Willküra (German Edition)

aussehen kann, wenn man seine Arme wie eine Barbie die ganze Zeit angewinkelt hält. Aber sie hatten sich dagegen entschieden, Hilfskärtchen oder einen Kugelschreiber zu halten, mit der Begründung, dass sie diese auch im wahren Leben nicht hielten. Statt dessen öffneten und schlossen sich ihre Finger ab und zu beim Reden, oder die Hände unterstrichen mit einer Geste das Gesagte.
    »Wir haben uns überlegt, dass wir euch unsere Planeten und Versuchswelten chronologisch präsentieren«, sagte der Leiter der Erfindungsabteilung.
    »Ja, denn so kriegt ihr gleichzeitig einen Überblick über die Geschichte der ERGA und über die Vielfalt unserer Staaten, Planeten und Versuchswelten«, vervollständigte der Leiter der Entwicklungsabteilung langsam.
    General Faulidös grunzte.
    »Ja super! Genau die Idee hatte der Moderator vom Film von der ERGA letztes Jahr auch schon.« General Faulidös schloss die Augen. »Weckt mich bitte, wenn das vorbei ist!«
    »Fangen wir also an mit Staat 1«, sprach der Leiter der Entwicklungsabteilung für seine Verhältnisse fast aufgeregt in die Kamera, die jetzt auf sein Gesicht zoomte, um kurz darauf sofort das Gesicht des Leiters der Erfindungsabteilung nah zu zeigen.
    »Dem Mutterplaneten von der ERGA sozusagen«, kommentierte dieser, und zeigte mit dem Zeigefinger in die Kamera.
    Dann waren wieder die Oberkörper der beiden Leiter zu sehen, sie lachten angestrengt wartend, bis ein vorbereiteter Film über Staat 1 begann.

75
     
    Gerolat hatte den beiden Wachmännern, die ihm Willküra an den Hals gehetzt hatte, vorgeschlagen, dass er ihnen eine Abkürzung durch das Schloss zum Schlosstor zeigen könnte, die sie bestimmt noch nicht kannten.
    »Ich kenne hier jeden Weg«, hatte der eine darauf geantwortet, als würden seine Worte schießen.
    »Mir kannst du auch nichts zeigen, was ich nicht schon kenne«, hatte auch der andere keine große Lust an diesem kleinen Spezialunternehmen gezeigt.
    Trotzdem hatte Gerolat die beiden überreden können, und jetzt führte er sie natürlich nicht auf eine geheime Abkürzung, sondern geradewegs in den Willkürherrschaftlichen Bohnengarten.
    Eigentlich war Gerolat insgesamt auf Fürchtedich IX. nicht gut zu sprechen, aber er hatte jetzt ein unheimlich großes Bedürfnis danach, einen Bohnenschnaps zu trinken. Und er hoffte, dass er Fürchtedich IX. in seinem Bohnengarten antreffen würde, um sein Bedürfnis befriedigen zu können.
    Während der gesamten Herrschaft des Willkürherrschers, oder jetzt eben der Herrschaft Taugtenichts XXII., hatte Gerolat Fürchtedich IX. eigentlich kaum irgendwo anders gesehen als dort in dem Bohnengarten.
    »Kommt mir komisch vor deine Abkürzung«, schoss es aus dem Mund des einen Wachmanns.
    Gerolat wunderte sich, dass dieser Einwand jetzt erst kam, denn ihnen hätte schon längst auffallen können, ja müssen, dass sie einen großen Umweg gingen.
    »Entweder da ist jetzt eine Feuerleiter vom Willkürherrschaftlichen Bohnengarten zum Schlosstor, oder ich glaub, du hast uns an der Nase herumgeführt, Gerolat!?«, wurde der Wachmann fast wütend und sprach wie ein Maschinengewehr.
    »Jetzt sei mal nicht so streng.« Gerolat versuchte, den Wachmann zu beruhigen, und dachte, dass es ihm auch nicht schaden könne, sich selbst ein bisschen ruhiger zu kriegen. Um das zu beschleunigen, drückte er sein Ohrläppchen zwei Mal, damit die Schnellentspannung starten würde. Aber es passierte nichts.
    Wo ist die Schnellentspannung, wunderte er sich, sah in dem Moment aber aus dem Augenwinkel Fürchtedich IX. im Bohnengarten hinter einer Pflanze stehen.
    »Ich muss noch kurz zu Fürchtedich IX. rüber«, erklärte sich Gerolat den Wachmännern. »Kommt mit!«
    Er gab dieses vorschlagende Kommando, weil er so versuchte, die Rolle des Anführers zu übernehmen, und damit Nachfragen zu verhindern. Manchmal klappte das. Denn sobald die kindliche Fragephase nach dem Warum aller Dinge bei den Menschen vorbei ist, lassen sie einiges ungefragt mit sich machen, und so war es auch in diesem Fall.
    Mit den beiden Wachmännern hinter sich ging Gerolat schnell auf Fürchtedich IX. zu.
    »Da bist du ja, Fürchtedich IX.«, rief Gerolat schnell und zwinkerte ihm sehr auffällig zu. »Du hast mich doch rufen lassen und wolltest noch dringend mit mir sprechen?!«
    Gerolat zwinkerte zur Sicherheit noch mal so übertrieben.
    »Ja, Ger-rrrrrr-n!«, schaute Fürchtedich IX. zwar leicht irritiert, spielte aber Gerolats Spiel mit, und versuchte auch