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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Schlüssel und die Papiere im Briefkasten.«
    »Na schön.« Ich klemmte mir die Hülle unter den Arm und ging zur Tür. »Sie hören von uns.«
    »Hey!«, rief er mir nach. »Krieg ich keine Quittung oder so was?«
    »Richtig. Die schicke ich Ihnen heute noch zu.«
    Der Taxifahrer hatte den Motor nicht abgestellt, auf einem kleinen Monitor in der Mitte der Konsole lief ein Spielfilm.
    »Zum Bahnhof«, sagte ich.

    Auf der Rückfahrt nach Münster guckte ich mir meine Beute genauer an. Peter Müller hatte bar bezahlt, eine Überprüfung der Personalien konnte ich mir also sparen. Entweder gab es Peter Müller tatsächlich und er wusste nur nichts davon, dass er einen Lkw gemietet hatte, oder der Ausweis war komplett gefälscht. Handfester war die zurückgelegte Kilometerzahl: vierhundertfünfzig. Das machte zweihundertfünfundzwanzig Kilometer pro Strecke. Mit einer Straßenkarte und einem Zirkel hätte ich den derzeitigen Aufenthaltsort von Henrike Sanddorn einkreisen können. Ich nahm den Ausdruck des Fahrtenschreibers heraus. Zuerst mäßiges Landstraßentempo mit ein paar Stopps, vermutlich an Ampeln, dann dreißig Minuten kontinuierliche Fahrt, wieder kurze Unterbrechungen und schließlich über eine Stunde konstant hundert Stundenkilometer, bevor ein städtisches Zickzack die mehrstündige Pause einläutete, während der die Möbel ausgeladen worden waren. Das war interessant. Auf welcher Autobahn in der Nähe von Münster konnte man an einem Mittwochmittag ohne Tempoveränderungen fahren? Wo gab es weder Baustellen noch Staus? Dieses Verkehrsphänomen kannte ich eigentlich nur von einer Autobahn, nämlich der A 31, die nach Norden, nach Ostfriesland, führte. Ich überprüfte die Kurven des Fahrtenschreibers noch einmal. Es kam hin. Der Lkw war von Warendorf nach Münster gefahren, dann über die ausgebaute B 54 bis Steinfurt und von dort aus auf die A 31. Bei der Rückfahrt hatten die Männer kurz vor der Abfahrt von der Autobahn eine halbstündige Pause eingelegt. Auch das ergab einen Sinn. Die einzige Raststätte, an die ich mich erinnern konnte, befand sich in der Nähe von Lingen.
    Damit hatte ich Henrike Sanddorns möglichen Aufenthaltsort erheblich eingegrenzt. Ich weihte mein neues Handy mit der Telefonnummer von Hauptkommissar Stürzenbecher ein.
    »Hast du ein neues Handy?«, fragte Stürzenbecher.
    »Ja. Und es wäre gut, wenn Podzey und Niemeyer das nicht so schnell erfahren.«
    »Verstehe«, sagte er. »Was willst du?«
    »Könntest du mir einen Gefallen tun?«
    »In der letzten Woche war ich eigentlich mit nichts anderem beschäftigt.«
    »Ich dachte, es gehört zum Job von Polizisten, notfalls auch die Unschuld von Verdächtigen herauszufinden.«
    Sein Schweigen klang beleidigt.
    »Okay«, sagte ich. »War nur ein Scherz. Habe ich mich nicht bei dir bedankt?«
    »Nein.«
    »Dann hole ich das hiermit nach. Es war toll, was du für mich getan hast.«
    Stürzenbecher grunzte. »Warum muss ich bei deinen Komplimenten immer an parfümierte Giftpfeile denken?«
    »Apropos Giftpfeil …«
    »Ist ja schon gut«, unterbrach er mich. »Schieß endlich los!«
    »Henrike Sanddorn ist nach Ostfriesland gezogen.«
    Er stöhnte. »Schlag dir diesen Fall aus dem Kopf! Oder willst du deine neuen Freundschaften in der JVA auffrischen?«
    »Ich mache doch nichts Verbotenes«, protestierte ich. »Frau Sanddorn ist eine unbescholtene Bürgerin. Was ist daran unschicklich, mit ihr zu reden?«
    »Dummerweise fällt nach deinen Besuchen manchmal eine Leiche an.«
    »Das habe ich nicht gehört«, sagte ich. »Kannst du überprüfen, ob sie sich in Aurich, Leer, Emden, was weiß ich, in diesen Landkreisen da oben angemeldet hat?«
    »Ich muss bescheuert sein, dass ich das mitmache«, brummte Stürzenbecher. »Sonst noch was?«
    »Nein. Das ist fürs Erste alles.«

    Ich stand auf dem Bahnhofsvorplatz in Münster und überlegte, ob ich mich in einem Café aufwärmen oder in meine Wohnung zurückkehren sollte, als das Handy klingelte.
    »Das ging aber schnell«, sagte ich.
    »Freu dich nicht zu früh«, antwortete Stürzenbecher. »Eine Henrike Sanddorn ist nirgendwo registriert. Allerdings wohnt seit Freitag eine Hilda Sandner in Leer. Alter, Größe und so weiter kommen hin.«
    »Klingt doch gut«, sagte ich. »Die Initialen hat sie nicht geändert.«

XI
    Der Intercity brauchte knapp zwei Stunden bis Leer. Langsam fand ich Gefallen am Zugfahren. Ich konnte mit geschlossenen Augen nachdenken und zehn Minuten später

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