Willküra (German Edition)
zu etwas bringen würde. Und der einzige Haken war im Grunde, dass er mit WED zusammen arbeiten musste, einer Organisation, der er sehr skeptisch gegenüber stand.
Bei 1.000 wird sie noch nicht hier sein, dachte Dr. Triddl plötzlich. Ich muss mindestens bis 10.000 zählen. Oder einfach warten ohne zu zählen. Oder einfach jetzt schon reingehen.
Er war hin- und hergerissen. Wenn er auf die Schwester des Willkürherrschers warten würde, dann würde er mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit bald zum Willkürherrscher werden, wenn auch nur angeheiratet. Wenn er jetzt hineingehen würde, dann würden ihn unvorhersehbare Ereignisse erwarten.
Vielleicht sind die unvorhersehbaren Ereignisse besser, vielleicht aber auch schlechter als die vorhersehbaren, seufzte er und ihm fiel keine bessere Lösung ein, als dass er jetzt erst mal bis 1.000 zählen würde, und danach, wenn er dann immer noch nicht wüsste, was er tun sollte, würde er sich und sein Schicksal dem Wurf einer Münze anvertrauen.
39
»Schau mal, hier ist mein Unterhemd gelandet!«, rief Jamel und versuchte, es aus dem Gebüsch heraus zu holen, was nicht ganz so einfach war, denn es schien von den Ästen des Gebüschs festgehalten zu werden.
Die Schwester des Willkürherrschers lächelte mild über die Tollpatschigkeit Jamels.
»Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich so weit werfen kann!«, fügte Jamel noch hinzu und befreite sein Unterhemd endlich aus dem Busch. Während er zur Schwester des Willkürherrschers zurück ging, zog er sich das Unterhemd über und zupfte mit Daumen und Zeigefinger ein paar Blattreste davon ab.
»Es war atemberaubend wie immer«, kam er bei der Schwester des Willkürherrschers an, umarmte sie, küsste ihr die Haare und grinste. »Verlobte!«, setzte er mit Nachdruck noch dahinter.
»Ja, da kann man nicht meckern«, freute sich die Schwester des Willkürherrschers. »Du hast eben eine gute Grundausstattung. So, aber«, schob sie Jamels Umarmung von sich, »du hast jetzt den vorehelichen Geschlechtsakt im Freien bekommen, auf dem du so bestanden hast, dann müssen wir also jetzt die Fakten für gleich durchgehen.«
»Alles was du willst, Liebste!«, juchzte Jamel. »Ich meine natürlich, alles was du willst, Verlobte!«
»Gut, dann komm. Ich erklär es dir unterwegs«, stiefelte die Schwester des Willkürherrschers sofort los und Jamel stolperte hinter ihr her, denn er wusste, dass er jetzt alles von dem, was sie sagen würde, mitbekommen musste. Immerhin war er ihr jetzt als Verlobter verpflichtet, alles im Rahmen seiner Möglichkeiten zu tun, um sie glücklich zu machen!
40
»Mathilde, Mathilde, meine liebe Mathilde!«, sang General Faulidös gemurmelt vor sich hin. Er stand vor einem kleinen Beistelltisch, auf dem sich ein großer Teller mit Obst befand. Er holte sich gezielt die Erdbeeren vom Teller, nahm eine nach der anderen und stopfte sie sich in den Mund.
Er liebte Erdbeeren wirklich sehr, und hatte sich eine ganz eigene Erdbeer-Essweise zugelegt. Er nahm die Erdbeere, pulte das Grün oben ab, legte sie mit der breiten Seite auf seine Handinnenfläche, presste die Erdbeere mit nicht wenig Druck so lange an seine Lippen, bis die Oberfläche der Erdbeere dem Druck nachgab und zwischen Hand und Lippen zerquetscht wurde. In dem Moment erzeugte er durch das leichte Öffnen seines Mundes einen Unterdruck, mit dem es ihm Spaß machte, die angequetschte Erdbeere in seinen Mundraum hinein zu saugen, und während er die Erdbeere im Mund mit der Zunge an seinem Gaumen noch weiter zerquetschte, und teilweise auch auf die Erdbeere biss, so dass die kleinen Erdbeerkerne zwischen seinen Zähnen knirschten, begann er schon, vor lauter Gier, die Frucht herunter zu schlingen und leckte sich dann den soeben entstandenen Erdbeersaft von der Handfläche.
»Mathilde, Mathilde, meine liebe Mathilde!«, sang er wieder, bevor er die nächste Erdbeere nahm, die auf die gleiche Weise in ihm verschwand.
»Haben wir eigentlich noch von dem Kalbsbraten?«, rief er mit halb vollem Mund in die Küche.
»Natürlich!«, kam der Koch nur wenig später aus der Küche und brachte General Faulidös einen Teller mit dünn geschnittenem Kalbsbraten und ein paar Scheiben Brot dazu.
»Du bist mein bester Freund!«, grinste General Faulidös den Koch an. »Setz dich zu mir, lass uns reinhauen!«
»Ich kann nicht, ich hab das Soufflé für dich und Mathilde im Ofen. Gefährliche Stufe gerade!«, erwiderte der Koch und war schon wieder
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