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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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fette Gans in der Hand trug, und in seiner Tasche die Kartoffeln, Möhren und Erbsen hatte. »Wir sollen das Zeug doch immer vor der Tür abstellen.«
    Er hielt an und verschnaufte kurz, denn sie hatten schon einen sehr, sehr langen Tag hinter sich.
    »Biste überhaupt sicher, dass das hierhin soll? Das ist doch jetzt die neue Butze vom Willkürherrscher. Stand doch da letztens auf dem Willkür-Infofeld.«
    Der Erste stellte die Weinflasche auf den Boden, holte einen lieblos zusammengefalteten Zettel aus seiner hinteren Hosentasche, strich den Zettel glatt und drückte wieder auf aktualisieren.
    »Voll sicher. Guck: Lieferung an Willkürherrscher und Amanus.«
    Der Zweite gluckste dreckig zweideutig, aber leise vor sich hin.
    »Dann haben die‘s grad eben erst getrieben, wa?«
    »Sieht so aus.«
    »Und dann direkt ein Versenker. Alle Achtung Willkürherrscher! Der weiß, wie er mit seinem Gerät umgeht.«
    »Lass uns jetzt einfach die Sachen da oben an der Treppe abstellen und abhauen.«
    »Ne, warte. Wir müssen das vor die Tür stellen, das steht in der Anweisung.«
    »Hier ist aber keine Tür.«
    »Dann gehen wir halt, bis wir eine finden.«
    »Nein, wir stellen das da oben ab und fertig.«
    »Das dürfen wir aber nicht. Was wenn der Willkürherrscher dahinter kommt?«
    »Und was, wenn wir plötzlich vor dem nackten Arsch vom Willkürherrscher stehen, weil vorher keine Tür kommt?«
    »O.K., stellen wir die Sachen oben ab.«
    »Und was machen wir mit der Karte?«
    »Dazu tun, die gehört doch dazu, man.«
    »Ich mein wegen Unterschrift. Ich hab die doch immer für den Willkürherrscher unterschrieben.«
    »Na, dann machst du das halt jetzt wieder.«
    »Ja. Oder soll ich drauf schreiben: Wir gratulieren zur Vaterschaft, und wir beide unterschreiben?«
    »Ne. Hör auf jetzt. Schreib wie überall sonst auch ‚Für alle Mütter und Väter in diesem Staate’ und dann machste seinen Willi da drunter. Und jetzt beeil dich, ich will nach Hause. Ich will noch die neuen Folgen gucken von diesem Realo-Format ‚Mit Arsch auf Grundeis‘. Also mach hinne.«

51
     
    »Steht dieser Blödsinn jetzt hier überall herum?«, ärgerte sich die Schwester des Willkürherrschers über die Rotweinflasche mitsamt Gans, Kartoffeln, Erbsen und Möhren am Treppenende.
    »Gib das mal her«, befahl sie, wobei es ihr egal war, ob nun Dr. Triddl oder Jamel ihren Befehl ausführen würden.
    Jamel atmete noch schwer und stützte sich am Goldgeländer ab. Er und Dr. Triddl hatten soeben die Schwester des Willkürherrschers im Rollstuhl sitzend die Treppe hinauf tragen müssen.
    »Was wenn uns jemand sieht«, hatte sie die beiden angefaucht, als diese ihr vorgeschlagen hatten, dass sie die Treppe doch auch alleine hochgehen könnte.
    »Wir sind so überzeugend an allen Wachen vorbei gekommen, keiner ahnt etwas. Jetzt darf euch auf keinen Fall ein Fehler passieren, vor allem kein dummer Fehler. Das würde ich euch nie verzeihen. Denn dann wird in diesem Staate für immer mein Bruder an der Macht bleiben. Und was das für uns alle heißen würde, brauche ich hoffentlich nicht zu erklären?!«
    Jamel rieb sich sein Kreuz. Die Schwester des Willkürherrschers war schwerer, als er erwartet hatte. Dr. Triddl sah ihn dabei von oben herab an.
    »Ich schlage ein bisschen Rückentraining vor«, sagte er, ohne Jamel dabei anzusehen, »und auch Konditionstraining«, schob er nach, während er den Wein und alles andere vom Boden nahm und der Schwester des Willkürherrschers reichte. Die schnappte sofort die Karte und überflog sie.
    »Jetzt schreibt er sich auch noch selber Karten«, lachte sie spöttisch. »Er ist so ein unfassbar schlechter Herrscher. Aber es ist ja auch ein unfassbar schlechtes Volk, das er da regiert. Die haben es ja dann auch nicht besser verdient. Wenn er jetzt jedem so ein Geschenkpaket vor die Türe stellen lässt, was das schon wieder kostet! Und wer zahlt das am Ende? Natürlich das Volk selbst. Und die sind auch noch so blöd und werden sich freuen, dass sie Geschenke vom Willkürherrscher bekommen. ‚So großzügig ist er‘, werden sie erfreut in die Hände klatschen, dabei haben sie das doch selbst finanziert.«
    Sie wurde immer lauter, so dass Dr. Triddl mit einem ‚Pst‘ versuchte, sie auf ihre unangebrachte Lautstärke aufmerksam zu machen. Die Schwester des Willkürherrschers schaute ihn kurz irritiert an und sprach dann zwar leiser, jedoch nicht minder enthusiastisch weiter.
    »Jeden Tag zahlen sie immer für ihn und

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