Willst du meine Liebe nicht
Wort gesammelt, das über ihn geschrieben wurde.”
Es war ein Album mit Zeitungsausschnitten. Neugierig blätterte Julie es durch, fand jedoch nichts, was ihre Meinung über Arturo Forza hätte ändern können. Der Mann war kalt, skrupellos, verschlagen, hinterhältig und brutal gewesen.
Der letzte Artikel war der Nachruf auf Arturo Forza. Darin wurde der Verstorbene als “Mann im Geiste der alten römischen Kaiser, ein Mann mit eisernem Willen und weltumspannenden Visionen” beschrieben.
Er entstammte einem Volk, das einst die bekannte Welt regiert hatte, und der Stolz auf diese Eroberungen lebte in ihm weiter. In gewisser Weise war sein Bankenimperium ebenso mächtig wie das Reich, das die Römer vor Jahrhunderten durch Kriege eingenommen hatten. Seine Macht erstreckte sich über viele Länder und beeinflusste das Leben von Millionen …
Der Autor wandte sich dann Rico zu, Arturos einzigem Verwandten, und bezeichnete den Erben des Bankvermögens, der keinerlei Interesse an diesem Geschäft hatte, als “Rebell”.
Da Rico außerdem an einer Filmgesellschaft beteiligt war, rissen sich die Starlets darum, an seiner Seite gesehen zu werden.
Frauen kamen und gingen. Keine schien allerdings fähig, seine Gunst auf Dauer zu gewinnen. Er reiste viel, investierte in die unterschiedlichsten Branchen, verdiente dabei viel Geld und zog gelangweilt weiter.
Dies skizzierte das Bild eines rastlosen Mannes, der weder mit der Welt noch mit sich selbst Frieden geschlossen hatte. Ein unglücklicher Mann, der etwas suchte, das er nicht finden konnte, und einen Verlust betrauerte, der sich nicht in Worte fassen ließ.
Julie erkannte, dass sie der einzige Mensch war, der seinen Kummer verstand. Rico hatte kein Kind gehabt, das seine Ärmchen um seinen Nacken gelegt hatte und friedlich an seiner Brust eingeschlummert war. Sie war durch diese freudvolle Erfahrung für ihren Schmerz entschädigt worden, doch ihm war das versagt geblieben. Wie könnte sie ihm da verübeln, was aus ihm geworden war?
Plötzlich erschienen ihr all die Ängste übertrieben. Sie würde ihm von Gary erzählen und Cassie bitten, den Jungen nach Italien zu bringen. Wenn Rico seinen Sohn kennen lernte, würde es sein Herz erweichen und vielleicht…
Die Vergangenheit war vorbei, könnte die Zukunft womöglich genauso süß sein?
Zu Julies großer Enttäuschung kam Rico nicht zur Nachmittagsprobe. Erst als sie fertig war, kam ein Bote und überbrachte ihr eine Nachricht.
Neun Uhr dreißig heute Abend. Wir unternehmen einen Stadtbummel.
Rico
Inzwischen hatte sie sich an seine knappen Befehle gewöhnt, aber diesmal war sie nicht gekränkt. Die Erinnerung an seinen vermeintlichen Kuss hatte sie den ganzen Nachmittag über beflügelt. Sie sehnte sich danach, Rico wieder zu sehen.
An diesem Abend wählte sie ihre Garderobe mit besonderer Sorgfalt aus. Sie entschied sich für ein weißes Seidenkleid, dessen weiter Rock ihre Fesseln umspielte, und filigranen Silberschmuck. Das Outfit war elegant, aber nicht so extravagant wie für einen Auftritt. Heute Abend wollte sie nur eine Frau sein, die die Gesellschaft des Mannes genoss, der ihr Herz noch immer entflammen konnte.
Rico wartete im Foyer auf sie. Er trug einen Smoking mit Fliege. Als er ihr lächelnd die Hand küsste, meinte sie, einen warmen, leidenschaftlichen Glanz in seinen Augen zu entdecken.
Er begleitete sie aus dem Hotel und winkte jemandem zu.
Julie stieß einen entzückten Laut aus, als eine carrozza, eine der berühmten römischen Pferdekutschen, sich näherte.
“Sie gehört heute Abend uns allein”, sagte Rico schmunzelnd.
“Sie ist genau so, wie du …” Sie verstummte. In ihrer unbeschwerten Jugend hatte er ihr versprochen, ihr Rom von einer carrozza aus zu zeigen. Es wäre nicht besonders taktvoll gewesen, ihn jetzt daran zu erinnern.
Er hob sie in den zweirädrigen Wagen, und sie lehnte sich erfreut in die Lederpolster. Als sie Platz genommen hatten, begann die Fahrt. Nach wenigen Minuten rollten sie die Via Veneto entlang. Erstaunlicherweise ließ sich das struppige schwarze Pferd von dem lärmenden Verkehrsgewühl nicht im Mindesten stören.
“Du dachtest, ich hätte es vergessen, nicht wahr?” fragte Rico. “Ich habe dir diese Tour vor langer Zeit versprochen.”
“Ich dachte, du würdest es vorziehen, dich nicht daran zu erinnern”, erwiderte sie vorsichtig.
“Heute Abend herrscht Waffenstillstand”, sagte er. “Wir sind einfach Freunde, die sich nach zu langer
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