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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Wohnungsbesitzer töten und es wie einen Unfall oder einen natürlichen Tod aussehen lassen. Manche verkleiden sich als Handwerker und geben vor, das Telefon oder die Heizung reparieren zu wollen. Oder sie erschleichen sich das Vertrauen von älteren Menschen, die allein in ihren Wohnungen leben.«
    Ich hoffte, ihr würde nicht auffallen, dass das auch auf mich zutraf.
    »Nein«, sagte Liesenkötter. »Das hätte ich bestimmt gemerkt. Abgesehen von Frau Kentrup und Jessica hat niemand Frau Dickmöller besucht.«
    »Da bin ich ja beruhigt«, sagte ich und stand auf. »Wissen Sie, ich musste einfach mal mit jemandem reden. Ich kenne ja niemanden in Münster.«
    Sie brachte mich zur Tür. »Wenn Sie noch eine Frage haben, kommen Sie ruhig vorbei. Eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen sind immer für Sie da.«
    »Habe ich schon gesagt, dass Ihre Torte vorzüglich war?«
    Sie strahlte. »Sie wollen mir schmeicheln, junger Mann.«
    Als ich mit leichtem Sodbrennen das Haus verließ, fiel mir plötzlich ein, wonach ich am Abend zuvor, bevor Frankas Anruf in meine Grübeleien geplatzt war, gesucht hatte. Es war keine Äußerung von Biereichel, Susanne Klotz, Pfarrer Brockhage, Stürzenbecher oder Rainer Wiedemann gewesen. Ich hatte ganz einfach vergessen, dass ich noch mit einer anderen Person gesprochen hatte.
    Vom Pleistermühlenweg aus musste ich nur einmal um die Ecke fahren, dann stand ich schon vor Kim Oanhs Asia Fast Food . Der Imbiss war noch geschlossen. Ich ging durch eine Toreinfahrt in einen kleinen Hinterhof, der mit Garagen und Müllcontainern bestückt war.
    Neben einer schweren Metalltür standen leere Kartons und Kisten. Ich pochte gegen die Tür.
    Kim Oanh öffnete und schaute mich verwundert an. »Wir öffnen erst um zwölf.«
    »Ich habe nur eine Frage. Gestern haben Sie gesagt, viele alte Leute würden in ihren Wohnungen sterben, ohne dass jemand etwas davon merkt.«
    »Ja, und?«
    »War das eine allgemeine Bemerkung oder bezogen auf dieses Viertel, auf Sankt Mauritz?«
    »Ach so.« Sie lächelte. »Ich meinte Sankt Mauritz. Im letzten Jahr gab es hier mehrere Fälle, soweit ich weiß.«
    »Danke«, sagte ich. »Und ich komme bald wieder, zum Essen.«

    Frau Liesenkötter war angenehm überrascht, dass ich ihrer Einladung so schnell folgte. Bevor sie mir eine weitere Tasse koffeinfreien Kaffee andrehen konnte, stellte ich meine Frage.
    »Das stimmt«, antwortete sie. »Im letzten Jahr sind einige alte Leute gestorben. Das ist das Schlimmste am Alter. Man sieht, wie die Menschen um einen herum sterben.«
    »Hat Frau Kentrup diese alten Leute auch ... betreut?«
    »Wissen Sie«, flüsterte sie verschwörerisch, »einige nennen sie schon den ›Todesengel‹. Dabei kann die gute Frau doch nichts dafür. Sie will nur das Beste.«

X

    »Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht«, sagte Pfarrer Brockhage.
    »Jeremia?«, fragte ich.
    »Nein, ein Psalm, vermutlich aus der Feder von König David.«
    »Ich dachte, die katholische Kirche stützt sich auf das Neue Testament.«
    »Der Gott Abrahams ist auch der Gott der Moslems und der Christen. Vergessen Sie nicht, dass Jesus aus dem Hause David stammt und die Worte der Propheten kannte. Der Monotheismus war ein großer Schritt in der Entwicklung der Menschheit. Ohne ihn hätte es keine Individualität gegeben, kein Bewusstsein von Geschichte und Zukunft, von Fortschritt und Aufbruch. Glaube, Hoffnung und Gerechtigkeit sind jüdische Begriffe.«
    »Was die Christen den Juden nicht gedankt haben.«
    »Nein.« Brockhage seufzte. »Leider hat es ein Jahrtausende andauerndes Missverständnis zwischen Christen und Juden gegeben.«
    Wir saßen in dem kleinen Büro des Pfarrers. Ich hatte ihn nach Frau Kentrup und ihrer Rolle bei der Betreuung älterer Gemeindemitglieder gefragt und er war wieder in seinen alttestamentarischen Zitatenschatz ausgewichen.
    »Um auf Ihre Frage zurückzukommen«, sagte er jetzt unvermittelt, »Menschen sterben, wenn es an der Zeit ist. Mag sein, dass sich im letzten Jahr die Todesfälle in unserer Gemeinde gehäuft haben, mag auch sein, dass einige der betagten Menschen, die von uns gegangen sind, zu Lebzeiten regelmäßig von Frau Kentrup besucht wurden. Aber daraus einen Zusammenhang zu konstruieren, zu unterstellen, sie hätte etwas mit dem Tod dieser bedauernswerten Leute zu schaffen, ist schlichtes Unrecht. Ich kenne das Gerede hinter

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