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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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sehen!«
    »Nein, haha, natürlich nicht«, setzte sich Jamel sofort in das Gras am Wegesrand, auf das die Schwester des Willkürherrschers gezeigt hatte.
    »Oder meinst du, ich könnte auch in Rot heiraten?«, fragte er, mit der Hand ein paar Grasbüschel abreißend.
    Die Schwester des Willkürherrschers reagierte nicht.
    »Wo heiraten wir überhaupt? Gibt es extra einen Saal oder so was dafür im Schloss?«
    Die Schwester des Willkürherrschers steckte das Papier in die Tasche.
    »Fertig. Wir müssen weiter.«
    »Komm doch noch ein bisschen kuscheln?!«, flirtete Jamel sie an.
    »Was meinst du, wie schön es erst in den Willkürherrschaftlichen Betten ist?«, riss sich die Schwester des Willkürherrschers zusammen, ihn nicht für seine Frechheit anzuschreien, sie kurz vor dem Ziel so aufhalten zu wollen.
    »Oho!«, erhob sich Jamel schnell. »Dann los!«
    Sie gingen ein paar Schritte und plötzlich sah Jamel in der Biegung des Weges jemanden stehen.
    »Ist er das?«, fragte er.
    »Ja. Das ist er. Ab jetzt darfst du keinen Fehler machen, verstanden?«
    Jamel nickte. Sie kamen dem Mann näher, den die Schwester des Willkürherrschers den Rollstuhl hatte hierher liefern lassen.
    »Er sieht ein bisschen seltsam aus«, flüsterte Jamel der Schwester des Willkürherrschers ins Ohr.
    »Dr. Triddl!«, rauschte die Schwester des Willkürherrschers auf Dr. Triddl zu, holte dabei unauffällig das Papier aus der Tasche, und steckte es ihm bei der Begrüßung heimlich in die Hand.
    Dr. Triddl war ein bisschen überrascht ob ihres Überschwangs vor diesem Kerl, sah aber auch, dass sie ihm komisch zuzwinkerte, er solle das Papier lesen.
    »Jamel«, lief sie aufgedreht zurück zu Jamel, »schau mal!« Sie zeigte auf den Boden, aber Jamel konnte da nichts sehen.
    »Was ist denn?«, schaute Jamel ahnungslos auf den Punkt auf dem Boden, wo sie hingezeigt hatte, sah aber nichts.
    Die Schwester des Willkürherrschers vergewisserte sich mit einem schnellen Seitenblick, ob Dr. Triddl ihre Nachricht las.
    Sie hatte ihm vorhin schnell aufgeschrieben, dass er sich nicht wundern, sondern ihr einfach vertrauen solle, egal, was der Typ mit dem sie kam sagte, oder täte, sie würden ihn später schon los werden. Ein kleines, unförmiges Herzchen hatte sie darunter gemalt, um ganz sicher zu gehen.
    Dr. Triddl steckte das Papier ein und nickte ihr zu.
    »Ach nichts, nichts ist da. Das ist es ja. Wir haben zu selten einen Blick für das Nichts.«
    Die Schwester des Willkürherrschers lachte laut und freundlich und führte Jamel zu Dr. Triddl.
    »Jamel, das ist Dr. Triddl, er ist Arzt. Dr. Triddl, das ist Jamel, er ist aus dem Volk.«
    »Und dein Verlobter!«, sagte Jamel stolz.
    Die Schwester des Willkürherrschers bedeutete Dr. Triddl, dass er genau jetzt das geforderte Vertrauen haben solle.
    Jamel und Dr. Triddl gaben sich die Hand.
    »Hübsches Jackett!«, sagte Jamel und Dr. Triddl lächelte verkrampft.
    »So, dann sind wir also alle so weit eingewiesen und wissen, was wir gleich zu tun haben?«, fragte die Schwester des Willkürherrschers eher pro forma und setzte sich in den Rollstuhl.
    »Dann schiebt mich mal rein. Die Vorstellung beginnt!«

46
     
    Was kann ich tun? Was soll ich tun? Was muss ich tun?
    Diese Fragen gingen seit einer ganzen Weile in einer Dauerschleife durch Rajas Kopf.
    Sie saß auf einer Bank unter dem Baum auf dem Kleinen Marktplatz, der etwas abseits der Stadt lag. Hier wurden jeden dritten Tag die nicht so wichtigen und nicht so teuren Waren verkauft. Die Standgebühr für einen Platz auf dem Kleinen Marktplatz war wegen der Stadtrandlage erheblich geringer, als die auf dem Großen Markt.
    Raja hatte diesen Kleinen Markt recht bald nach ihrem Einzug in die Stadt gefunden, als sie sich ein Bild des Systems, das hinter der Stadt und den Menschen steckte, hatte machen wollen.
    Dieser Kleine Markt hatte sie überrascht, denn er hatte in ihr das Gefühl hervorgerufen, dass sie an einem besonderen Ort war, an dem nicht alles so geregelt vor sich ging. Sie hatte plötzlich gedacht, dass sie hier ganz vorn vorne anfangen könnte. Dabei hatte sie nie erwartet, dass es ihr überhaupt einmal möglich sein würde, und noch weniger hatte sie erwartet, dass sie überhaupt jemals den Wunsch dazu verspüren würde.
    Aber eine Tonfigur, die die Form eines Schweins hatte, in dessen Bauch ein Glöckchen klingelte, wenn man es schüttelte, hatte alles verändert.
    »Klingelt’s dem Schwein im Bauch, klingelt es bei dir bald auch!«,

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