Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
Wiedemann.
»Nein, nein«, sagte er schnell. »Das spielt keine Rolle.«
Stürzenbecher brachte uns in einen kleinen Büroraum und schloss die Tür von außen. Zu dritt setzten wir uns um den leeren Schreibtisch.
Rainer Wiedemann faltete seine Hände. »Hat Susanne Sie engagiert?«
»Ich rede nicht über meine Klienten«, erwiderte ich kühl.
»Es war Susanne.«
Ich schwieg.
Er beugte sich vor. »Ich möchte, dass Sie für mich arbeiten.«
Auf alles Mögliche war ich gefasst gewesen, aber nicht darauf. »Bitte?«
»Sie haben richtig gehört. Sie sind gut. Sie haben mich hier hereingebracht, also können Sie mich auch wieder herausholen.«
»Das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich schon eine Klientin habe.«
Er grinste. »Also doch.«
Ich hätte mich schlagen können. »Schön. Sie wissen jetzt, dass ich für eine Frau arbeite.«
»Für Susanne. Was ich Ihnen noch nicht erzählt habe: Ich habe Susanne mal angezeigt, nachdem sie aus unserer Wohnung Geld geklaut hatte. Jessica hat mich überredet, die Anzeige wieder zurückzunehmen. Trotzdem hasst mich Susanne seitdem. Sie will mir den Mord anhängen.«
»Herr Wiedemann«, sagte ich, »niemand braucht Ihnen einen Mord anzuhängen. Die Fakten sprechen eindeutig gegen Sie. Jessica wurde mit einem Kissen aus Ihrem Wohnzimmer erstickt.«
Er nickte. »Ich weiß. Aber ich war's nicht. Ich bin unschuldig.«
»Wer war es dann?«
Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Deshalb möchte ich ja, dass Sie für mich arbeiten.«
»Wie gesagt ...«
»Ich könnte Ihnen jederzeit einen anderen Privatdetektiv empfehlen«, warf Kachelpöhler ein.
»Sie verstehen das nicht, Herr Kachelpöhler«, sagte Wiedemann genervt.
Der Anwalt deutete mit dem Finger auf mich. »Dieser Mann hat Sie arglistig getäuscht. Er hat sich unrechtmäßig Informationen beschafft. Ich glaube nicht, dass das eine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit ist.«
»Ich bin Herrn Wilsberg dankbar«, wischte Wiedemann den Einwand beiseite. »Ohne ihn wäre nicht herausgekommen, dass Jessica ermordet worden ist. Das allein wiegt den kleinen Trick hundertfach auf. Ich möchte, dass Jessicas Mörder bestraft wird. Und dafür ist Wilsberg genau der Richtige, denn die Polizei glaubt ja, dass ich es war.« Er schaute mich an. »Susanne wird Sie nicht bezahlen. Sie hat kein Geld, und wenn sie welches auftreibt, gibt sie es für Heroin aus.«
Ich überlegte.
Vielleicht ergab sich ja doch noch eine Möglichkeit, mit dem Fall ein paar Mark zu verdienen. »Ich kann Ihnen nichts versprechen, Herr Wiedemann. Sollte meine Klientin den Auftrag kündigen oder ich zu der Auffassung kommen, dass sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllen wird, werde ich mich bei Ihnen melden.«
»Lassen Sie Doktor Kachelpöhler wissen, wenn es so weit ist. Er wird dann einen Vertrag aufsetzen.«
Kachelpöhler nickte mürrisch.
»Um keine Zeit zu verlieren, könnten Sie mir schon jetzt einige Fragen beantworten«, ergriff ich die Gelegenheit. »Mein Auftrag beinhaltet nicht, in eine bestimmte Richtung zu ermitteln.«
»Fragen Sie!«
»Einspruch«, sagte Kachelpöhler. »Wir sollten Ihre Aussage zuerst intern abstimmen.«
»Ich habe nichts zu verheimlichen«, widersprach Wiedemann.
Ich machte den Test: »Wie heißt Jessicas Freund?«
Sein Gesicht wurde verschlossen. »Sie hatte keinen Freund.«
Ich stand auf. »Dann habe ich keine weiteren Fragen.«
»Warten Sie!«, sagte er hastig. »Ich hatte einen Verdacht, das stimmt. Sie war anders in letzter Zeit, so kalt und abweisend. Ich habe sie bedrängt, mir zu sagen, was mit ihr los sei. Sie sagte, es ginge nicht um einen anderen Mann, sie sei einfach ... sie würde über ihr Leben nachdenken. Unsere Ehe habe sich in einen langweiligen Trott verwandelt. Sie frage sich, ob sie mit mir wirklich alt werden wolle.«
»Offenbar hatte sie das nicht vor.«
»Nein, sie wollte ausziehen und eine eigene Wohnung nehmen. Vorläufige Trennung hat sie das genannt. Um sich neu zu orientieren. Für mich war klar, dass es danach kein Zurück geben würde.«
»Sie waren nicht damit einverstanden?«
»Nein. Ich wollte sie nicht gehen lassen.« Er schaute mich treuherzig an. »Jessica war meine große Liebe.« Er schluckte. »Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn wir ein Kind gehabt hätten. Ein Kind hätte uns zusammengeschweißt.«
Oder auch nicht, dachte ich. Meine eigene Ehe war ein gutes Gegenbeispiel. »Mit wem könnte Jessica über ihre Pläne geredet haben? Hatte sie
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