Willküra (German Edition)
für mich drücken.
(Das ist das Schlimme: immer muss man sich mit irgendjemandem Treffen und irgendwas besprechen, anstatt dass man einfach arbeiten kann, das wird mich irgendwann zermürben …)
Wünsch mir Glück,
dein dich liebender Bruder
»O.K. wieder die Bilder, Tisch!«, rief Fürchtedich IX., der wieder mal erstaunt war, wie wohlhabend und erfolgreich sein Bruder mittlerweile mit seiner Firma geworden war.
Auf dem nächsten Bild saß die Schwester des Willkürherrschers allein am Tisch. Sie blätterte in einem Buch.
»Was ist das für ein Buch, Tisch?«, fragte Fürchtedich IX. und ging näher ran, um es besser zu erkennen, als es plötzlich groß vor ihm auftauchte und er erschrocken ein bisschen nach hinten sprang.
»Die Geheimnisse der unbewussten Handlungen und die Erklärungen ihrer«, sagte der Tisch. »Willst du Inhalte, Fürchtedich IX.?«
»Ja, Tisch!«
Fürchtedich IX. blätterte nun in dem 3D-Buchhologramm des Exemplars. Es bestand aus zwei verschiedenen Seitenarten: denen, die von den Fotos übernommen wurden, und denen, die nicht auf den Fotos zu sehen waren und deshalb vom Originalbuch aufgefüllt worden waren.
»Zeig mir die Seite, die sie auf dem Foto anschaut, Tisch!«
Im Buchhologramm öffnete sich eine Seite, auf der neben dem Gedruckten auch handschriftliche Notizen zu sehen waren.
»So kann ich nichts lesen, das muss größer, Tisch!«, sagte Fürchtedich IX ungeduldig.
Rot angestrichen war folgender Eintrag:
verliebt sein/Frau – oft nach vorne zum Mann gelehnt, Blickkontakt, mit offenem Mund dauernd lächelnd, Kopf wird häufig nach hinten geworfen, Augen sind groß und weit geöffnet, verlegenes Lächeln, die Beine sind übereinander geschränkt, Fußspitzen zeigen zum Mann, diese Gesten werden ausgesendet, um dem Gegenüber
Der Eintrag war noch deutlich länger, doch Fürchtedich IX. war nun mehr interessiert an einem handschriftlichen Zusatz am Seitenrand.
Nutze bewusst die unbewussten Botschaften. Diese hier sind gut beim 2. Treffen. Wenn du gut bist, dann wird er dir bald unsere Argumentation abkaufen. Viel Glück, und denk an das große Ziel, es küsst dich dein Faulidös.
Fürchtedich IX. war negativ irritiert. ‚Es küsst dich dein Faulidös?’ Vor Fürchtedich IX. Augen verschwamm alles. Er musste sich am Rand des Tischs abstützen, um nicht zu fallen.
42
Gerolat bekam seine Augen nicht auf. Sie waren wie verklebt. Er versuchte, das obere Lid vom unteren zu lösen, doch es war nicht möglich. Mit seiner rechten Hand fing er an, sich das rechte Auge frei zu reiben.
»Gerolat?«
Er hörte die Stimme der Kursleiterin. Seiner geliebten Kursleiterin!
Wie schön!, dachte er und dachte sofort daran, dass sie glücklich zusammen sein könnten, wenn er nur das Buch wieder in den Verkauf kriegen könnte.
»Gerolat, bist du wach?«
Er brummte und drehte sich mit geschlossenen Augen zu der Kursleiterin hin. Die streichelte ihm über die Stirn.
»Gerolat?«
Gerolat mochte die Kursleiterin wirklich sehr. Dieses Glück mit ihr wollte er für immer haben. Er musste dringend zum Willkürherrscher, um die Angelegenheit zu klären, und dann konnte er in Ruhe mit der Kursleiterin hier glücklich sein. Seine Augen waren noch zu, sein Mund trocken, aber sein Ziel klar.
»Der Willkürherrscher, Kursleiterin! Ich muss zum Willkürherrscher.«
»Oh nein!«, hörte Gerolat die Kursleiterin sagen.
Was hatte sie denn? Litt sie etwa? Gerolat riss mit Gewalt seine Augen auf, um zu sehen, was mit ihr los war. Sie saß vor ihm und sah ihn voller Furcht an.
»Was ist denn?«
»Du hast es gesagt. Du hast genau das gesagt.«
Sie umarmte Gerolat den Tränen nahe. Dann drehte sie sich um, nahm den Zettel, den Dr. Triddl ihr gegeben hatte und legte ihn neben Gerolat hin. Der nahm ihn, überflog den Text und hustete leicht, um den Hals frei zu kriegen. Ein leichter Belag blieb dennoch auf seiner Stimme.
»Von wem hast du diesen Blödsinn? Das ist absoluter Quatsch.«
Er räusperte sich, denn dieses Gefühl hinten im Hals verunmöglichte ihm, klar zu reden.
»Ich will den Willkürherrscher nicht eliminieren. Ich will nur, dass er dein Buch wieder frei gibt.«
Die Kursleiterin sagte nichts, sondern schaute Gerolat nur an. Der schaute zurück, rieb sich dabei aber noch die Augen.
»Dieser Dr. Triddl ist mir unheimlich«, sagte die Kursleiterin dann irgendwann. »Woher hat er gewusst, dass du das sagst?«
»Keine Ahnung.« Gerolat überlegte. »Ach, lass uns doch
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