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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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gut?«
    »Ja, ich kenne jeden einzelnen. Es gibt keinen Mörder in Kappenstein. Und jetzt nehmen Sie Ihre Tochter und verschwinden Sie!«
    »Gehört Ihnen der Gasthof?«
    »Ja.«
    »Sarah!«, rief ich. »Komm, Liebes! Wir fahren nach Hause.«
    Diesmal war Imke da.
    »Ich muss mit dir sprechen, Georg«, sagte sie.
    »Ich höre«, antwortete ich.
    »Nicht hier. Lass uns einen Spaziergang machen.«
    Wir verließen die kleine, saubere Siedlung, kamen an einer Pferdekoppel vorbei und dann an einer Schweinewiese. In der Ferne grüßten die bunten Wälder der Davert.
    Imke räusperte sich. »Es hat sich einiges in meinem Leben verändert.«
    »Sarah hat so etwas erwähnt.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie sagte, dass du einen neuen Freund hast: Chris.«
    »Ja, wir sind seit zwei Monaten zusammen. Es ist mehr als eine flüchtige Geschichte, es ist etwas Ernstes.«
    »Wie schön für dich.«
    »Spar dir deinen Zynismus!« Sie betrachtete ein rosiges Mutterschwein. »Sarah hat ihn als Bezugsperson akzeptiert. Sie sagt sogar schon Papa zu ihm. Wenn du mit ihr unterwegs warst, ist sie immer ganz durcheinander. Sieh mal, Georg! Ich halte es für das Beste, wenn du sie nicht mehr abholst.«
    »Sie ist meine Tochter«, begehrte ich auf.
    »Gerade deshalb solltest du an ihr Wohl denken. Ich meine, es muss ja nicht für ewig sein. Vielleicht ist Sarah in ein, zwei oder drei Jahren besser in der Lage, mit der Situation umzugehen.«
    Ich starrte auf den Wald.
    »Chris ist Jurist, weißt du. Aber ich möchte, dass wir uns friedlich einigen.«
    Wie betäubt lief ich durch die sonntäglich tristen Straßenschluchten Münsters. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Leben in einer Sackgasse befand. Was machte ich eigentlich noch hier? Jede Straße, jeder Platz, jede Kneipe war gesättigt mit Erinnerungen, Erinnerungen an ein mehr oder weniger verkorkstes Leben. Vielleicht sollte ich woanders hinziehen. Nach Freiburg, wo die Sonne doppelt so lange am Himmel hing wie in Münster und die Autobahnen direkt nach Frankreich oder Italien führten. Oder, besser noch, ins Ausland, nach Paris oder Rom. Nur – was stellte ich dort an, um mein pain oder pane zu verdienen? Ich konnte ja wohl schlecht als Privatdetektiv in Rom arbeiten. (›Da war heute ein Deutscher hier, der nach dir gefragt hat.‹ – ›Verdammt, das muss dieser deutsche Detektiv sein.‹)
    Vielleicht hatte Imke ja auch recht, und in ein paar Jahren würde alles anders aussehen. Falls Sarah mich dann überhaupt noch wiedererkennen oder sich von Chris oder einem seiner Nachfolger losreißen konnte. (›Mama, wer ist der fremde Mann da vor der Tür, der mich mitnehmen will?‹)
    Irgendwann landete ich im Alcatraz . Norbert, der hinter der Theke stand, sah mich beunruhigt an. »Mann, du bist aber fertig! Willst du ’n Bier?«
    »Nein, kein Alkohol«, sagte ich. »Wenn ich jetzt anfange zu trinken, höre ich nicht mehr auf. Und dann kann ich den Job vergessen, den ich zurzeit mache.«
    »Was is’n das für’n Job?«
    »Ich soll das Leben von jemandem retten. Ich würde es mir wirklich übelnehmen, wenn ich das auch noch vermassle.«
    Norbert spülte ein paar Biergläser. »Kann ich was anderes für dich tun?«
    »Du kannst mir zuhören«, sagte ich.

VII
    »Jochen sagt, du hättest dich wie ein Einbrecher benommen.«
    »Ich wollte dich nicht aufwecken.«
    »Und hinterher habe ich eine Stunde gebraucht, um ihn davon zu überzeugen, dass du nicht mein Liebhaber bist.«
    »Dabei konnte er froh sein, dass ich ihn nicht erschossen habe.«
    Dass ich meine Pistole bei Stürzenbecher vergessen hatte, ließ ich lieber unerwähnt.
    Jutta lenkte den Wagen in die Tiefgarage unter dem Stadthaus, und ich fuhr meine Antennen aus. Unbehelligt erreichten wir die für Dezernenten reservierte Parkbucht. Ich stieg als Erster aus und checkte die Umgebung. Die Tiefgarage sah so ungefährlich aus, wie Tiefgaragen bestenfalls aussehen können.
    »Alles okay«, meldete ich.
    Mit dem Aufzug fuhren wir zu der Etage, in der sich das Büro der Kämmerin befand. Auf mein Anraten hin hatte sie zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So blieb die Tür zu ihrem Arbeitszimmer während des Bürobetriebs stets verschlossen und ließ sich nur von innen, von einem am Schreibtisch installierten Türöffner entriegeln.
    Die Sekretärin sortierte bereits die Post. »Einen Teil habe ich schon auf Ihren Schreibtisch gelegt, Frau Rausch«, verkündete sie fröhlich.
    »Danke, Frau Hanewinkel.« Jutta wollte an mir

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