Willküra (German Edition)
aber anstelle einer Antwort bekam er einen weiteren Bohnenschnaps in die Hand gedrückt.
»Auf die Frauen, Willkürherrscher!«, rief Fürchtedich IX und der Willkürherrscher hatte auch diesem nichts entgegenzusetzen, als mit anzustoßen.
22
»Und wo kommt dein Name her? Der klingt irgendwie so, so …«, die Schwester des Willkürherrschers überlegte kurz, denn sie wollte genau das richtige Wort treffen, »so komisch!«
Amanus lächelte und nickte höflich.
»Da sind Sie nicht die Erste, die mich das fragt, Schwester des Willkürherrschers.«
»Das ist doch keine Antwort!«, fuhr die Schwester des Willkürherrschers Amanus an und stand vom Sofa auf.
»Ich sehe dich hier viele Fragen aufwerfen, Kleines, aber keine Antworten liefern.«
Die Schwester des Willkürherrschers ging ein paar Schritte durch die neu umgebaute Wohnung über dem Regierungssaal.
»Du tauchst plötzlich auf, verdrehst meinem Bruder den Kopf, wobei ich immer noch nicht feststellen konnte, was an dir so kopfverdrehungswürdig ist, veränderst hier sofort alles, und verweigerst dich sogar, mir deine Herkunft zu verraten?«
»Amanus kommt von«, wollte Amanus sich ein wenig erklären, denn die Schwester des Willkürherrschers würde bald ihre Schwägerin werden, und Familie sollte man sich besser nicht zum Feind machen.
»Unterbrich mich nicht!«, schrie die Schwester des Willkürherrschers, riss sich aber sofort wieder zusammen, ging zum Sofa zurück und setzte sich mit überheblicher Pose wieder hin. »Ich rede mich gerade warm!«
»Entschuldigung«, machte sich Amanus stimmlich klein.
»Ich möchte dir jetzt erklären, warum es nicht in Frage kommt, dass du meinen Bruder heiratest. Und wenn ich damit fertig bin, und du das kapiert haben wirst, wirst du hier alles wieder so herrichten lassen, wie es war, bevor du hier wütetest, und dann wirst du verschwinden. Denn, und das ist ganz knapp vorab schon einmal erklärt: hier ist eine Frau an meines Bruders Seite nicht erwünscht. Die einzige Frau, die in diesem Staate erwünscht ist und immer erwünscht sein wird, das bin ich.«
Sie grinste Amanus unverschämt an.
»Der Willkürherrscher«, fing Amanus an, doch die Schwester des Willkürherrschers war lauter und schneller, und zudem erbarmungslos.
»Kannst du auch mal mehr sagen als nur zwei Wörter am Stück? Du bist so ein kleines Dummchen, dass ich es nicht fassen kann. Hat mein Bruder überhaupt schon mal mit dir gesprochen, oder hat er dich nur gesehen? Das ist doch unfassbar. Da scheint ja nicht viel drin zu sein in deinem kleinen Köpfchen, das kann ja nur über das Aussehen gegangen sein, eure Schnellverliebung. Aber selbst das, also dein Aussehen, und ich werde mich für meine folgende Aussage nicht entschuldigen: du siehst langweilig aus! Schön zwar vielleicht irgendwie, aber langweilig. Lang-wei-lig!«
Die Schwester des Willkürherrschers bekam immer mehr Spaß an diesem Gespräch, beziehungsweise ihrem Monolog. Sie war wieder aufgestanden und ging ein bisschen umher, als sie aus dem Augenwinkel den Mantel des Willkürherrschers auf einem Stuhl liegen sah.
Höchst erfreut nahm sie den Mantel vom Stuhl und baute ihn wie ein Requisit in ihre Rede ein.
»Was weißt du über das Leben, den Hof, die Herrschaft, die Macht?«
Sie zog sich den Mantel über und bekam eine Gänsehaut. Ihr Bruder hatte ihr immer untersagt, den Mantel anzuziehen. Nicht ein einziges Mal hatte sie ihn anprobieren dürfen. Nie hatte er ihn achtlos irgendwo liegen lassen, dass sich ihr die Gelegenheit geboten hätte, ihn wenigstens heimlich mal an sich zu nehmen. Und jetzt, nach all den Jahren, spürte sie die Macht auf ihren Schultern. Die Schwester des Willkürherrschers fühlte sich großartig.
»Nichts, nichts, nichts, das vermute ich. Nichts weißt du.«
Dem Mantel gefiel die Schwester des Willkürherrschers überhaupt nicht. Er hatte sich so danach gesehnt, dass er auch einmal Brüste umhüllen würde, aber das war nun die Vollenttäuschung. Die Schwester des Willkürherrschers war kalt. Und relativ formlos. Ja, das musste er leider feststellen. Vorne und hinten formlos. Der Po, fiel ihm auf, war besonders flach. Da hatte der Willkürherrscher ja einen knackigeren Po. Wie hatte es nur so weit kommen können, dass diese Frau ihn nun tragen durfte? Er hoffte sehr, dass das nicht auf eine irreversible Verschiebung der Machtverhältnisse zurückzuführen war, und um sofort ein Zeichen zu setzen, wickelte er seinen rechten unteren Saum
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