Zeit die Lounge-Bar des Barleycorn. Als er sah, dass Eileen noch nicht da war, ging er zurück zu seinem Wagen. Sie kam um kurz vor zwei. Niemand folgte ihr. Napper lief hinüber zu einer Telefonzelle auf der anderen Straßenseite, rief im Barleycorn an und ließ sich mit der Lounge-Bar verbinden. »Ich bin bei Ihnen mit einer Bekannten verabredet. Eileen Rossiter. Um die fünfzig, kurze dunkle Haare.«
    »Ist eben gekommen. Möchten Sie sie sprechen?«
    »Könnten Sie ihr bitte ausrichten, dass wir uns im Café gegenüber treffen. Allerdings werde ich mich eine halbe Stunde verspäten.«
    Dann setzte er sich wieder in sein Auto. Kurz darauf verließ Eileen das Barleycorn und überquerte die Straße. Angesichts ihres runden Gesichts und ihrer ausladenden Formen hätte Napper wetten können, dass sie Plunderstücke und eine Tasse Kaffee einem Drink im Barleycorn allemal vorzog. Nachdem sie im Café verschwunden war, stieg er aus dem Wagen und machte sich auf den Weg.
    Sie beugte sich gerade über die Glasvitrine und betrachtete die Torten und Kuchenstücke, als er eintrat. Sie spürte seinen Blick, richtete sich auf und musterte ihn. »Sie haben mich beobachtet.«
    In der Hoffnung, dass Schweigen sie verunsichern könne, blieb Napper ihr die Antwort schuldig. Doch sie schnaubte nur verächtlich. »Sie sind ’ne echte Lachnummer. Kaffee? Eine Kleinigkeit zu essen?« Und ohne seine Reaktion abzuwarten, bestellte sie zwei Cappuccino, ein Aprikosenplunder und eine Quarktasche. Dann führte sie ihn zu einem Tisch in der Ecke.
    Sie waren die einzigen Gäste. Der Duft des Kaffees erinnerte Napper daran, dass er noch nicht zu Mittag gegessen hatte. Eileen lächelte ihn an und klopfte auf die Sitzfläche eines Stuhls. Eine einladende Geste, die Napper verwirrte. Offensichtlich war sich Eileen ihrer Sache sehr sicher. Aus irgendeinem Grunde fragte er sich, wie es wohl sei, sie zu berühren.

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