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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Mann – wie sich das anhört!«
    »Peter Fahle, Thomas Berning – suchen Sie sich was aus.«
    »Als ich ihn kennenlernte, hieß er Thomas Berning.« Sie setzte sich in Bewegung und wir schlenderten über die Uferpromenade. »Es stimmt, er hat mich in der Nacht angerufen. Er klang irgendwie verzweifelt. So hatte er noch nie mit mir geredet. Zuerst habe ich ihn gar nicht erkannt. Ich dachte, ein Spinner wäre am Apparat. Ich hatte ja schon geschlafen und war durch das Klingeln geweckt worden. Erst als er Felizia erwähnte, begriff ich, dass es Thomas war. Er bat mich um Verzeihung, redete davon, dass er alles falsch gemacht habe, dass er aufhören wolle. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Einerseits tat er mir leid, andererseits sagte mir mein Verstand, dass es dafür keinen Grund gab. Typisch Frau eben: Die Kerle tun uns immer leid.«
    »Und was haben Sie gesagt?«, fragte ich.
    »Nichts. Ich habe ihn reden lassen. Er hatte etwas von Felizia gehört.«
    »Ich hatte ihm erzählt, dass sie mich angerufen hat.«
    Sanddorn fuhr herum. »Was?«
    »Keine Ahnung, ob sie es wirklich war. Eine Frau, die sich Felizia Sanddorn nannte …«
    Sanddorn griff nach meinem Arm. »Sie war es bestimmt. Sie muss es gewesen sein.«
    »Ich denke, Sie telefonieren jeden Abend mit ihr.«
    Sie senkte den Kopf.
    »Warum haben Sie mich angelogen? Warum haben Sie mir und der Polizei erzählt, dass Sie Kontakt zu Felizia haben?«
    »Weil man es mir befohlen hat.«
    »Wer?«
    »Ein Mann, der für den Verfassungsschutz arbeitet.«
    »Derselbe, dem Sie gemeldet haben, dass ich bei Ihnen war?«
    Sie nickte. »Deshalb war Thomas so aufgewühlt. Hätte er ein bisschen früher kapiert, was er für seine Tochter bedeutete, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen.«
    Seine Tochter?
    »Es ist doch auch Ihre Tochter.«
    Sanddorn sah aufs Wasser hinaus. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Erkenntnis in meinem Gehirn angekommen war. »Felizia ist nicht Ihre Tochter.«
    »Nein. Feli war zwei Jahre alt, als Thomas sie mitbrachte.«
    »Und wer ist die Mutter?«
    »Das hat er nie gesagt. Eine Frau aus der RAF, mehr weiß ich nicht.« Sanddorn lächelte traurig. »Feli ist ein echtes Kind der Bewegung, wahrscheinlich in einer konspirativen Wohnung geboren. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was ihr hätte zustoßen können in Gesellschaft einer Horde Bewaffneter, die verrückt genug waren, ein Baby als Tarnung zu benutzen. Als Thomas das Kind anschleppte, war ich außer mir vor Wut. Natürlich bildete ich mir nicht ein, die einzige Frau in seinem Leben zu sein. Die meiste Zeit war er ja unterwegs, unsere Ehe bestand nur noch auf dem Papier. Der einzige Kitt, der uns zusammenhielt, war das Geld, das er ablieferte. Aber mir das Kind einer anderen unterzuschieben – das ging zu weit. Ich sagte ihm, er solle mit der Kleinen verschwinden und nie mehr wiederkommen. Er hätte es fast getan.« Sanddorn tupfte sich mit einem Papiertaschentuch die Augen ab. »Als er Felis Sachen packte, weinte sie jämmerlich. Ich …« Ihre Hände kneteten das Taschentuch.
    »Wie haben Sie es geschafft, das Kind zu legalisieren? Sie brauchten doch Papiere.«
    »In den ersten Wochen bin ich kaum aus dem Haus gegangen. Mir war klar, dass das nicht ewig so weitergehen konnte. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass man mir Feli wegnehmen und sie in ein Heim stecken würde. Und dann standen zwei Männer vor der Tür. Jetzt ist es aus, dachte ich.«
    Wir hatten das Ende der Uferpromenade erreicht und stiegen eine Treppe hinauf. Erste Tropfen kündigten einen neuen Regenschauer an.
    »Die Männer waren sehr freundlich«, redete Sanddorn weiter. »Sie zeigten mir Ausweise vom Innenministerium und sagten, dass es eine Möglichkeit für mich gebe, Feli zu behalten. Sie würden sogar dafür sorgen, dass sie als meine Tochter anerkannt werde.«
    »Und was mussten Sie dafür tun?« »Nicht viel. Ich sollte sie über alles auf dem Laufenden halten, was Thomas betraf.« »Nicht viel nennen Sie das? Felizia wurde als Köder benutzt, um Ihren Mann zu schnappen.«
    »Nein. Sie wollten ihn nicht verhaften. Ich musste ihnen berichten, was er gesagt hatte, wenn er mal da war, seine Sachen durchsuchen. So was eben.«
    Das verstand ich nicht. Warum hatten die Leute vom Innenministerium keinen Versuch unternommen, Berning zu verhaften?
    »Ich stimmte zu«, sagte Sanddorn. »Ich wollte Feli nicht verlieren. Und die Männer hielten sich an ihr Versprechen. Feli bekam Papiere auf den Namen Sanddorn. Außerdem

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