Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
Vom Netzwerk:
Album zu und setzte sich wieder aufs Sofa, diesmal mir direkt gegenüber. »Aber ... niemand weiß davon.«
    »Sie wissen es und ich weiß es.«
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Er ist verheiratet und hat Kinder. Seine Frau darf nichts davon erfahren.«
    »Sie muss auch nichts davon erfahren. Wie heißt der Mann?«
    »Versprechen Sie mir, dass Sie ihn in Ruhe lassen?«
    »Es geht um Mord, Frau Kleinschmidt. Da kann ich nichts versprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, dann kann ich nichts sagen.«
    Es fiel mir nicht leicht, ihr zu drohen, aber ich konnte auch nicht warten, bis Berthold zurückkam. »Die Alternative besteht darin, dass ich der Polizei einen Tipp gebe. Dann wird man Sie als Zeugin vorladen.«
    Sie kapitulierte. »Er heißt Holger, Holger Biereichel. Er besitzt eine Kunstgalerie in der Innenstadt, die Galerie Biereichel.«
    »Wie hat Jessica ihn kennen gelernt?«
    »Ich hatte sie zu einer Vernissage mitgenommen. Ich schaue mir regelmäßig Ausstellungen an. Ich liebe moderne Kunst, wissen Sie.«
    Meine Augen wanderten unwillkürlich zu dem neonaiven Gemälde an der Wand, das in bunten Tupfern den Prinzipalmarkt darstellte.
    Kleinschmidt errötete leicht. »Berthold hält nichts von moderner Kunst. Sie sollten mein Atelier sehen. Ich male nämlich selbst. Dort hängen die Bilder, die ich mag.«
    Ich hätte mir gerne von ihr das Atelier zeigen lassen. »Vielleicht ein anderes Mal.«
    »Sicher. Sie sind ja wegen Jessi da.« Kleinschmidt wurde ernst. »Zwischen den beiden hat es sofort geknistert. Ich habe Jessi noch gewarnt. Biereichel ist der Typ Macho, auf den alle Frauen fliegen. Der nimmt mit, was er kriegen kann.«
    »Trotz Ehe und Kindern?«
    »Sobald es kompliziert wird, macht er sich dünn.«
    »Wo haben sich die beiden getroffen?«
    »Im Laden, glaube ich. So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
    »Wäre es möglich, dass Jessica die Sache ernster genommen hat? Hat sie Biereichel vielleicht sogar gedrängt, sich scheiden zu lassen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Kleinschmidt.
    »Darauf, dass Biereichel einen Grund gehabt haben könnte, Jessica umzubringen.«
    »Nein.« Sie verzog den Mund. »Nicht Holger Biereichel. Der steckt den Kopf in den Sand, wenn es hart auf hart kommt. Eher wäre er zu seiner Frau gekrochen und hätte ihr alles gebeichtet.«
    »Sie sagen das so bestimmt, als hätten Sie eigene Erfahrungen gemacht.«
    Sie errötete stärker. »Ich kenne noch mehr Frauen, die ...«
    »Verstehe. Trauen Sie Rainer den Mord zu?«
    »Ehrlich gesagt, ihm auch nicht. Natürlich war Rainer geschockt, als Jessi ihm eröffnete, sie würde ihn verlassen. Aber er wurde nicht laut oder gewalttätig. Er litt still vor sich hin. Einen Mord zu planen, das kann ich mir bei ihm nicht vorstellen.«
    Das brachte mich nicht weiter.
    »Offen gestanden wundert mich, dass gerade Susanne Sie beauftragt hat.«
    Ich war so in Gedanken versunken, dass mir die Bedeutung ihrer Worte erst mit Verzögerung klar wurde. »Was sagen Sie da?«
    »Wenn jemand aus Jessis Umfeld zu dem Mord fähig war, dann Susanne.«
    »Wieso?«
    »Geld«, sagte Steffi Kleinschmidt. »Susanne braucht immer Geld.«
    »Aber sie hat doch Geld von Jessica bekommen. Warum sollte Susanne ihre Geldquelle umbringen?«
    »Mal angenommen, Rainer wird wegen Mordes verurteilt. Dann wird ihm doch das Erbe entzogen, oder nicht?«
    »Das stimmt«, bestätigte ich.
    »Und Susanne ist Jessis einzige Schwester. Die Eltern sind bei einem Autounfall verunglückt. Also würde Susanne das Erbe zufallen.«
    »Gibt es denn etwas zu erben?«
    »Ja. Vor drei oder vier Monaten ist Jessis und Susannes Tante Helga Dickmöller gestorben, kinderlos. Die Tante hat sich mit Jessi ganz gut verstanden, sie wohnte auch in Sankt Mauritz. In ihrem Testament hat sie ihr gesamtes Vermögen Jessi vermacht, sie wollte nicht, dass Susanne das Geld für Drogen ausgibt. Sie können sich vorstellen, dass Susanne vor Wut getobt hat.«
    »Um wie viel Geld ging es dabei?«
    »Um knapp hunderttausend Mark. Helga Dickmöller hat ihr ganzes Leben lang gespart. Jessi war die Sache ein bisschen peinlich, am liebsten hätte sie mit ihrer Schwester geteilt. Andererseits wollte sie den Wunsch ihrer Tante respektieren. Sie wusste ja selbst, dass Susanne das Geld in kürzester Zeit durchbringen würde.«
    An Geld als Mordmotiv hatte ich überhaupt noch nicht gedacht.
    »Jessi war sogar ...« Kleinschmidt redete nicht weiter.
    »Was?«
    »Na ja, Tante Helga ist ganz plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher