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Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen

Titel: Wilsberg 12 - Wilsberg und die Schloss-Vandalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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ist. Er hat Termine platzen lassen, was er sonst nie tut. Ich glaube, es ist wirklich ernst.«
    »Warum rufst du nicht die Polizei an?«
    »Ich will mich nicht lächerlich machen. Und du bist doch Privatdetektiv. Können wir uns bei Max treffen?«
    »Ist das ein neuer Trick, um mit mir allein zu sein?«
    »Georg!«, empörte sie sich. »Mir ist nicht nach Scherzen zumute.«
    »Also gut«, sagte ich, »ich komme.«
    Sicherheitshalber nahm ich Franka mit, man konnte ja nie wissen.
    Christine Schmidt stand bereits vor dem Haus, in dem Mehring wohnte.
    »Er macht wieder nicht auf«, verkündete sie düster.
    »Falls er überhaupt zu Hause ist«, sagte ich skeptisch. »Wahrscheinlich hatte er von allem hier die Nase voll, hat sich in sein Auto gesetzt und ist weggefahren.«
    »Sein Auto steht auf dem Hof.«
    »Dann hat er eben den Zug genommen.«
    »Max fährt nie Zug.«
    »Na schön. Was schlägst du vor? Soll ich am helllichten Tag die Haustür eintreten?«
    »Die Kellertür ist nicht abgeschlossen«, flüsterte sie. »Ich war schon oben und habe an der Wohnungstür gelauscht.«
    »Und?«
    »Es war nichts zu hören. Als Detektiv weißt du doch bestimmt, wie man eine Tür knackt.«
    In der Vergangenheit hatte ich es schon zweimal mit Kreditkarten versucht, wie es in Filmen immer klappt. Das hatte mir wenig eingebracht, außer wochenlangem Warten auf eine neue Karte. Deshalb holte ich einen schweren, vermutlich englisch designten Schraubenzieher aus dem Rover und machte es auf die brachiale Art.
    »Du bleibst draußen«, sagte ich zu Franka.
    »Warum?«
    »Weil das Eindringen in eine fremde Wohnung strafbar ist und weil ich keine Ahnung habe, was uns erwartet.«
    »Ich bin kein kleines Mädchen, Georg.«
    »Dann bleibst du draußen, um aufzupassen. Wenn jemand auftaucht, warnst du uns.«
    Zusammen mit Christine wagte ich mich in den kleinen Flur vor. Drei Meter weiter wussten wir, was passiert war. Max Mehring hatte einen kräftigen Haken in die Decke gedübelt, sich auf einen Stuhl gestellt, ein Seil um den Hals gelegt, das Seil an dem Haken befestigt und dann den Stuhl umgestoßen. Es war kein schöner Anblick.
    Christine stieß ein Geräusch aus, das wie ein kaputtes Fahrradventil klang. Ich konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie umkippte, und ließ sie vorsichtig zu Boden gleiten.
    »Scheiße, ich hab's geahnt«, presste sie zwischen klappernden Zähnen hervor. Sie hatte einen Schock.
    Ich lehnte sie mit dem Rücken gegen ein Sofa, auf der Seite, die dem baumelnden Leichnam abgewandt war. »Bleib hier sitzen! Ich hole einen Krankenwagen und die Polizei.«
    Mir selbst zitterten auch die Hände, als ich das Telefon abnahm. Ich erwischte Stürzenbecher noch in der Disselburger Polizeistation und erzählte ihm das Notwendigste.
    Franka sah meinem Gesicht an, dass etwas Schlimmes passiert war. Ich informierte sie kurz und bat sie, in der Eisdiele auf mich zu warten. Die verbleibenden Minuten bis zum Eintreffen der Polizei nutzte ich für eine kurze Inspektion der Wohnung. Dass ich dabei ständig um Mehring herumgehen musste, machte die Sache nicht leichter.
    Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Abschiedsbrief. Er bestand nur aus einem einzigen Satz. So wie ich Mehring kannte, hätte er ihn sicher gerne im Disselburger Wochenblatt veröffentlicht: Macht doch euren Scheiß alleine!
    Hastig öffnete ich ein paar Schubladen, wobei ich den heruntergezogenen Jackettärmel benutzte, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, entdeckte aber nichts Interessantes. Also ging ich durch die Küche weiter in das kleine Schlafzimmer, in dem ein Bett, eine Kommode und ein windschiefer Schrank standen. In der obersten Schublade der Kommode lag ein Stapel Papierblätter, dicht bedeckt mit ausgedrucktem Text. Die Seiten waren nummeriert und reichten bis zur Seitenzahl 50.
    Ich überflog die ersten Zeilen. Sie lasen sich wie ein Romananfang. Ohne lange zu überlegen, stopfte ich das Manuskript in meine Hose.
    Der Notarzt kümmerte sich um Christine Schmidt.
    »Du hast doch nichts angefasst?«, fragte Stürzenbecher.
    »Wie käme ich dazu? Ich will doch nicht die Polizeiarbeit behindern.«
    Der Hauptkommissar bedachte mich mit einem gequälten Lächeln, das gänzlich humorlos wurde, als er den hängenden Leichnam betrachtete. »Hatte er was mit der Sache im Schloss zu tun?«
    Ich zog den Kopf zwischen die Schultern. »Max Mehring war Lokalreporter, einer der am besten informierten Menschen in Disselburg. Wahrscheinlich hat er etwas gewusst oder

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