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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Büro«, antwortete er, ohne lange nachzudenken.
    »Kann das jemand bestätigen?«
    »Ja, meine Sekretärin.« Er zog ein winziges Handy aus der Westentasche und stellte eine Verbindung her. »Frau Lansing! Hier Kohlmann. Bitte tun Sie mir einen Gefallen! Sagen Sie dem Herrn, an den ich jetzt das Telefon weiterreichen werde, wo ich am Dienstag um siebzehn Uhr war!«
    Ich nahm das Handy und brummte eine Begrüßungsformel.
    Eine professionelle weibliche Telefonstimme sagte ohne Umschweife: »Herr Kohlmann war letzten Dienstag um siebzehn Uhr in seinem Büro. Ich kann das bezeugen, weil ich mich bis siebzehn Uhr fünfzehn im Vorzimmer aufgehalten habe.«
    »Danke!« Ich gab Kohlmann das Handy zurück.
    Er verabschiedete sich von seiner Sekretärin und steckte das Gerät wieder in die Westentasche.
    Ich lehnte mich zurück. »Das war abgesprochen, oder?«
    Er lächelte. »Natürlich habe ich daran gedacht, dass mich jemand nach meinem Alibi fragen würde.«
    Das Gespräch begann mich zu langweilen. »Na schön, ich weiß jetzt, dass Sie so schlau waren, sich ein Alibi zu beschaffen. Haben Sie mich deswegen in den Wald bestellt?«
    Sein Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an. »Ich habe Ihnen einiges von mir erzählt. Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir eine derartige Vereinbarung getroffen haben.«
    »Was hat Kaiser mit meiner Frau gemacht?«
    »Fragen Sie Ihre Frau!«
    »Hat er mit ihr geschlafen?«
    »Nicht an dem Tag, als er erschossen wurde.«
    »Was ist dann zwischen den beiden gelaufen?«
    »Kein Kommentar.«
    »Wie viel?« Er machte mit Daumen und Zeigefinger eine reibende Bewegung.
    Ich stand auf. »Ich bin nicht käuflich, Herr Kohlmann.«
    »Aber«, sagte er erstaunt, »Sie sind doch Privatdetektiv.«
    Anscheinend glaubte er, dass dieser Beruf Menschen ohne moralische Prinzipien vorbehalten war.
    »Eben.« Ich ging zur Tür.
    »Warten Sie doch!« Er stand ebenfalls auf. »Es geht mir gar nicht so sehr um Viola.«
    »Das habe ich begriffen.« Ich konnte meine Herablassung nicht mehr kaschieren.
    »Die Veröffentlichung eines Fotos, das Viola und Kaiser in einer, nun ja, anzüglichen Pose zeigt, würde mich ruinieren. Ich habe tagtäglich mit Kunden zu tun. Und der Besitzer der Kugellagerfabrik ist ein konservativer, sehr religiöser Mann, der in einem kleinen Dorf im Münsterland aufgewachsen ist. Verstehen Sie, Herr Wilsberg? Er würde mich entlassen.«
    Ich schaute durch das Fenster, das mit rot-weiß karierten Vorhängen garniert war, in den grünen und friedlichen Wald. »Wir haben eine einstweilige Verfügung beantragt, die der Zeitung den weiteren Abdruck von Fotos untersagt. Ob das etwas nützt, wird sich zeigen. Solche Geschichten heben die Auflage, wie man weiß.«
    Ich ging hinaus und knallte die Tür hinter mir zu. Von Kohlmann hatte ich endgültig die Nase voll.
    Während ich mich durchs Unterholz schlug, widerstand ich der Versuchung, meinen Schritt zu beschleunigen oder über die Schulter zurückzublicken. Ein bisschen Angst hatte ich schon, dass Kohlmann auf dumme Gedanken kommen konnte. Doch bis zum Longinusturm fiel kein Schuss.
    Die Kuchen vertilgenden Ausflügler erinnerten mich daran, dass ich seit der läppischen Toastscheibe am frühen Morgen nichts mehr gegessen hatte. Allerdings war mir nicht nach Kuchen zumute. Und außerdem hatte ich meinen Bedarf an frischer Landluft für diesen Monat längst gedeckt.
    Ich stieg in mein Auto und fuhr nach Münster zurück. Unterwegs hielt ich an einer türkischen Imbissbude und kaufte mir einen Döner, den ich ins Büro mitnahm.
    Auf dem Anrufbeantworter waren zwei Erfolgsmeldungen von Franka. Sie hatte beim Gericht die einstweilige Verfügung erwirkt und mein Fotohonorar in Rechnung gestellt. Immerhin, auf Franka war Verlass. Beinahe empfand ich sogar Stolz, wie prompt und effektiv meine ehemalige Assistentin arbeitete.
    Was man von mir nicht unbedingt behaupten konnte.
    Ich pellte den Döner aus seiner Alu-Hülle und verschlang die in türkischen Pizzateig eingerollten Fleischstücke samt Salatbeigabe und Knoblauchsoße. Danach fühlte ich mich besser. Und auch müde, denn die allzu kurze und unbequeme Nacht machte sich bemerkbar.
    Ohnehin fehlte mir im Moment die zündende Idee, an welcher Stelle ich meine Ermittlungen fortsetzen sollte. Also erledigte ich den aufgelaufenen Schriftkram und zog mich dann in meine angrenzende Wohnung zurück.
    An diesem Abend entschied ich mich für das

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