Willküra (German Edition)
Hochzeit, Willkürherrscher!«
Wie konnte der Willkürherrscher nicht auf seine eigene Hochzeit trinken wollen? Das wäre ja so, wie sich selbst ein böses Omen in den Weg stellen. Also trank er aus und wollte Fürchtedich IX. sofort danach wieder in den Garten herausschieben, aber der nahm ihm schon das Glas ab und füllte es in einer für den Willkürherrscher unfassbaren Geschwindigkeit wieder auf.
»Auf eure Kinder«, reichte Fürchtedich IX. das Glas rüber, »derer ihr hoffentlich recht bald reichlich haben werdet, Willkürherrscher!«
Der Willkürherrscher atmete verzweifelt laut aus. Er hatte nun schon einen Bohnenschnaps mehr getrunken, als er zulassen wollte, und zwei mehr, als gut für ihn waren. Aber nicht auf seine zukünftigen Kinder trinken? Was würden sie sagen, wenn sie das einmal herausfinden würden?
Er stieß also an das Glas von Fürchtedich IX. an und schüttete angeekelt den Bohnenschnaps in sich hinein.
Vier Schnäpse weiter saßen beide Arm in Arm und Oberschenkel an Oberschenkel gepresst auf der Tischkante und Fürchtedich IX. lallte dem Willkürherrscher ins Ohr.
»Weißt du, du musst halt aufpassen, dass sie dich nicht um den Finger wickelt, Willkürherrscher. Das können Frauen nämlich nur zu gut, Willkürherrscher!«
»Ich kann auf jeden Fall jeden Rat gebrauchen, was die Frauen angeht, Fürchtedich IX., ich kenn mich da nämlich gar nicht aus«, lallte der Willkürherrscher zurück.
»Du kannst jederzeit zu mir kommen, Willkürherrscher«, nickte Fürchtedich IX. verständnisvoll. »Du weißt ja, wo du mich findest: immer im Bohnengarten, Willkürherrscher.«
»Ach Fürchtedich IX., wir müssen unbedingt öfter mal so reden«, grinste der Willkürherrscher debil und wankte ein wenig nach links, dass es gut war, dass Fürchtedich IX. seinen Arm um ihn gelegt hatte.
Plötzlich klopfte es heftig an der Tür, dass beide erschraken.
»Willkürherrscher!?«, dröhnte es durch die Tür.
»Das bin ich!«, stellte der Willkürherrscher fest, zeigte erst mit dem Zeigefinger auf sich, stand dann auf und wankte zur Tür.
Das klopfen hörte nicht auf.
»Willkürherrscher?!«
Der Willkürherrscher war inzwischen an der Tür angekommen, hatte aber Schwierigkeiten, den Türknopf zu fokussieren und griff zwei Mal daneben. Fürchtedich IX. lachte laut.
Endlich packte der Willkürherrscher den Türknopf, riss die Tür auf und hielt sich daran aufrecht.
»Willkürherrscher?!«, schrie ihm in dem Moment der Wachmann ins Gesicht, da er nicht hatte ahnen können, dass der Willkürherrscher jetzt plötzlich vor ihm stehen würde.
»Das bin ich!«, antwortete der Willkürherrscher und zeigte wieder betrunken mit dem Zeigefinger auf sich.
Der Wachmann drehte sich leicht beschämt zur Seite.
»Die Abordnung der Nachwuchskräfte steht im kleinen Salon. Die Sektgläser sind gefüllt und werden bald schal, lässt der Stabschef für Empfänge, Feierlichkeiten und andere Anlässe der erfreulichen Art ausrichten, Willkürherrscher.«
»Ah, der Sektempfang!«
Der Willkürherrscher ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken, dass die Zeit so schnell umgegangen sein sollte. Er war also schon zu spät dran für den Sektempfang.
»Ja, der Sektempfang!«, sagte er noch einmal.
Er schaute nach hinten, um zu sehen, wie Fürchtedich IX. auf diese Nachricht reagierte.
»Der Sektempfang!?«, sagte er noch einmal, auf eine Lösung für das soeben vom Wachmann herein getragene Problem hoffend.
»Der Sektempfang, Willkürherrscher?!«, rief Fürchtedich IX. und wandte sich dann völlig ernst an den Wachmann. »Der Sektempfang findet normalerweise immer einen Tag nach dem gedachten Tag des Sektempfangs statt, Wachmann. Also nicht heute, Wachmann. Sag dem Stabschef für Empfänge, Feierlichkeiten und andere Anlässe der erfreulichen Art, dass sich die Abordnung der Nachwuchskräfte im Termin geirrt hat, Wachmann. Sie sollen am richtigen Tag wieder kommen, Wachmann. Also am Tag nach dem Tag, am dem sie denken, dass es der richtige ist, Wachmann. Wir haben hier ohnehin noch Wichtiges zu bereden, Wachmann.«
»Willkürherrscher?«, versicherte sich der Wachmann beim Willkürherrscher, ob er der Anweisung Fürchtedich IX. folgen sollte.
Der nickte soweit er konnte mit dem Kopf nach vorne und hinten.
»Ja, ganz genau so ist es!«
Sofort schmiss er die Tür zu.
»Und wann ist dann jetzt der Termin für den Sektempfang?«, fragte der Willkürherrscher Fürchtedich IX. aus Angst, diesen später zu verpassen,
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