Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
Vom Netzwerk:
»denken Sie daran, Sie fühlen sich sehr schlecht, Sie sind kraftlos und können kaum reden.«
    »Das kann ich mir besser vorstellen, als mir recht ist«, erwiderte die alte Frau grinsend.
    Sie wählte Kentrups Nummer. »Frau Kentrup«, hauchte sie ins Telefon, »mir geht es gar nicht gut. Ich glaube, ich habe was Falsches gegessen.« Sie atmete hechelnd. »Ja, das wäre sehr lieb von Ihnen, wenn Sie vorbeikommen könnten.«
    Sie legte auf. »Es hat geklappt. Der Geier ist im Anmarsch.«
    »Das haben Sie großartig gespielt«, lobte ich sie. »Und jetzt müssen Sie sich ins Bett legen.«
    »Wie soll sie denn in die Wohnung kommen?«
    »Haben Sie ihr schon mal den Wohnungsschlüssel geliehen?«
    »Ja, als ich im Krankenhaus war. Damit sie die Blumen gießen konnte.«
    Ich schnippte mit den Fingern. »Wenn Kentrup die ist, für die ich sie halte, hat sie sich einen Nachschlüssel machen lassen.«
    Wir gingen zusammen ins Schlafzimmer. Reimers legte sich ins Bett und sah mehr als tot aus.
    »Und wenn sie meinen Puls fühlt?«
    »Dann wird sie denken, dass Sie noch nicht ganz tot sind. Aber sie wird keine Zeit verlieren wollen.«
    Ich dachte kurz daran, dass es noch eine andere Möglichkeit gab, aber ich wollte die alte Frau nicht erschrecken. Falls Kentrup versuchen würde, sie zu ersticken, musste ich eben rechtzeitig zur Stelle sein.
    Es klingelte an der Tür.
    »Nicht schlucken und die Augenlider ruhig halten!«, befahl ich und verdrückte mich ins Nebenzimmer.
    Es klingelte ein zweites Mal. Dann drehte sich ein Schlüssel im Türschloss. Die Falle schnappte zu.
    »Frau Reimers!«, rief Kentrup. Sie ging langsam durchs Wohnzimmer und schaute sich um.
    »Frau Reimers!«, rief sie noch einmal. »Wo sind Sie?«
    Ich hörte, wie sie an die Tür des Schlafzimmers klopfte. Was sie dort vorfand, schien sie nicht sonderlich zu überraschen, denn kurz darauf erschien sie wieder im Wohnzimmer. Jetzt legte Kentrup alle Zurückhaltung ab. Schränke wurden geöffnet und Schubladen aufgezogen.
    Als Lockangebot hatten wir in der obersten Schublade der Kommode drei Hundertmarkscheine deponiert, beschwert durch eine kleine Spielzeugklingel. Der Ton der Klingel war das Zeichen für meinen Auftritt.
    Kentrup zuckte zusammen, bewahrte aber die Fassung: »Was machen Sie hier?«
    »Gegenfrage: Was machen Sie hier?«
    »Frau Reimers hat mich angerufen. Es ging ihr nicht gut.«
    »Und als erste Hilfe suchen Sie nach Geld?«
    »Das ist ja unverschämt«, spielte sie Empörung. »Ich habe die Telefonnummer von Doktor Thalheim gesucht.«
    Ich deutete auf ihre rechte Hand, in der sie die Hundertmarkscheine knüllte. »Was haben Sie denn da in der Hand?«
    »Das geht Sie gar nichts an. Ich werde jetzt die Polizei anrufen.«
    »Das ist eine gute Idee. Die wird sich sicher mit Ihnen unterhalten wollen.«
    »Sie haben wohl gedacht, ich wäre tot«, sagte Margret Reimers von der Schlafzimmertür aus.
    Der Anblick der weiß geschminkten Frau war zu viel für den Todesengel. Sie stieß einen Laut aus, den Pavarotti beim Ausrutschen auf einem Stück Seife in der Dusche nicht besser hingekriegt hätte, und klappte zusammen. Ich fing sie auf, bevor sie auf dem Fußboden landete.
    »Sie geben also zu, dass Sie Helga Dickmöller bestohlen haben?«, stellte Stürzenbecher fest.
    Wir saßen in einem Verhörraum des Polizeipräsidiums. Stürzenbecher hatte die Vorschriften großzügig ausgelegt und mir erlaubt, bei dem Verhör von Agnes Kentrup dabei zu sein. Angesichts der zu erwartenden Lösung des Falles, die ich ihm auf einem silbernen Tablett präsentiert hatte, hätte er meine Bitte auch schlecht ablehnen können.
    »Sollte ihre Nichte Susanne das Geld bekommen?«, verteidigte sich Kentrup. »Die hätte das Geld doch nur für Drogen ausgegeben.«
    »Und was war bei den anderen Frauen, die Sie betreut haben und die verstorben sind?«
    »Na ja ...«
    »Wir werden das alles genau nachprüfen, Frau Kentrup. Besser, Sie gestehen es gleich.«
    »Bei der einen oder anderen habe ich schon was mitgenommen. Nicht alle hatten ja Geld im Haus. Und Schmuck und Wertsachen habe ich nicht angerührt. Das geht gegen meine Grundsätze«, erklärte sie allen Ernstes.
    »Kommen Sie mir nicht mit Grundsätzen!«, fuhr ihr der Hauptkommissar in die Parade. »Der Diebstahl von Schmuck und Wertsachen wäre eher aufgefallen. Das war der einzige Grund.«
    Kentrup kniff den Mund zusammen.
    »Wie viele Frauen haben Sie bestohlen?«
    »Ich weiß nicht genau, fünf oder sechs

Weitere Kostenlose Bücher