Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
Vom Netzwerk:
ist? Die war auch hinter Guber her.«
    Sein Unterkiefer klappte nach unten. »Das ist toll. Konstruierst du eine Verschwörungstheorie, bei der alles mit jedem zusammenhängt? Die Frau hatte Alkohol im Blut und ist von der Fahrbahn abgekommen. So etwas kommt vor.«
    »Zwei ungewöhnliche Todesfälle im Zusammenhang mit Guber halte ich für keinen Zufall.«
    Stürzenbecher streckte seinen wulstigen Zeigefinger aus und tippte mir gegen die Brust. »Verschon mich mit deinen Theorien, Wilsberg! Das ist ein gut gemeinter Rat. Ruf mich erst wieder an, wenn du irgendetwas Brauchbares in der Hand hast!«

IX

    Nora war zusammen mit Lena und ihrem Vater zum Flughafen Münster-Osnabrück gefahren, wo eine vom Bankdirektor gecharterte Maschine wartete, die die Gessners noch am selben Abend nach Zürich zurückbringen sollte. Vor ihrer Abfahrt hatten wir nur kurz miteinander reden können. Falls die Polizei nicht dazu bereit sei, müsse eben ich herausfinden, wer Lena entführt habe, hatte Nora erklärt.
    »Und wenn ich entdecke, dass es eine Verbindung zwischen Guber und Ihrem Vater gibt?«, hatte ich gefragt.
    »Dann sollte ich das wissen, oder? Die Alternative ist doch, dass man Lena für verrückt erklärt und behauptet, sie habe sich die Entführung nur eingebildet. Ich will, dass die Wahrheit herauskommt, Herr Wilsberg.«
    Ich nahm das Plastiktütchen mit dem Haar, das auf der Diskettenbox gelegen hatte, aus der Schreibtischschublade und betrachtete es. Auch ohne Auftrag hätte ich den Fall nicht an den Nagel gehängt. Ich konnte es nicht leiden, wenn jemand, den ich nicht kannte, in meinem Büro Haare verlor. Hatten die beiden Männer das, was sie bei mir anscheinend vergeblich gesucht hatten, von Lena bekommen? Und was war das?
    Ich wählte die Privatnummer von Tobias Olpitz. Er nahm sofort ab.
    »Haben Sie die Beweise, die Sie mir versprochen haben?«
    »Nein, leider nicht. Meine Zeugin sitzt in diesem Moment in einem Flugzeug, und wie es aussieht, werde ich in nächster Zeit nicht an sie herankommen.«
    »Dann ist die Geschichte also geplatzt?«
    »So schnell gebe ich nicht auf«, sagte ich. »Mich interessiert Ihre verunglückte Kollegin, Kathrin Meyer.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »War sie verheiratet?«
    »Nein. Aber sie hatte einen Freund.«
    »Kennen Sie den Namen?«
    »Nur den Vornamen: Jonathan. Wie die Möwe.«
    »Können Sie den Nachnamen in Erfahrung bringen?«
    »Ich denke schon. Ich rufe Sie zurück.«
    Ein Viertelstunde später wusste ich, dass Kathrin Meyers Freund Jonathan Fürth hieß und bei einer Werbeagentur arbeitete.
    Jonathan Fürths Privatnummer stand im Telefonbuch. Aber er war nicht zu Hause, wie mir sein Anrufbeantworter mitteilte. Ich sprach meinen Namen aufs Band und bat um einen Rückruf.
    Bis zum nächsten Morgen hörte ich nichts von Fürth. Ich versuchte es bei der Werbeagentur und hatte Glück, die Dame in der Telefonzentrale verband mich mit dem Artdirector.
    »Was wollen Sie?«, fragte Fürth unfreundlich. Anscheinend hatte er die Nachricht abgehört, denn mit Kunden ging er vermutlich höflicher um.
    »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen zum Tod von Kathrin Meyer stellen.«
    »Sind Sie Journalist?«
    »Nein. Ich bin Privatdetektiv.«
    »Da gibt es nichts zu reden. Sie hatte einen Unfall. Das ist ein Fakt. Punkt.«
    »Ich verstehe Ihren Schmerz, Herr Fürth«, heuchelte ich.
    Es nützte nichts. Er blieb so stinkig wie zuvor: »Meine Gefühle gehen nur mich etwas an. Ich halte nichts davon, in der Vergangenheit zu wühlen, ich schaue nach vorn.«
    Kathrin Meyer tat mir wirklich Leid. Einen solchen Freund zu haben war noch posthum eine Strafe. Ich hoffte jedenfalls, dass Franka oder Stürzenbecher über meinen Tod, sollte er mich plötzlich ereilen, nicht so kaltschnäuzig hinweggehen würden.
    Einen Moment lang war ich geneigt, ihm zu sagen, was ich von ihm hielt. Dann siegte die Professionalität: »Ich habe Hinweise, die die These vom Unfall in Frage stellen.«
    »Was sind das für Hinweise?«
    »Können wir uns treffen?«
    »Entschuldigen Sie, Herr Wilsberg, mit diesen Andeutungen verschwenden Sie nur meine Zeit.«
    »Hat man Ihnen gedroht?«, fragte ich.
    »Quatsch. Niemand bedroht mich.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum Sie nicht bereit sind, für Ihre tote Freundin zehn Minuten zu opfern.«
    Ich dachte schon, er hätte aufgelegt. Schließlich sagte er: »Um neunzehn Uhr. In meiner Wohnung.«
    Ich notierte seine Adresse. Sie lag ganz in der Nähe.
    Fürths Maisonette-Wohnung

Weitere Kostenlose Bücher