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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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werden es wohl gewesen sein, vielleicht auch sieben. Sehen Sie, Sie verstehen das nicht.«
    »Ich verstehe das sehr gut«, widersprach Stürzenbecher. »Es gehört zu meinem Job.«
    Kentrup schüttelte den Kopf. »Diese Frauen haben allein gelebt. Ihre Angehörigen haben sich nicht um sie gekümmert. Mal ein Besuch zum Geburtstag oder zu Weihnachten, ein Anruf alle paar Wochen, das war alles. Ich war diejenige, die ihnen im Alltag geholfen hat, ich war immer für sie da. Ich habe Formulare ausgefüllt und bin zu Behörden gegangen, ich habe dafür gesorgt, dass sie eine Putzhilfe bekamen und alles andere, was sie brauchten. Und was habe ich dafür bekommen? Eine Tasse Kaffee und mal einen Zehn- oder Zwanzigmarkschein. Mehr war ich nicht wert. Das große Geld wurde für die raffgierige Verwandtschaft gespart, die keinen Finger gerührt hat. Ich habe mir nur genommen, was mir zustand, Herr Kommissar.«
    Stürzenbecher nickte und sortierte seine Papiere. »Auf die anderen Frauen kommen wir später zurück.«
    Er ließ sich Zeit. Ein sicheres Zeichen, dass er seinen nächsten Angriff vorbereitete.
    »Reden wir noch einmal über Helga Dickmöller. War sie vor ihrem Tod krank?«
    »Sie hatte eine Erkältung«, antwortete Kentrup.
    Stürzenbecher runzelte die Stirn. »So? Eine Erkältung? Seit wann stirbt man an einer Erkältung?«
    Sie wich aus: »In dem Alter hat man viele Krankheiten. Ich weiß nicht, woran sie gestorben ist. Das wird Ihnen doch Doktor Thalheim sagen können.«
    »Aber sie ist ganz plötzlich gestorben. Stimmen Sie mir da zu?«
    »Ja«, sagte Kentrup verwundert.
    »Vor oder nachdem Sie sie gefunden haben?«
    Das leise Surren des Aufnahmegerätes war deutlich zu hören.
    »Was wollen Sie damit sagen, Herr Kommissar?«
    »Ich will damit sagen, dass Sie beim Tod der armen, von ihrer Verwandtschaft verlassenen, allein stehenden Frauen nachgeholfen haben. Vielleicht, weil Sie das Elend nicht mehr mit ansehen konnten?«
    »Aber ... aber ...«, Kentrup begann zu hyperventilieren.
    »Hören Sie auf!«, fuhr Stürzenbecher sie an.
    Es wirkte.
    »Haben Sie Helga Dickmöller getötet? Ja oder nein?«
    »Nein«, stammelte die Beschuldigte. »Ich habe niemanden umgebracht.«
    »Hat Ihnen Doktor Thalheim dabei geholfen?«
    »Doktor Thalheim ist ein hochanständiger Mann. Wie können Sie so etwas sagen?«
    »Wie ist Helga Dickmöller gestorben?«
    »Ich weiß es nicht.« Kentrups Augen füllten sich mit Tränen. »Hören Sie, Herr Kommissar, ich habe gestohlen, ja, das gebe ich zu. Aber die Frauen waren alle schon tot, als ich sie gefunden habe. Sie sind an irgendwelchen Krankheiten gestorben. Das müssen Sie mir glauben.«
    Stürzenbecher wechselte das Thema: »Wie war das bei Margret Reimers? Ihr vermeintlicher Tod schien Sie nicht überrascht zu haben.«
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Sie hat mich angerufen und gesagt, dass es ihr schlecht gehe.«
    »Nachdem Sie ihr die Pillen gebracht hatten.«
    Kentrups Stimme bebte: »Frau Reimers hat mich selbst darum gebeten.«
    »Hat Ihnen Doktor Thalheim die Tabletten gegeben?«
    »Nein, die sind aus der Apotheke.«
    »Und Sie haben die Packung so abgeliefert, wie Sie sie bekommen haben?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wissen Sie, wie man Sie in Sankt Mauritz nennt?«
    Kentrup schluckte. »Ich habe davon gehört.«
    Stürzenbecher sagte es ganz langsam: »Todesengel.«
    »Das ist dummes Gerede.«
    »Wie kommt es dann, dass in den letzten zwölf Monaten vier der von Ihnen betreuten Frauen gestorben sind?«
    »Das ist ein Zufall.«
    »Ich glaube nicht an Zufälle«, erwiderte der Hauptkommissar kalt.
    »Bitte, Herr Kommissar!«, heulte Kentrup auf. »Ich bin doch keine Mörderin.«
    »Und wie war das bei Jessica Wiedemann?«
    »Jessica Wiedemann?« Sie schniefte. »Wieso Jessica Wiedemann?«
    »Ist Ihnen Jessica Wiedemann nicht auf die Schliche gekommen?«
    »Nein, ich habe nie ...«
    »Hat Jessica Sie nicht zur Rede gestellt?«
    »Nein ...«
    »Und musste Jessica deswegen nicht sterben?«
    Kentrup gab den schon bekannten Laut von sich und zeigte uns das Weiße ihrer Augen. Zeitgleich klopfte es an der Tür und einer von Stürzenbechers Untergebenen kam herein. »Da ist ...« Er schaute zu Kentrup.
    »Holen Sie einen Arzt!«, sagte Stürzenbecher sachlich. »Was gibt es denn?«
    »Der Laborbericht ist gekommen.«
    »Schön.« Er stand auf und nahm dem Mann das Papier aus der Hand. »Und passen Sie auf, dass sie nicht wegläuft.«
    Der Untergebene zischte konsterniert:

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