Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen
Feuerwehrleute festgestellt, dass sie mit dem falschen Gerät angerückt waren. Sie versprachen, später noch einmal zurückzukommen und den Wagen aus dem Graben zu hieven.
Franka und ich machten, dass wir zum Hotel kamen. Wir froren in unserer nassen Kleidung und freuten uns auf eine warme Dusche.
Kaum hatte ich mich abgetrocknet, eingecremt und ein frisches Hemd angezogen, klingelte das Zimmertelefon. Es war Stürzenbecher, der wissen wollte, warum ich mein Handy ausgeschaltet hätte. Ich sagte ihm, dass mein Handy gerade die Attraktion der Fischpopulation in der Gräfte sei, mitsamt des Autos, in dem es irgendwo liegen würde. Nachdem ich ihm auch noch den Rest erzählt hatte, versprach er, sich um die technische Untersuchung des Autos zu kümmern.
Dann kam der Hauptkommissar auf den eigentlichen Anlass seines Anrufes zu sprechen: »Die Ergebnisse der Laboruntersuchung des ersten Knochens sind da. Außerdem haben die Bodenproben wesentlich zur Aufhellung des Sachverhalts beigetragen. Diese Wissenschaftler können ja feststellen, wie alt die Rattenpisse ist, die sie vom Boden abkratzen.«
»Bitte keine Details!«, verlangte ich.
»Wie du meinst. Die Experten kommen übereinstimmend zu dem Schluss, dass der Mann vor mindestens sechs, maximal acht Jahren gestorben ist. Nicht aus eigenem Entschluss, übrigens. Jemand hat ihm mit einem schweren Gegenstand auf den Kopf geschlagen, was zu einem Schädelbruch geführt hat.«
»Aha«, sagte ich.
»Ja. Damit fällt dein Jagdaufseher als Opfer aus. Was ich ja schon vermutet habe. Der Schädel ermöglicht auch eine genauere Altersbestimmung. Zum Zeitpunkt seines Todes war der Mann etwa fünfunddreißig Jahre alt.«
»Seid ihr bei der Identifizierung weitergekommen?«
»Nein. Und sie wird vermutlich auch sehr schwierig werden. Die Zähne dieses Typen sehen aus wie die eines Sechzigjährigen. Mit anderen Worten: Sehr wahrscheinlich handelte es sich um einen verwahrlosten Menschen, der in den letzten zehn Jahren vor seinem Tod keine Zahnarztpraxis von innen gesehen hat. Im Keller haben wir auch nichts Interessantes gefunden. Ein paar Fetzen von einem Mantel, aber keine Papiere oder Wertsachen, die uns weiterbringen könnten.« Stürzenbecher machte eine Pause. »Ich glaube, ich werde mal ein paar Tage in Disselburg verbringen. Kann nicht schaden, wenn ich mich vor Ort umsehe.«
»Das Schlosshotel ist sehr zu empfehlen«, sagte ich.
Stürzenbecher grunzte. »Kennst du den Spesensatz, den mir der Polizeipräsident zugesteht? Der reicht gerade für eine billige Pension.«
Der Graf sei auf der Buchs-Insel, verriet mir die ältliche Zofe, nachdem sie ihre natürliche Abscheu, die sie mir gegenüber empfand, überwunden hatte.
Tatsächlich fand ich den Schlossherrn zwischen dem Buchs, den ein findiger Gärtner dazu gebracht hatte, in Ornamentform zu wachsen, bewacht von Putten aus Sandstein, die die zwölf Sternbilder zur Schau trugen.
Graf Joseph war in ein Gespräch mit Tonio van Luyden vertieft, die beiden Männer bemerkten mich erst, als ich neben sie trat. Van Luyden zuckte kaum merklich zusammen, wahrscheinlich hatte er mich gerade verpetzt und von Christine Schmidts Auftritt im Hotelrestaurant erzählt. Das passte zu seinem verlegen gemurmelten Gruß und dem hastigen Abgang.
Der Graf lächelte. »Freut mich, dass Sie gesund und munter sind. Wie ich hörte, haben Sie die Auffahrt zur äußeren Brücke verpasst. Das ist seit zwanzig Jahren nicht mehr passiert, zumal bei so schönem Wetter und guter Sicht.«
»Die Lenkung funktionierte nicht mehr. Jemand wollte, dass ich ins Wasser fahre«, knurrte ich.
»Nein!« Er schien ehrlich bestürzt. »Das heißt, dass es noch nicht zu Ende ist?«
»Genau das heißt es«, stimmte ich zu. »Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich das Arschloch – verzeihen Sie die Ausdrucksweise – bei den Eiern gepackt habe. Meine Assistentin wäre beinahe ertrunken.«
Der Graf schüttelte den Kopf und gab ein schnarrendes Geräusch von sich. »Wirklich scheußlich. Und ich dachte, wir hätten das Schlimmste überstanden.«
»Vielleicht hat er es auch nur auf mich abgesehen und Sie sind aus der Schusslinie.«
Ich erzählte ihm von Stürzenbechers neuen Erkenntnissen.
»Also ein Landstreicher«, sagte Joseph zu Schwelm-Legden nachdenklich.
»Ist Ihnen vor sechs bis acht Jahren ein Landstreicher aufgefallen, der sich in der Nähe des Schlosses herumgetrieben hat?«
»Nein. Das heißt, so genau kann ich das nicht sagen. Im Sommer
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