Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
später auf.
Franka schlief wieder. Die Untersuchungen hatten die Vermutung des Notarztes bestätigt: Abgesehen von einer mittelschweren Gehirnerschütterung war Franka heil davongekommen. In einigen Tagen würde sie das Krankenhaus verlassen können.
Ich fühlte mich unheimlich erleichtert, so erleichtert, dass mich sogar der mürrische Gesichtsausdruck von Kommissarin Bleicher kalt ließ, die neben mir an Frankas Bett stand. Ich hatte ihr die Spritze übergeben und sie über den Tathergang unterrichtet, soweit er mir bekannt war.
»Wie konnten Sie nur so unverantwortlich sein?«, schnauzte mich die Kommissarin an. »Ein junges Mädchen in eine solche Gefahr zu bringen ...«
»Sie ist erwachsen«, verteidigte ich mich. »Sie hat das selbst entschieden.«
»Privatdetektive!« Sie spuckte das Wort aus. »Man sollte Ihnen das Handwerk legen.«
»Wenn Sie Ihr Handwerk beherrscht hätten, wären wir gar nicht erst engagiert worden.«
»Sofort aufhören!«, sagte halblaut der junge Arzt, der gerade hereinkam. »Sie befinden sich in einem Krankenzimmer. Die Patientin braucht Ruhe. Also bitte! Streiten Sie sich draußen!«
Ich ging hinaus.
»Wir sehen uns noch«, drohte Bleicher im Weggehen.
»Ich freu mich drauf«, rief ich ihr nach.
Ich ließ ihr einen Vorsprung, dann nahm ich den Lift nach unten. Die Eingangshalle des Bettenturms war mit kalten blauen Noppen ausgelegt. Ein schöner Kontrast zu den noch kälteren grauen Wänden. Ich trat ins Freie und rauchte einen Zigarillo. Dann bestellte ich mir ein Taxi.
IX
Als ich am nächsten Morgen in die Uni-Klinik kam, war Kommissarin Bleicher schon da. Ich gab Franka, die zwar blass aussah, aber tapfer lächelte, einen Kuss auf die Wange und erkundigte mich ausgiebig nach ihrem Befinden. Abgesehen von leichten Kopfschmerzen, schien sie die Ereignisse der vergangenen Nacht einigermaßen überstanden zu haben.
»Können wir weitermachen?«, fragte Bleicher genervt.
Erst jetzt ließ ich mich dazu herab, sie zu begrüßen.
»Haben Sie die Spritze untersucht?«
»Ja.«
»Und?«
»Es waren zwei verschiedene Fingerabdrücke drauf.«
»Natürlich. Die von Franka und die vom Täter.«
»Vielen Dank für den Tipp«, giftete sie. »Ich würde jetzt gerne die Zeugin zum Tathergang befragen.«
Ich holte mir einen Stuhl und hörte zu.
Franka hatte, als sie am späten Abend durch den Stall gegangen war, ein Geräusch gehört. Offenbar hatte sie den Täter gestört, der sich irgendwo im Stall versteckt hatte.
Franka bemerkte, dass ein Pferd besonders unruhig war. Sie durchsuchte die Box und entdeckte unter einem Bündel Stroh die Spritze, die der Täter verloren hatte. Das war der Zeitpunkt, zu dem sie mich angerufen hatte. Noch während des Telefongesprächs hörte sie Schritte. Dann ging das Licht aus. Der Täter wusste, dass ihn die Spritze in Schwierigkeiten bringen konnte. Er hatte vermutlich mitbekommen, dass Franka mit jemandem telefoniert hatte, und fürchtete wohl das Eintreffen des Gutsbesitzers oder der Polizei. Also musste er die Spritze so schnell wie möglich finden und verschwinden. Allerdings ahnte er nicht, dass Franka die Spritze bereits eingesteckt hatte.
Franka versuchte zu fliehen. Dabei lief sie dem Täter direkt in die Arme. Er blendete sie mit einer Taschenlampe. Es kam zu einer kurzen Rangelei, die damit endete, dass er ihr die Taschenlampe auf den Kopf schlug.
»Können Sie den Mann beschreiben?«, fragte die Kommissarin.
»Nein. Ich war ja geblendet.«
»Wie konnten Sie dann erkennen, dass es ein Mann war?«
»An seiner Größe, seiner Kraft und seiner Stimme.«
»Er hat etwas gesagt?«
»Ja. Als ich ihn gegen das Schienbein getreten habe, hat er geflucht.«
»Trauen Sie sich zu, ihn anhand der Stimme zu identifizieren?«
»Falls er Platt spricht. Er hat nämlich auf Platt geflucht.«
Die Kommissarin schaltete ihr kleines Aufnahmegerät aus und steckte es in die Tasche. Dann nahm sie Frankas Fingerabdrücke, um sie mit denen auf der Spritze abgleichen zu können.
»Der Rest dürfte ja nicht schwierig sein«, bemerkte ich.
»Vielen Dank für Ihr Vertrauen«, sagte sie ironisch. »Sollte ich jemals davon hören, dass Sie Ihre Mitarbeiterin erneut in Gefahr gebracht haben ...«
»Was ist dann?«
»Dann werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass Sie Ihre Lizenz verlieren.«
»Lieben Sie es, Männer richtig fertig zu machen?«, erkundigte ich mich.
Statt einer Antwort stiefelte sie aus dem Zimmer.
Franka lachte. »Ihr mögt
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