Willküra (German Edition)
in der Küche verschwunden.
»Mathilde, Mathilde, meine liebe Mathilde«, summte General Faulidös wieder halb singend und versenkte mit nach hinten geneigtem Kopf eine Scheibe Kalbsbraten von oben in seinem Mund.
»Lecker!«, schmatzte er.
»Um dich brauch ich mir keine Sorgen zu machen, dass du mal einen zu hohen Puls hast, Faulidös, oder?«, fragte Mathilde, die plötzlich auf einem Stuhl am Tisch saß.
»Mathilde! Meine liebe Mathilde!«, drehte sich General Faulidös um, ging zu Mathilde herüber, küsste ihr die Hand und setzte sich neben sie.
»Natürlich brauchst du dir um mich diesbezüglich keine Sorgen zu machen!«
Er lachte laut und zufrieden.
»Du weißt, ich liebe die Annehmlichkeit, das Wohlbefinden, die Bequemlichkeit, die Ruhe, ja, und natürlich die Faulheit. Wenn ich Probleme mit einem zu hohen Puls hätte, wäre ich wohl kaum der faulste Mann im Staat. Ich langweile dich sicherlich, aber ich wiederhole es doch immer wieder gern, meine liebe Mathilde!«
Er lehnte sich gemütlich zurück.
»Ich bin stolz darauf, dass ich in einem Staat lebe, in dem die Herrschaft an den allerfaulsten Mann geht.«
Er senkte seine Stimme, um Mathilde zu signalisieren, dass er einen kurzen gedanklichen Einschub hatte, den er genau hier unterbringen wollte.
»Die Herrschaft könnte sicherlich auch an eine Frau gehen, ich will da ganz offen sein, aber die Erfahrung zeigt, dass eine Frau einfach nie so faul sein kann, wie ein Mann, und somit bleibt de facto in unserem System einer Frau der Weg an die Spitze versagt.«
Er nickte kurz nachdenklich, und sprach mit leerem, nachdenklichen Blick weiter.
»Na gut, dafür können Frauen dann eben Kinder kriegen, und uns Männer damit ganz schön unter Druck setzen«, er nickte weiter, als erinnere er sich an die ein und andere Gelegenheit, in der ihm so etwas passiert war, dann wurde sein Blick aus dem Nichts plötzlich wieder lebendig und er erhob seine Stimme.
»Um also kurz und knapp zu sagen, was ich sagen wollte, Mathilde: ich bin stolz darauf, dass ich mich an die Spitze dieses Staates gefaulenzt habe, und mich somit General Faulidös nennen darf.«
»Gibt er wieder mit seiner unendlichen Faulheit an?«, fragte der Koch, der unbemerkt herein gekommen war und jedem der beiden ein Erdnuss-Soufflé mit Shrimps und Currysahne servierte.
»Jaja, wie immer«, antwortete Mathilde dem Koch, »so ganz hab ich das zwar trotzdem immer noch nicht verstanden, das Konzept, den faulsten Mann des Staates als Staatschef einzusetzen, aber das hier sieht sehr köstlich aus!«
»Auf Wunsch von General Faulidös gibt es heute eine Soufflé-Folge. Du kannst dich also noch auf einiges freuen!«
Als der Koch wieder in der Küche verschwunden war, lehnte sich General Faulidös zu Mathilde rüber.
»Wie er das immer macht, die Soufflés rechtzeitig aus dem Ofen zu holen, unglaublich. Er ist eben ein fleißiger, schneller Arbeiter. Mit dieser Einstellung wird er es hier im Staat nie zu etwas bringen.«
»Mein lieber General«, sagte Mathilde, nachdem sie vom Soufflé probiert und festgestellt hatte, dass sie dafür nur zwei von fünf Sternen geben würde. Nicht, weil es nicht gelungen gewesen wäre, sondern einfach, weil sie es nicht mochte. Eine Soufflé-Folge, auf so eine seltsame Idee konnte nur General Faulidös kommen.
»Nun verrate mir doch, weshalb du mich zu dir eingeladen hast. Es wird sicher nicht die Idee einer Soufflé-Folge sein, die dich dazu bewogen hat, mich bei dir haben zu wollen? Natürlich ist mir bewusst, dass es keinen wirklichen Sinn macht, bei dir, dem faulsten Mann des Staates, zu drängen, aber ich habe heute noch Termine und muss diese pünktlich einhalten.«
»Pünktlich, pünktlich! Wieso du dir das immer antust?!«
»Ich bin die Frau des Unternehmenschefs, was bleibt mir da anderes übrig?«
»Es ist eine Schande! Warum heiraten immer die besten Frauen irgendwelche reichen Schnösel, die keinen Sinn für Verstand haben? Warum wirst du nicht lieber selbst zur Unternehmerin? Du brauchst nur Mut, Mathilde, mehr hatte dein Mann auch nicht, als er WED gegründet hat. Ich weiß es sogar ziemlich genau: er hatte keine Ahnung von nichts. Wann versteht ihr Frauen endlich, wie schlicht die Geschäfte der Männerwelt sind? Ich verrate dir jetzt den entscheidenden Satz, mit dem es funktioniert: Fake it and you’ll make it.«
Die Haushaltshilfe kam und räumte die Teller weg. An deren Stelle stellte der Koch nun große Teller mit jeweils drei kleinen
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