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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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gelöst. Ein Fehler, ich gebe es zu. Aber so etwas kommt vor.« Seine Selbstsicherheit hatte den Reiz eines Brechmittels.
    »Sie sind Kohlmann, nehme ich an.«
    »Richtig.« Er deutete eine Verbeugung an.
    Ich wandte ihm den Rücken zu und ging zum Weg zurück. »Dann haben wir das ja geklärt.«
    »Warten Sie!«, rief er mir nach. »Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Ich ging weiter. »Ich aber nicht mit Ihnen.«
    Er kam hinter mir her. »Das, was Sie mit Professor Kaiser abgezogen haben, war auch eine Schweinerei. Ein solches Foto zu verkaufen! Damit sind wir quitt, würde ich sagen.«
    Ich blieb stehen. »Ich habe das Foto nicht verkauft.«
    Er runzelte die Stirn, was ihn nicht intelligenter aussehen ließ. »Das soll ich Ihnen glauben?«
    »Es ist mir ziemlich egal, ob Sie mir glauben oder nicht.« Ich setzte meinen Weg fort.
    »Hören Sie!« Er klang schon etwas weniger großspurig. »Als Nächstes könnte ein Foto von Kaiser und meiner Frau veröffentlicht werden.«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Die Vorstellung hat mich rasend gemacht. Falls ich Sie ungerechtfertigt verdächtigt habe, entschuldige ich mich dafür in aller Form.«
    Ich überlegte. Es fiel mir schwer, meine Gefühle zu beherrschen, aber immerhin hatte ich den weiten Weg hier heraus gemacht.
    »Noch so ein Ding und ich werde Sie verprügeln. Ist das klar?«
    Er grinste schief. »Was halten Sie von einem Kaffee? In meiner Jagdhütte?«
    Das Gewehr lehnte an der Wand neben der Tür. Ich hatte mich so gesetzt, dass ich die Waffe schneller erreichen konnte als Kohlmann, obwohl ich nicht glaubte, dass das notwendig sein würde. Ohne sein Gewehr wirkte der Jäger viel schmächtiger.
    Auf dem rustikalen Holztisch standen zwei Tassen Kaffee, aufgebrüht mit einem Instantpulver, was einiges über Kohlmanns Geschmack und hausmännische Fähigkeiten aussagte.
    »Viola hat nie darüber geredet, aber ich habe es die ganze Zeit gewusst«, sagte Kohlmann. »Sie hat diese fixe Idee, Karriere machen zu müssen. Wie oft habe ich ihr gesagt : Hör auf mit der Uni! Du hast es nicht nötig. Lass uns Kinder bekommen! Kümmere dich um die Kinder und den Haushalt! Schreib wissenschaftliche Aufsätze für Fachzeitschriften, wenn es unbedingt sein muss! Aber nein, sie wollte nicht. Ich bin leitender Geschäftsführer einer Kugellagerfabrik. Ich verdiene genug Geld, Herr Wilsberg. Viola hätte uns das nicht antun dürfen.«
    Ich schwieg. Was sollte ich dazu auch sagen? Stattdessen nahm ich einen Schluck von dem bitteren Kaffee.
    Kohlmann hatte seine Tasse noch nicht angerührt. Entweder wusste er, wie sein Gebräu schmeckte, oder er war zu versessen darauf, mir seine Lebensgeschichte zu erzählen.
    »Kaiser war ein Grapscher, das sah man ihm an der Nasenspitze an«, redete der Jäger weiter. »Die wenigen Male, die ich ihm begegnet bin, haben mir gereicht, um ihn zu durchschauen. Und ich bin durchaus in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen. Aber ich wollte Viola nicht verlieren. Ich wusste, sie würde mich verlassen, wenn ich sie zwingen würde, ihren Job aufzugeben.«
    Er schaute mich an. Ich nickte, weil er offensichtlich eine Reaktion von mir erwartete.
    »Und das ist noch nicht alles«, fuhr er fort. »Viola wurde von Kaiser nach Strich und Faden ausgenutzt.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich.
    »Haben Sie Kaisers anderen Assistenten kennen gelernt, diesen Sven Weichert?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie ja, wovon ich rede. Man kann diesen Verrückten doch nicht auf die Studenten loslassen. Der Mann hat nur Ticks und schweinische Ausdrücke im Kopf. Viola musste ihn ständig vertreten. Sie hat seine Seminare übernommen, wenn er sich schlecht fühlte, sie ist allein zu Konferenzen gegangen, sie hat die Kontakte zu auswärtigen Wissenschaftlern gepflegt. Währenddessen durfte Tourette-Sven in seinem Kämmerchen sitzen und seinen Hobbys nachgehen.«
    »Immerhin hat sich die Strategie Ihrer Frau ausgezahlt.«
    »O ja, drei Kreuze, dass sie diese Professur in Leipzig in Aussicht hat.«
    »Kaiser hatte damit ausgedient«, stellte ich fest.
    »Ich weine ihm jedenfalls keine Träne nach«, meinte Kohlmann wütend.
    Ich schaute unwillkürlich zu dem Gewehr an der Tür und dachte daran, dass es interessant sein könnte, seine Kugeln mit der in Kaisers Brust zu vergleichen.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Kohlmann. »Aber ich war's nicht.«
    »Wo waren Sie denn, als Kaiser erschossen wurde?«
    »Wann war das?«
    »Vorgestern, gegen siebzehn Uhr.«
    »In meinem

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