Willküra (German Edition)
einen Zwerg, der die Aufgabe erfüllt, die Akkumulation von über 4000 Einheiten Bosheit/mg aufzuspüren, an den Herd der Bosheit zu gelangen, egal in welchem Teil des Universums er sich befindet, also muss er auch die unüberwindbaren Grenzen überschreiten können, und wenn er an dem Herd der Bosheit angelangt ist, und wir sprechen hier insgesamt von wenigen Sekunden, in denen das alles passieren soll, dann soll er diesen Herd der Bosheit sofort eliminieren. Im akuten Fall die Schwester des Willkürherrschers. Wieso ist das so schwer?«
Gesandter 6574 schaute eine vernünftige Antwort erwartend in die Runde.
»Uns fehlt ein Code«, gab der Leiter der Entwicklungsabteilung langsam zu, »wenn wir den einbauen, dann sollte es funktionieren, auch die Informationen der Zielhandlungen bei der Überschreitung der unüberwindbaren Grenze zu erhalten. Doch dieser Code ist uns nicht zugänglich. Er befindet sich in einem der beiden anderen Staaten. In welchem, wissen wir nicht. Doch soviel ich weiß, steht dieser Code in einem Buch. Er ist wohl verschlüsselt darin eingebaut. Wenn wir an dieses Buch kommen, können wir endlich unser Ziel erreichen, das Böse, egal wo, rechtzeitig zu eliminieren, um so das Gleichgewicht der Kräfte im Universum zu erhalten.«
»Ich kenne unser Ziel. Ich weiß, dass wir die Kräfte im Universum im Gleichgewicht halten müssen. Das brauchst du nicht extra sagen. Sag mir lieber, was ich nicht weiß: wie heißt das Buch, das wir finden müssen?«
»Nach unseren jetzigen Informationen befindet sich der Code in einem Buch mit dem Titel ‚Die Geheimnisse der unbewussten Handlungen und die Erklärungen ihrer.«
37
»Wie sehr magst du deine Schwester eigentlich?«, fragte Amanus den Willkürherrscher und bediente sich an den Häppchen, die ein Wachmann ihnen auf Anfrage gebracht hatte.
Der Willkürherrscher hätte auch gerne eins der Häppchen genommen, war doch dieses Mal auch Camembert-Preiselbeere dabei, was er besonders mochte, aber er traute sich noch nicht so recht, denn sein Magen war noch sehr instabil.
»Sie ist meine Schwester, Amanus, was ist denn das für eine Frage?«
»Na ja«, schlug Amanus die Augen weit auf und bohrte kurz mit der Zunge eine Preiselbeere aus ihrem linken unteren Backenzahn, »wenn ich dich bitten würde, sie vom Willkürherrschaftlichen Hofe zu verbannen, würdest du es tun?«
»Was wäre denn das für eine schäbige Aufforderung?«, fragte der Willkürherrscher und beschloss, dass die Tatsache, dass die Frage im Konditional gestellt war, ihn nicht tatsächlich aufhorchen lassen musste. Nicht wenig war dieser Beschluss auch der Tatsache geschuldet, dass er sich in einem Kater-Zustand befand, der ihm das Denken schwer machte.
Er wusste, dass dieser Zustand noch viele Stunden anhalten würde, und so lange würde er versuchen müssen, jede Form von ernsthafter Auseinandersetzung oder wichtigen Entscheidungen vor sich her zu schieben. Außerdem hatte er, war ihm soeben aufgefallen, noch nie wirklich darüber nachgedacht, wie sehr er seine Schwester eigentlich mochte. Zu viele Gründe hielten ihn nun also von einer echten Antwort ab, aber sicher würde er Amanus, wenn es ihm wieder gut ging, noch einmal auf diese Frage ansprechen und versuchen zu klären, wieso sie so eine Frage, wenn auch nur im Konditional, stellte.
»Ich weiß nicht, ob du es vorhin mitbekommen hast, du warst ja immerhin recht lädiert«, versuchte Amanus sich zu erklären, »es ist nur eben so, dass deine Schwester mich wüst beschimpft hat und von mir verlangt hat, den Willkürherrschaftlichen Hof zu verlassen.«
Der Willkürherrscher stöhnte laut auf.
»Amanus bitte. Ich kann noch nicht klar denken. Lass uns lieber in das Sprudelbad steigen! Ich glaube, das könnte mir jetzt ganz gut tun.«
»Au ja!«, rief Amanus freudig erregt und nahm den Willkürherrscher an der Hand. Bevor sie in das Sprudelbad stiegen, küssten sie sich. Erst kurz, dann immer leidenschaftlicher, bis sie begannen, sich gegenseitig zu entkleiden. Zuerst warf Amanus den Willkürherrschaftlichen Mantel in eine Ecke, was dieser übrigens als freche Unart wahrnahm, denn normalerweise wurde er vorsichtig irgendwo abgelegt, und nicht achtlos abgeworfen, aber er wollte jetzt auch nicht so sein, immerhin ging es hier um frisches Liebesglück und es muss die unglaubliche Lust gewesen sein, die Amanus zu dieser Tat geführt hatte, nicht ihr eigentliches Wesen, er wollte ihr also verzeihen, denn immerhin war er auch
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