Willst du dein Herz mir schenken
etwas verändert wird. Und um noch etwas zu meiner Verteidigung zu sagen – ich möchte mit der Burg nichts Schreckliches anstellen. Ich will nur in Ruhe hier wohnen.«
Teresa legte den Kopf schief. »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum Sie ausgerechnet hierher gekommen sind.«
Er nickte. »Das habe ich nicht.« Er machte eine lange Pause, so dass Teresa schon glaubte, er wolle es ihr jetzt wieder nicht erzählen, doch dann begann er.
»Die Sache ist die, dass mein Großvater früher auf dieser Burg gearbeitet hat. Er gehörte zum Personal des Fürsten, war sein persönlicher Leibdiener, bis sie das Gebäude an die Nazis verkaufen mussten. Er hat erzählt, dass die Fürstenfamilie immer daran geglaubt habe, dass sie die Burg in spätestens siebzig Jahren zurück haben würde. Dann wollten sie sie ihm verpachten, das hat er immer gesagt. Sie hatten ihm sogar einen Pachtvertrag ausgestellt, der regelmäßig aktualisiert wurde. Und jetzt sind die siebzig Jahre vorüber, die Pacht beginnt. Und da mein Vater gerade erst mein Zuhause verkauft hat, kommt mir das gerade recht.«
»Aber den Fürsten gehört die Burg nicht mehr. Sie sind verschollen, wahrscheinlich tot.«
»Aber der Vertrag ist gültig.«
»Aber das geht nicht.«
»Aber das geht doch.« Er schwieg und sah auf die Bettdecke, auf der es sich inzwischen auch ein paar Spinnen und eine Biene gemütlich gemacht hatten. Teresa betrachtete sein dunkles Haar, das locker in die Stirn fiel. Er war gar nicht so unattraktiv, wenn er sich nicht als Nervensäge aufspielte. In seinen braunen Augen schimmerte ein neckisches Blitzen, wenn er sprach, das war Teresa schon aufgefallen. Und wenn er lächelte, kräuselten sich zarte, feine Fältchen unter den Augen, die seinem Gesicht etwas Warmes, Freundliches verliehen. Er war sogar sehr attraktiv, das musste Teresa ehrlich zugeben.
In diesem Moment blickte der Graf auf und sah Teresa an.
Teresa riss sich sofort aus ihren Betrachtungen und blickte schnell zur Burg, um sich zu sammeln, bevor sie sich wieder an den Grafen wandte. »Wieso hat Ihr Vater denn Ihr Zuhause verkauft?«
»Weil er sein ganzes Kapital in Monaco verspielt hat und Geld braucht. Mein Zuhause ist ein begehrtes Fleckchen Erde vor der Küste Dänemarks – die Insel Woog.«
»Eine ganze Insel! Deshalb das Schiff, das Ihnen gehört!« Teresa erinnerte sich an das Bild von dem riesigen Schiff, das der Graf ihr gezeigt hatte.
Er lachte. »Genau. Das ist die Fähre, die zur Insel führt. Sie gehört mir aber nicht. Sie gehört der dänischen Flotte.«
Teresa zog die Augenbrauen zusammen. »Dann haben Sie mich belogen.«
Er nickte entschuldigend. »Ich musste ein bisschen angeben, damit Sie mich ernst nehmen. Ich konnte Ihnen doch nicht erzählen, das ich völlig pleite bin und nicht weiß, wo ich hin soll.«
»Aber Sie erzählen es mir jetzt.«
»Ja, denn jetzt sind wir Verbündete.«
Teresa spürte, wie sein Lächeln ihr Herz auf einmal eine Spur schneller schlagen ließ. Sie bemerkte eine winzige Narbe, die sich von seiner linken Augenbraue Richtung Nasenwurzel zog. In seinen Augen konnte sie ihr Spiegelbild erkennen. Er war wirklich sehr attraktiv.
»Wir sind jetzt Verbündete«, sagte sie. Das Klopfen in ihrem Herzen wurde noch lauter.
Er reichte ihr die Flasche Wein. »Wir werden die Burg zusammen retten«, sagte er lächelnd. »Auf gute Zusammenarbeit.«
»Auf gute Zusammenarbeit«, erwiderte Teresa. Und sie lächelte zurück.
MIT DEM KOPF DURCH DIE WAND
Leichten Fußes schritt Teresa die Treppe der Burg herunter. Ihr blaues Kleid, das hinter ihr lang über den Boden schleifte, raschelte und knisterte leicht bei jedem Schritt. Im Haar trug sie eine blaue Kappe aus Samt, das ihr Haar, welches sie in einem Knoten am Hinterkopf zusammengesteckt hatte, verdeckte. Aus dem Saal konnte sie das Murmeln der tapferen Ritter hören, die am Tisch zusammen saßen und über das Geschick des Landes berieten.
Vom Hof ertönte plötzlich Hufgetrappel.
Teresa sprang die letzten Stufen der Treppe hinunter, als in diesem Moment die Tür aufgerissen wurde und ein Knappe atemlos herein lief. Schweißüberströmt eilte er auf die Saaltür zu.
»Was ist passiert?«, rief Teresa ihm zu, doch er antwortete nicht, sondern riss die Saaltür auf und stürmte in den Raum. Teresa folgte ihm besorgt.
Im Saal erhoben sich die Ritter, die bisher im Schein der Fackeln bei Met und Wildbret gesessen und dem Klang einer Harfe gelauscht hatten, mit zornigem
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