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Willst du meine Liebe nicht

Willst du meine Liebe nicht

Titel: Willst du meine Liebe nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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haben einander nichts mehr zu sagen.”
    “Kannst du das so leicht behaupten?”
    “Leicht ist es nicht. Aber seien wir ehrlich. Wir haben uns beide von Grund auf verändert und können die Zeit nicht mehr zurückdrehen. “
    “Erzähl mir von meinem Sohn.”
    Der unerwartete Befehl ließ sie zusammenzucken. Ricos Gesichtszüge waren angespannt und unerbittlich, verrieten aber zugleich unbeschreibliche Besorgnis.
    “Erzähl mir von meinem Sohn”, wiederholte er sanft. “Oder kannst du das nicht? Hast du ihn weggegeben, ohne ihn gesehen zu haben?”
    “Nein. Ich … ich habe ihn gesehen.”
    “Er war ein großes Baby. Er wog neun Pfund. Und er hatte wunderschöne dunkle Augen.”
    “Ich dachte, Babys hätten in den ersten Wochen blaue Augen.”
    “Seine waren dunkelblau”, korrigierte sie sich rasch.
    Und sie hatten bald eine dunkelbraune Farbe angenommen wie die Augen seines Vaters. Aber das durfte sie Rico nicht verraten.
    “Hast du ihn je gehalten?”
    In der ersten Stunde nach der Geburt hatte sie ihn an ihre Brust gepresst und war von Liebe zu dem winzigen Geschöpf in ihren Armen überwältigt worden.
    “Ja.”
    “Und dann hast du ihn fortgegeben”, stellte Rico bitter fest.
    “All die Jahre hat er bei Fremden gelebt, wo ich ihn nicht sehen kann. Mein Sohn!”
    Falls sie je Zweifel an ihrer Entscheidung gehegt hatte, Gary zu verstecken, so waren diese jetzt beseitigt. Die skrupellose Besitzgier, die sich auf Ricos Zügen bei den Worten “Mein Sohn!” widerspiegelte, bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. Arturo Forza hatte seinen Handlanger geschickt, um sie einzuschüchtern. Und Rico war sein Erbe.
    “Sag mir, wo er ist”, verlangte er erbarmungslos.
    “Vergiss ihn, Rico. Du hast keinen Sohn.”
    “Zur Hölle mit dir!”
    “Glaubst du, ich will, dass er hier aufwächst und so wird wie du und er?”
    “Er?”
    “Dein Großvater. Ein Mann, der jeden in die Knie zwingt. Ich würde ihn nie in die Nähe meines Kindes lassen.”
    “Mein Großvater ist vor zwei Jahren gestorben.”
    “Immerhin hat er lange genug gelebt, um dir zu schaden und dich womöglich nach seinen Vorstellungen zu formen. Vergiss nicht, dass ich einmal das Opfer seiner Rücksichtslosigkeit war.
    Er drohte, dich einzusperren, falls ich nicht nachgebe. Wie hätte er so etwas tun können, wenn er dich geliebt hätte? Er hat dich nicht geliebt, oder? Dich, seinen eigenen Enkel!”
    Er zögerte. Offenbar hatte sie einen wunden Punkt berührt.
    “Mein Großvater hat die Menschen auf seine Weise geliebt.
    Das bedeutet jedoch nicht, dass seine Gefühle nicht echt waren.”
    “Er hat aber mehr Stolz als Zuneigung empfunden, nicht wahr?” beharrte sie.
    “Was weißt du denn schon über ihn?” rief Rico verärgert.
    “Nach allem, was er mir angetan hat, kann ich mir durchaus ein Urteil erlauben. Dass er ,die Menschen auf seine Weise geliebt’ hat, heißt, er hat sie geliebt, solange sie sich seinen Wünschen gebeugt haben. Und wehe, wenn nicht! Was wäre mit dir passiert, wenn ich nicht eingelenkt hätte?”
    “Erwartest du tatsächlich, dass ich dir glaube, er hätte mich einsperren lassen?”
    “Das hat Vanzani jedenfalls behauptet.”
    “Und warum hat Vanzani mir gegenüber nichts davon erwähnt?”
    “Woher soll ich das wissen? Vielleicht war er selbst zu eingeschüchtert, um dir alles über Arturo zu berichten. Er konnte sich schließlich ausrechnen, dass dir das nicht gefallen würde.”
    Rico dachte an das Treffen mit Vanzani, das in den frühen Morgenstunden stattgefunden hatte. Der Mann war ein Nervenbündel gewesen, hatte sich ständig wiederholt und sich dabei selbst widersprochen. Er hatte es gewiss nicht eilig gehabt, Arturo Forza zu belasten. Und schon gar nicht gegenüber dessen Enkel.
    Bilder aus der Kindheit tauchten vor Ricos geistigem Auge auf: verschwommene Szenen, Gesprächsfetzen, die er nur halb verstanden hatte, betretenes Schweigen und rasch abgewandte Blicke, sobald er ein Zimmer betrat. Furcht auf den Gesichtern der Leute. Furcht in ihren Stimmen. Einen Moment lang schien ihn die Aura des Misstrauens einzuholen, die seinen Großvater stets umgeben hatte.
    “Er sagte, du würdest eingesperrt werden, falls ich nicht kooperiere”, beharrte Julie. “Mag sein, dass es nur eine leere Drohung war. Hätte ich etwa deine Sicherheit aufs Spiel setzen sollen?”
    Sie sah die Zweifel in seinem Gesicht. Er war sich nicht ganz sicher. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass er ihr

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