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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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gestorben. Und sie hatte in ihrer Wohnung immer Geld versteckt. Aber als Jessi die Wohnung auflöste, hat sie nichts gefunden.«
    »Hat Jessica ihre Schwester verdächtigt?«
    Wir hörten, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Ich schaute auf meine Uhr. Es waren gerade mal dreißig Minuten vergangen.
    Steffi Kleinschmidt wurde kalkbleich und sprang auf.
    »Schatz!«, rief Berthold aus dem Flur.
    »Ich bin hier«, rief Steffi zurück.
    Sie zog mich in den Wintergarten und öffnete die Tür zum Garten. »Gehen Sie rechts an der Garage entlang!«, flüsterte sie mir zu.
    Ich machte einen Sprung und landete im Matsch. Während ich mich an die Hauswand presste, hörte ich, wie Berthold misstrauisch fragte: »Mit wem redest du da?«
    Steffi antwortete: »Mit niemandem. Ich war einen Moment draußen.«
    »Bei dem Wetter?«
    »Ja, ich musste mal frische Luft schnappen.«
    »Du holst dir noch eine Erkältung.«
    Unendlich langsam, weil die Pampe an meinen Schuhen klebte und ich keine Geräusche verursachen wollte, hangelte ich mich an der Hauswand entlang. Ich spürte, wie die Nässe durch das Schuhleder drang. Hinter der Garage wartete ich noch zehn Minuten, bis ich mich auf den Weg machte. Und das alles nur, damit Steffi einen ruhigen Abend verbringen konnte.
    Franka roch nach Pferd. Meine Nase kribbelte, meine Augen brannten, ich nieste.
    Wir saßen in einem Jazzclub am Hafen. Der riesige Raum, durch Säulen unterteilt, war früher der Keller eines Lagerhauses gewesen. Gerade die richtige Atmosphäre für einen kalten Frühlingsabend und den Cool Jazz, den ein Trio spielte. Die Musiker gerieten kein bisschen ins Schwitzen. In ihren dunklen Anzügen, weißen Hemden und altmodischen Krawatten sahen sie aus, als wären sie einem Existenzialismus-Seminar der Fünfzigerjahre entsprungen.
    »Eine Stunde, habe ich gesagt«, schniefte ich.
    »Ich war nicht vorbereitet«, verteidigte sich Franka. »Ich musste improvisieren. Ich glaube, der Typ hat mir die Geschichte nicht abgekauft. Und als ich dann noch sagte, dass ich keine Ahnung von Homebanking hätte ...«
    »Homebanking?«
    »Jeder, der Geld hat oder etwas auf sich hält, macht heutzutage Homebanking.«
    Vielleicht war das eine Möglichkeit, mir die Besuche bei der Sparkasse zu sparen. Aber ob man per Internet auch neue Kredite bekam?
    »Er war ganz nervös und hat dauernd auf seine Uhr geguckt«, redete Franka weiter. »Irgendwie kam ihm die Sache wohl nicht koscher vor. Ich habe alles versucht, wirklich.«
    Ich nieste erneut und presste mir das Taschentuch vor die Nase. »Warum hast du dich nicht umgezogen?«
    »Georg!«, funkelte mich Franka an. »Du hast gesagt, ich soll mich sofort mit diesem Heini treffen.«
    »Stimmt. Das habe ich vergessen.«
    »Hat es sich wenigstens gelohnt?«
    Ich brachte sie auf den neuesten Stand und erwähnte beiläufig, dass ich erwägen würde, den Klienten zu wechseln.
    »Das kannst du nicht machen«, empörte sich Franka. »Die Frau hat dich engagiert. Und jetzt willst du für den mutmaßlichen Mörder arbeiten? Das ist ja so, als ob ein Rechtsanwalt seine Mandantin an den Staatsanwalt ausliefern würde.«
    »Auch das soll schon vorgekommen sein.«
    »Wo sind eigentlich deine Prinzipien geblieben, Georg?«
    Manchmal konnte Franka ziemlich moralisch sein.
    »Erstens«, sagte ich, »habe ich den Auftrag von Susanne Klotz erfüllt. Rainer Wiedemann sitzt in U-Haft. Vielleicht reicht ihr das ja. Zweitens halte ich es nicht für ausgemacht, dass Rainer der Mörder ist. Und drittens hat Susanne selbst ein Motiv für den Mord.«
    »Trotzdem, ich finde das nicht fair.«
    »Gut«, gab ich nach. »Ich räume ihr noch eine Chance ein. Gleich morgen früh werde ich die Klotz besuchen. Falls sie will, dass ich weiter für sie arbeite, muss sie allerdings mindestens fünfhundert Mark Vorschuss auf den Tisch legen. Sonst ist sie als Auftraggeberin für mich gestorben.«
    Ich nieste erneut. Prinzipien relativierten sich sehr stark, wenn man von einer Pferdeallergie gequält wurde.
    »Ich muss raus«, sagte ich. »Ich halte das nicht mehr aus.«
    »Was hast du nur gegen Pferde?«
    »Ich nichts, aber mein Immunsystem.«
    Ich gab ihr Geld für die Getränke und stürmte nach draußen.

VI

    Am Morgen fuhr ich zu Susanne Klotz, aber sie war nicht da oder wollte nicht öffnen oder hörte die Klingel nicht. Da ich schon mal unterwegs und in Arbeitsstimmung war, disponierte ich um und suchte die Galerie Biereichel.
    Ich fand sie in der Innenstadt, wenn auch

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