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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Franka hatte das Feld Oberstleutnant a. D. Krolow mit seiner Mauser überlassen und war zu ihrer Wohnung gefahren, um, wie sie sagte, sich mit jemandem zu verabreden, der garantiert nicht über Verbrechen reden würde. Ich lag auf der Couch im Wohnzimmer und sah zu, wie erwachsene Männer im Kreis fuhren und dabei auch noch Millionen verdienten. Die Welt war irgendwie ungerecht. Mit anderen Worten: Wir warteten alle gespannt auf den Montag.
    Am Montagmorgen nahm ich wieder den Hinterausgang durch den Keller und ließ mich von einem Taxi nach Sankt Mauritz bringen. Auch Franka hatte ihr vorübergehendes Desinteresse abgeschüttelt und war mit Eifer bei der Sache. Sie redete nicht über ihre Verabredung, aber mir schien es so, als würde ich einen Hauch von Pferd an ihr riechen.
    Da mir Krolows Mauser nicht geheuer war, überredete ich den Oberstleutnant, sich in die Etappe zurückzuziehen. Nachdem ich ihm dreimal versichert hatte, dass wir zu zweit ohne weiteres in der Lage sein würden, die vermutlich unbewaffnete Frau Kentrup zu überwältigen, willigte er schließlich ein. Bei seiner Verabschiedung von Margret Reimers war nicht zu übersehen, dass die beiden einen anregenden Abend miteinander verbracht hatten.
    Auch der Todesengel war früh auf den Beinen. Schon um zehn Uhr am Vormittag schellte es an der Tür und Kentrup erschien mit einem Plastikbeutel im Wohnzimmer. Diesmal hatten wir die Tür zum Nebenzimmer etwas weiter geöffnet, sodass Franka und ich die Szene auch visuell verfolgen konnten.
    »Ich habe alles dabei«, verkündete Kentrup mit resoluter Fröhlichkeit.
    Reimers bedankte sich und beglich die Rezeptgebühren.
    »Von diesen hier sollen Sie sofort eine nehmen.« Kentrup griff in den Beutel, zog eine Tablettendose heraus und schraubte sie auf.
    Ich hielt den Atem an. Wir hatten Margret Reimers eingeschärft, auf keinen Fall etwas zu essen, zu trinken oder einzunehmen, das Kentrup ihr anbieten würde.
    Reimers reagierte gelassen. »Stellen Sie die Dose auf den Tisch! Ich werde die Tabletten gleich nehmen.«
    »Sofort, hat der Doktor gesagt.« Kentrup fischte eine Tablette aus der Dose.
    »Frau Kentrup«, sagte Reimers mit einer gewissen Schärfe, »ich bin noch nicht völlig senil. Ich werde die Tabletten schon nehmen, keine Sorge.«
    »Wie Sie meinen.« Der Todesengel war eingeschnappt und knallte die Dose auf den Tisch.
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«, fragte Reimers, nun wieder freundlicher.
    »Nein danke, ich habe noch ein paar andere Schäfchen, die meiner Hilfe bedürfen.« Eindeutig beleidigt leitete die Besucherin ihren Abgang ein.
    Und damit ging diese Stufe meines Plans ziemlich undramatisch zu Ende.
    Kaum hatte Kentrup die Wohnung verlassen, rief ich Stürzenbecher an.
    Er war immer noch oder schon wieder gereizt. »Sag mal, hältst du mich für eine Außenstelle deines maroden Detektivbüros?«
    »Franka kommt gleich mit einer Sammlung Pillen vorbei«, sagte ich kommentarlos. »Ich möchte, dass du die Dinger im Labor untersuchen lässt.«
    »Und was sollen wir finden?«
    »Gift.«
    »Natürlich. Wie konnte ich auch so dumm fragen.«
    »Ich kann dir jetzt nicht alle Einzelheiten erklären, aber ich glaube, dass ich die Kentrup an der Angel habe. Wenn sich bewahrheitet, was ich annehme, darfst du morgen eine Pressekonferenz geben und alle Lorbeeren alleine einheimsen. Ich verzichte auf den Ruhm und genieße in aller Stille meinen Triumph.«
    Stürzenbecher lachte herzlos. »Ich wusste gar nicht, dass du so gestelzt reden kannst. Also gut, ich werde diese blöden Pillen untersuchen lassen.«
    Ich nickte Franka zu. Sie machte sich mit der Tüte auf den Weg.
    Die letzte Stufe meines Plans war die schwierigste und zugleich riskanteste. Sollte sich tatsächlich Gift in den Pillen finden, war das zwar ein schwer wiegendes Indiz, aber kein endgültiger Beweis für Kentrups Täterschaft. Kentrup und Doktor Thalheim konnten sich die Schuld gegenseitig zuschieben und – wenn sie es geschickt anstellten und ebensolche Anwälte hatten – sogar ungeschoren davonkommen. Deshalb wollte ich den Todesengel in einer eindeutigen Situation ertappen. Und dazu bedurfte es einer kleinen Schmierenkomödie.
    Margret Reimers gab sich alle Mühe, wie eine Leiche auszusehen. Mithilfe der Theaterschminke, die Franka besorgt hatte, färbte sie ihr Gesicht und ihre Hände noch blutleerer, als sie ohnehin schon wirkten. Das Ergebnis war so gut, dass ich fast erschrak.
    »Also«, sagte ich zu ihr,

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