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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Erfindungsabteilung in die Gedanken, »ich hab grad ein bisschen Schwierigkeiten. Ich hab mich beim letzten Erfinderkongress in eine attraktive Frau verguckt. Und nicht nur das, wir waren auch zusammen essen. Ich finde die wahnsinnig scharf und denk andauernd an die. Auch wenn ich zu Hause bin. Das ist echt anstrengend, sag ich dir, wenn du deine Frau vor dir sitzen hast, aber an eine andere denkst, von der du aber ja auch nur denkst, dass sie die bessere Alternative ist, bis du mit ihr zusammen bist und sie nach Jahren anschaust und dabei an eine andere denkst, die du kurz vorher kennengelernt hast und wahnsinnig attraktiv findest. Es ist ja ein nie endender Zyklus, das ist mir schon klar. Das ist ja das, was mich am meisten fertig macht gerade. Nicht nur meine Dauergedanken an die scharfe Maus vom Kongress, sondern das Wissen um die Unmöglichkeit einer dauerhaften Lösung dieses Grundproblems. Also weißt du, wenn ich wüsste, o.k., dann verlass ich meine Frau, komm mit der Kleinen zusammen, und dann bin ich, oder sind wir, für immer glücklich, dann würd ich das ja einfach machen. Bums aus. Aber ich denke dann: nee, ich verlass meine Frau, komm mit der Kleinen zusammen, wir sind eine Weile glücklich, dann treff ich eine andere, auf dem nächsten Kongress, find die scharf – und dann? Ich kann doch nicht alle Frauen für andere Frauen verlassen?«
    Gesandter 6574 hatte inzwischen die Arme von den Schultern der beiden genommen. Sie waren etwas größer als er, und das machte die Armstellung für ihn auf Dauer sehr ungemütlich.
    Ich muss dringend meine Arm- und Schultermuskeln besser trainieren, dachte Gesandter 6574 und fragte sich, wann er das noch machen sollte. Da bemerkte er, dass der Leiter der Erfindungsabteilung aufgehört hatte zu reden.
    »Ich war gerade in einer Schnell-Konferenz mit General Faulidös und Fürchtedich IX.«, fing er also an, sein dringendes Interesse an den Zwergen zu erklären. »Und Fürchtedich IX. hat uns mitgeteilt, dass dieses Mal der Willkürherrscher selbst zum Herrschertreffen kommen wird.«
    »Ja? Nicht mehr die Schwester des Willkürherrschers?«, der Leiter der Entwicklungsabteilung war erstaunt.
    »Nein, nicht die Schwester des Willkürherrschers. Und genau das macht mir Sorgen.«
    Gesandter 6574 ging ein bisschen schneller. Er war aufgeregt und er wollte nicht unnötig Zeit verschwenden.
    »Versteht ihr? Aus meiner Sicht lässt das zwei ernst zu nehmende Schlüsse zu. Erstens, die angenehmere Variante: der Willkürherrscher hat seine Schwester eliminiert, entmachtet, abgeschoben oder sonst etwas in dieser Art, und kommt nun deshalb selbst. Variante zwei, für uns und unsere Ziele die unangenehme Variante: die Schwester des Willkürherrschers schickt den Willkürherrscher zum Treffen, um ihn aus dem Willkürherrschaftlichen Staat raus zu bekommen. Und das hieße für uns: höchste Alarmstufe!«
    »Welch Vorstellung!«, riefen beide Leiter gleich entsetzt und wurden nun auch schneller in ihrem Schritt. Am Ende des Ganges stiegen sie in einen Aufzug, der sie in Ebene -10 bringen sollte. Nachdem sich die Türen geschlossen hatten, und der Aufzug sich in Gang gesetzt hatte, ruckelte und wackelte es Besorgnis erregend.
    »Ich weiß, dass wir Aufzüge nur noch selten nutzen«, sagte Gesandter 6574 seine Angst überspielend, »aber solange wir sie nicht völlig abgeschafft haben, müssen wir die Dinger auch warten und in Ordnung halten. Nicht einfach verrotten lassen.« Er wandte sich an den Leiter der Entwicklungsabteilung. »Ich übertrage dir jetzt die Verantwortung dafür, dass das in Zukunft geschieht. Das ist ja sonst absurd, dass die alte Technologie für uns riskanter werden kann, als die neue! Wir müssen ohnehin demnächst mal überlegen, was noch Sinn macht, an alten Dingen beizubehalten, und was weg kann. Aufzüge können wir direkt mit auf die Liste setzen.«
    Als der Aufzug anhielt, die Tür aufging und sie tatsächlich auf Ebene -10 angekommen waren, stiegen die drei schnell erleichtert aus.
    »Hier links«, führte der Leiter der Entwicklungsabteilung die drei an die Tür zum ‚Zwergenreich‘, wie er es nannte.
    Als die Tür aufging, dachte Gesandter 6574 wie so oft, dass er zwar wusste, was in seinem Staat vorging, aber dann doch eigentlich gar nicht wusste, was genau.
    Er hatte sich zum Beispiel nie wirklich viel vorgestellt, wenn er an die Produktion der Zwerge gedacht hatte, aber irgendwie hatte er so eine Idee gehabt, dass es eine Fertigungshalle mit

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