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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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lag jeden Monatsanfang ein Briefumschlag mit dreihundert Mark im Briefkasten.«
    »Wann haben Sie Felizia die Wahrheit gesagt?«, fragte ich.
    »Vor einem Jahr. Im Nachhinein glaube ich, dass es ein großer Fehler war. Feli hatte sich damit abgefunden, dass ihr Vater sich nicht für sie interessierte, dass er sich mit irgendwelchen kriminellen Machenschaften über Wasser hielt. Aber nun gab es diese Frau, die sie geboren und mit der sie die ersten zwei Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Es wurde zur fixen Idee von ihr, die Frau zu finden. Deshalb hat sie Thomas bedrängt, deshalb hat sie alles über die RAF verschlungen, was sie finden konnte, und deshalb …« Sie schluckte. »Hätte ich doch nur meine Klappe gehalten. Dann müsste ich jetzt nicht um ihr Leben fürchten.«
    Der Regen wurde heftiger. Wir stellten uns unter das Dach eines Kiosks.
    »Dieser Verbindungsmann zum Ministerium …«
    »Er ist nicht mehr derselbe wie zu Anfang. Der erste ist inzwischen in Rente gegangen.«
    »Können Sie mir die Namen sagen?«
    »Ich habe Ihnen schon viel zu viel verraten. Damals musste ich eine Erklärung unterschreiben …«
    »Womit hat man Ihnen gedroht? Dass Ihnen das Gleiche passieren könnte wie jetzt Thomas Berning?«
    Der Regen fand einen Weg unter das Kioskdach und perlte in ihren Haaren. »Wovon reden Sie?«
    »Davon, dass man ihn ermordet hat, weil er zum Risikofaktor wurde. Ihre Freunde schätzen es bestimmt nicht, dass die alten Geschichten bekannt werden.«
    »Unsinn«, sagte Sanddorn ärgerlich. »Thomas ist von seinen ehemaligen Genossen erschossen worden.«
    »Wer behauptet das? Ihr Verbindungsmann?«
    »Ja. Und Sie haben selbst gesagt, dass Feli in New York war und Regina Fuchs aufgespürt hat. Die müssen denken, dass Thomas ausgepackt hat. Dafür ist er bestraft worden.« Sie sah, dass ich nicht überzeugt war. »Wollen Sie mir etwa Angst machen?«
    »Angst ist manchmal eine gute Überlebensstrategie.«
    »Ich kenne diese Leute seit über zwanzig Jahren. Die hätten mich längst umbringen können, wenn sie gewollt hätten. Ich vertraue ihnen. Warum sollten sie sich die Mühe machen, mir eine neue Wohnung und eine neue Identität zu verschaffen?« Henrike Sanddorn schüttelte sich. »Mir ist kalt, Herr Wilsberg. Ich möchte nach Hause. Allein.«
    »Rufen Sie nicht an!«, bat ich. »Das könnte für uns beide unangenehme Folgen haben.«
    Während ich zusah, wie sie mit eckigen Schritten davoneilte, wurde neben mir das Kioskfenster geöffnet. Ein grauhaariger Frauenkopf schob sich in die Öffnung.
    »Isse Ihnen weggelaufen? Hier!« Die alte Frau reichte mir einen Regenschirm. »Gehen Sie ihr nach! So ein Schirm wirkt manchmal Wunder.«
    »Danke«, sagte ich. »Was kostet der?«
    »Nix. Der geht aufs Haus.«

    Am Bahnhof musste ich eine Stunde auf den Zug warten, und als ich in Münster ankam, war es bereits stockdunkel. Statt vor meiner Haustür ließ ich mich vom Taxifahrer an der Kreuzkirche absetzen. Falls meine Bewacher nichts von meiner Abwesenheit bemerkt hatten, sollten sie ruhig in dem Glauben bleiben, ich hätte den Tag in meiner Wohnung verbracht.
    Bis zu dem Moment, in dem ich den Schlüssel in das Schloss der Wohnungstür steckte, glaubte ich an den Erfolg meines Plans. Doch als ich den Schlüssel drehte und die Tür sofort aufsprang, wusste ich, dass er gescheitert war. Denn ich war hundertprozentig sicher, dass ich bei meinem Weggang abgeschlossen hatte.
    Ich drückte die Tür hinter mir zu und ging leise durch die Diele. Etwas Fremdes hing in der Luft, ein Geruch oder nur eine Ahnung. In der Tür zum Wohnzimmer blieb ich stehen. In einem der Sessel saß eine Frau.

XII
    Die Frau richtete eine Pistole auf mich und gab mir mit einem an den Mund gehaltenen Zeigefinger zu verstehen, dass ich die Klappe halten sollte. Ich war sowieso sprachlos.
    Sie trug eine Perücke, eine rotblonde Lockenpracht, die ihr zusammen mit dem eleganten Hosenanzug den mondänen Touch einer erfolgreichen, um ewige Jugend ringenden Schriftstellerin verlieh, doch die harten Gesichtszüge hatte sie auch mit erheblichem Aufwand an Make-up nicht wegschminken können.
    Regina Fuchs erhob sich geschmeidig und dirigierte mich mit synchronen Bewegungen ihres Kopfes und der Pistole in die Diele und von dort aus ins Badezimmer. Ich musste mich auf den Deckel der Kloschüssel setzen, während sie die Dusche aufdrehte.
    Erst als das Wasser lautstark auf die Emailbeschichtung prasselte, hob sie das Sprechverbot auf. »Reine

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