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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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Hinterkopf haltend und den Teil der Tischplatte, der jetzt genau über ihm war, absuchend.
    Nach der Konferenzschaltung mit General Faulidös und Gesandter 6574 war er noch im Arbeitszimmer geblieben. Er würde nachher ohnehin wieder hierherkommen müssen, hatte er gedacht, warum also hätte er schon wieder in den Bohnengarten gehen sollen, wenn er noch ein bisschen in Erinnerungen schwelgen konnte. Alle seine Daten waren noch hier abgespeichert, und die hatte er sich anzeigen lassen wollen. Fotos, Videos, Schriftstücke, seine Listen der besten Zehn, die er täglich penibel ausgefüllt hatte, Notizen, selbst ein paar Tagebucheinträge hatte er hier getätigt, doch der Tisch blieb hart, als es um die Eingabe des Kennworts ging.
    »Du hast meinen Fingerabdruck, meine Augen abgetastet, die Stimme auf Originalität überprüft, einen Blutstropfen von mir genommen, wozu brauchst du verdammt noch mal jetzt auch noch das dämliche Kennwort, Tisch?«, hatte Fürchtedich IX. den Tisch gefragt.
    »Bitte gib jetzt das Kennwort ein, Fürchtedich IX.«, hatte der Tisch in gleichbleibend freundlicher Monotonie aufgefordert.
    »Ich hätte mich nie für das ‚du’ mit dir entscheiden sollen, Tisch!«, hatte Fürchtedich IX. den Tisch angezischt und überlegt, wie sein Kennwort wohl lautete. Doch er konnte sich nicht erinnern.
    Er hatte es mit ‚Schöner Bohnen‘ probiert, ‚Betreutes Bohnen‘ und ‚Bauen und Bohnen‘, doch keines der Kennwörter stimmte.
    »Bitte gib jetzt das Kennwort ein, Fürchtedich IX.«, hatte der Tisch wiederholt.
    »Kann ich nicht mit dieser Zusatzfrage antworten, die ich auch abgeben musste, Tisch?«, hatte Fürchtedich IX. gefragt.
    »Bitte warten. Es geht sofort weiter. Wie hieß dein erstes Haustier, Fürchtedich IX.?«, hatte der Tisch eingelenkt.
    »Esfraba, Tisch!«, hatte Fürchtedich IX. erfreut ausgerufen und sich an die Giraffe erinnert, die ihm seine Tante geschenkt hatte.
    »Nicht korrekt«, hatte der Tisch geantwortet. »Bitte gib jetzt das Kennwort ein, Fürchtedich IX.!«
    »Was heißt hier ‚nicht korrekt‘, Tisch? Natürlich hieß mein erstes Haustier Esfraba, Tisch!«
    »Die Antwort stimmt nicht mit der damals eingegebenen Antwort überein, Fürchtedich IX.!«, hatte der Tisch geantwortet.
    »Wieso nicht, Tisch?«, hatte sich Fürchtedich IX. gewundert, als ihm eingefallen war, dass er damals von unten in die Tischplatte sein richtiges Kennwort eingeritzt hatte, um es immer parat haben zu können.
    Aber jetzt fand er es nicht mehr.
    »Hat dich von unten jemand abgeschliffen, Tisch?«, fragte er verdutzt, sich immer noch den Hinterkopf haltend.
    »Ich kann dich nicht gut verstehen. Bitte sprich lauter, Fürchtedich IX.«
    »Hat dich von unten jemand abgeschliffen, Tisch?«, fragte Fürchtedich IX. nun laut.
    »Ich kann dich nicht gut verstehen. Bitte sprich lauter, Fürchtedich IX.«
    »Ob dich jemand von unten abgeschliffen hat, Tisch?!«, rief Fürchtedich IX. unfreundlich und sauer, dass er sich wiederholen musste.
    »Nicht dass ich wüsste, Fürchtedich IX. Und wenn du unter mich kriechst und leise etwas daher murmelst, ist das noch kein Grund, sauer zu werden, dass ich dich nicht verstehe.«
    »Ah, hier ist es, Tisch!«
    Fürchtedich IX. sah seine Zeichen, die er damals eingeritzt hatte.
    »Hörst du, Tisch? Hier kommt mein Kennwort, Tisch!«
    »Ja, bitte?«
    Fürchtedich IX. kniff die Augen etwas zusammen, um schärfer zu sehen.
    »1234qwer«
    »Das Kennwort ist richtig, Fürchtedich IX. Es ist jetzt meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen, dass dieses Kennwort nicht den Anforderungen an ein sicheres Kennwort genügt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Interessierte an deine Daten gelangen können, ist extrem hoch.«
    »Wie das denn, Tisch?«, kroch Fürchtedich IX. mühsam unter dem Tisch hervor. »An meinen Daten Interessierte haben doch nicht meine Augen, mein Blut, meinen Fingerabdruck und das alles, Tisch!?«
    »Deine Entscheidung, Fürchtedich IX., ich kann für nichts garantieren.«
    Fürchtedich IX. beachtete die Warnhinweise nicht weiter. Er wollte sich jetzt ein bisschen durch die Vergangenheit wühlen.
    Auf Befehl zeigte der Tisch ihm, natürlich vertikal und verkleinert, die Selektion ‚Fürchtedich IX. und Schwester des Willkürherrschers‘ an.
    Fürchtedich IX. wusste, dass es eine Menge Material dazu gab, denn als seine Beziehung zur Schwester des Willkürherrschers ganz frisch war, hatte ihm sein Bruder angeboten, ihm seinen Paparazzi- und Filmdienst kostenfrei

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