Willküra (German Edition)
dachte sie nun, sonst wäre die Geschichte mit Gerolat sicherlich anders ausgegangen.
Und je länger sie darüber nachdachte, desto eindeutiger schien es ihr richtig zu sein, Gerolat zum Mann zu nehmen.
Je nachdem, was er heute Nacht für eine Vorstellung hinlegt, dachte sie freudig erregt und hoffte, er würde sie nicht enttäuschen. Aber wie gut ein Mann im Bett war, das konnte man ihm einfach nicht ansehen.
Gerolat war doch im Grunde ein attraktiver Mann, warum hatte sie das all die Jahre nur übersehen? Wahrscheinlich, weil Gerolat immer mit ihrem Bruder irgendwelche sprachlichen Ungereimtheiten und Finessen bis ins Detail besprochen hatte. Dabei hatte sie sich immer fast zu Tode gelangweilt. Und ansonsten hatte sie ihn eigentlich kaum gesehen.
Bald schon wird sich zeigen, ob er nur ein Taschenspieler ist, oder einer Willküra würdig, dachte sie und stellte sich vor, wie er sie befriedigte.
Hinter ihr knallte plötzlich ein Stein auf den Boden. Sie drehte sich erschrocken nach dem Geräusch um, doch sie sah nichts. Sie schaute noch die Fensterfront hoch, aber auch da sah sie nichts.
Als sie sich wieder umdrehte, sah sie Fürchtedich IX. aus einer Tür in den Innenhof kommen.
»Willküra!«, rief er ihr zu und kam ihr schnell entgegen. »Wo warst du nur so lange? Ich hab dich ja schon nicht mehr gesehen seit, seit, na, hilf mir eben schnell?«
»Seit dem Bohnengarten?!«, antwortete sie etwas entsetzt über die immer schneller voranschreitende Senilität bei Fürchtedich IX. Vielleicht lag es auch an diesem Bohnenschnaps, der ihm sicherlich einige Gehirnwindungen anders belegt hatte. In diesem Moment war sie nun wirklich sehr froh, dass sie Gerolat nun noch als mögliche Alternative zu ihm gefunden hatte. Natürlich wollte sie nicht unbedingt einen Mann, der ihr zu sehr in ihre Staatsgeschäfte herein reden würde, und das war bei Fürchtedich IX. ja sicherlich nicht mehr zu erwarten, aber sie wollte auch keinen Dummkopf, mit dem sie nicht mal normal reden könnte. Und in ihre Geschäfte würde Gerolat ihr sicher auch nicht reinreden, er müsste ja nur genau das machen, was er auch bei ihrem Bruder schon gemacht hatte.
»Ach ja richtig, seit dem Bohnengarten«, spielte Fürchtedich IX. den Dummen. »Wie war denn dein Termin beim Arzt?«, legte er fürsorglich seine Hand auf ihre Schulter.
Willküra wunderte sich, dass er sich das noch gemerkt hatte.
»Hab ich verschoben«, sagte sie kurz angebunden, »ich hatte zu wenig Zeit.«
Plötzlich dachte sie, sie hätte Dr. Triddl hinter einem der Fenster gesehen, wie er sie anstarrte. Sie schaute noch mal hin, aber er wieder verschwunden.
Es kann nicht mein schlechtes Gewissen gewesen sein, das mich so trügt, dachte Willküra, ich habe doch gar kein schlechtes Gewissen!
Sie schaute noch mal zu dem Fenster hin, und sah nichts als die Spiegelung der gegenüberliegenden Seite. Doch irgendwas Kleines bewegte sich doch da auch?! Das bildete sie sich doch nicht ein?!
Willküra drehte sich rasch um und sah, wie zwei Zwerge über den Innenhof direkt auf sie zu robbten.
Sofort rannte sie auf sie zu, packte sie an den Beinen, schüttelte sie, dass ihre Waffen heraus fielen und hielt sie stolz vor Fürchtedich IX. in die Luft, wie die Beute eines erfolgreichen Jagdausflugs.
Fürchtedich IX. wurde ganz hektisch. Hier hatte er jetzt doch tatsächlich eine Chance, einen Zwerg zu bekommen! Er hatte Raja vorhin einfach abgewürgt, und behauptet, er würde einen mitbringen, obwohl er nicht die leiseste Ahnung gehabt hatte, wo er einen Zwerg hernehmen sollte. Und plötzlich waren sogar zwei Zwerge greifbar.
Jetzt konnte alles gut werden!
Die Hirndaten vom Willkürherrscher hatte sein Bruder ihm freundlicherweise schon zukommen lassen, wenn er jetzt noch den Zwerg mitbrächte, konnten sie den Willkürherrscher zurück bringen, bevor Willküra ihn zurück erwartete.
Und dann: Gegenschlag, Willküra! Fürchtedich IX. freute sich auf den Moment, in dem Willküra ihm unterlegen sein würde und sich bei ihm für alles würde entschuldigen müssen.
Als sein Bruder ihm gesagt hatte, dass Willküra ein Kind von ihm erwartete, war er kurz schwach geworden und hatte sogar darüber nachgedacht, sich der Situation einfach zu fügen.
So schlimm kann es doch gar nicht sein, hatte er gedacht, wenn ich mit der Willkürherrscherin verheiratet bin, kann mir doch kaum etwas passieren, sie wird ohnehin nie Zeit für mich haben, und ich kann mich um unsere Tochter kümmern! Und dass es
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