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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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gesehen, weil die Blousons manchmal aufklafften. Da kamen die Halfter zum Vorschein.«
    »Mein Gott!« Ich kniff die Augen zusammen. »Könnte Frau Sanddorn entführt worden sein?«
    »Das glaube ich nicht. Sie hat ganz normal mit denen geredet, nicht verängstigt oder so.«
    Das Kind öffnete die Augen, verzog den Mund und fing an zu schreien.
    »Du hast Hunger, ich weiß.« Er wiegte das Kind im Arm. »Ich muss nach oben.«
    Ich folgte ihm die Treppe hinauf. »Haben Sie sich das Kennzeichen des Möbellasters gemerkt?«
    »Nein.« Er blieb stehen. Ein Gedanke verdüsterte sein Gesicht. »Warum wollen Sie das so genau wissen?«
    »Ich bin ein Freund von Frau Sanddorn.«
    »Das sagten Sie bereits. Und einen Tag später ist sie ausgezogen.«
    »Sie denken doch nicht …«
    »Dass sie vor Ihnen geflohen ist? Wäre doch möglich, oder?«
    »Mit mir hat das absolut nichts zu tun.« Schwaches Argument, aber mir fiel kein besseres ein.
    »Beweisen Sie es!«
    »Wie denn?«
    Das Kind schrie lauter. Der Vater ließ mich stehen.
    »Okay, Sie haben recht.« Ich blieb ihm auf den Fersen. »In der letzten Woche war auch eine Anwältin hier, stimmt’s?«
    »Ja. Und sie hat die gleichen Fragen gestellt wie Sie.«
    »Frau Sanddorn hat eine Menge Schulden. Ich arbeite als Privatdetektiv für die Anwaltskanzlei. Wir möchten nicht, dass sich Frau Sanddorn ihrer Verantwortung entzieht.«
    »Bullshit.« Er öffnete die Wohnungstür. »Überlegen Sie sich eine bessere Geschichte!«
    Die Tür knallte vor meiner Nase zu. Zu dumm, dass es noch Menschen gab, die ihre Nachbarn nicht an den Erstbesten verrieten. Hätte er mir damit nicht die Arbeit erschwert, wäre er mir richtig sympathisch gewesen.
    Zum Glück waren nicht alle Warendorfer so verschwiegen. Mit einer neuen Lüge, die von einer demolierten Stoßstange handelte, konnte ich der dritten Anwohnerin auf der anderen Straßenseite zumindest den Namen der Leihwagenfirma entlocken, mit deren Lkw die Möbel von Henrike Sanddorn abtransportiert worden waren.

    Männer, die Pistolen unter Blousons tragen, bevorzugen in der Regel schnittige Autos. Die Vermutung lag also nahe, dass sie nicht mit dem Möbellaster nach Warendorf gekommen waren, sondern ihn erst hier gemietet hatten.
    Ich nahm ein Taxi, ließ mich zu der Warendorfer Filiale der Leihwagenfirma bringen und bat den Fahrer, auf dem Parkplatz zu warten.
    Abgesehen von einem fettleibigen Angestellten, der die örtliche Tageszeitung studierte, war der Kundenraum leer. Der Mann erhob sich schwerfällig und kam zur Theke. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Haben Sie letzten Mittwoch einen Lkw vermietet?« Er schaute mich aus verquollenen Augen an. »Wir vermieten ohne Ende Autos.« »Ich rede von einem Lkw und letzten Mittwoch. Da wird die Zahl nicht so groß sein.« Seine Äuglein funkelten angriffslustig. »Haben Sie einen Grund, so was zu fragen?«
    »Ja, habe ich.« Ich zückte einen Ausweis mit meinem Foto, der irgendwie offiziell aussah und in der Kopfzeile das Wort Bundesamt enthielt, und schwenkte ihn kurz in seine Richtung. »Bundesamt für Güterverkehr. Wir haben eine Beschwerde vorliegen. Ich brauche die Kilometerzahl und den Ausdruck des Fahrtenschreibers. Reine Routine.«
    »Was denn für eine Beschwerde?«
    »Das bekommen Sie schriftlich. Wollen Sie nun kooperieren oder nicht?«
    »Kein Thema.« Unter seinem Haaransatz bildeten sich Schweißperlen. »Ist schon in Arbeit.« Er watschelte zu einer Hängeregistratur und wühlte sich durch Klarsichtfolien.
    »Wer hat den Wagen gemietet?«, fragte ich.
    »Hier ist es.« Er kam mit einer Folie zurück. »Ein Peter Müller.«
    »Und das hat Sie nicht stutzig gemacht?«
    »Wieso denn?« Auch sein Doppelkinn war jetzt mit Schweißperlen gesprenkelt. »Es gab keine Schadensmeldung, der Lkw war in einwandfreiem Zustand, ich meine …«
    »Darum geht es nicht.« Ich betrachtete das Foto auf dem kopierten Personalausweis. Ein Allerweltsgesicht. »Ist das wirklich der Mann, der den Mietvertrag unterschrieben hat?«
    Schwer atmend griff er nach der Kopie. »Jetzt, wo Sie es sagen. Er sah älter aus, schmaleres Gesicht, Geheimratsecken. Ich glaube fast …«
    »… dass Sie einem Betrüger aufgesessen sind.« Ich nahm ihm die Kopie wieder ab und steckte sie in die Hülle zu den übrigen Papieren. »Er hat den Wagen am Mittwochmorgen abgeholt, richtig?«
    Das Doppelkinn nickte zustimmend.
    »Und wann hat er ihn wieder abgeliefert?«
    »Irgendwann in der Nacht. Am Donnerstagmorgen lagen der

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