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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Sonnenlichtempfindlichkeit? Extreme Behaarung, Hautverfärbungen?« Ich lallte, als hätte man mir eine Flasche Wodka intravenös verabreicht.
    »Interessant.« Er beugte sich über mich. Sein Raubtieratem schlug mir ins Gesicht. »Erzählen Sie mehr!«
    »Wozu? Sie wissen es doch längst. Sie und der Fettsack da.« Ich kicherte. »Wollen Sie mich fressen? Was haben Sie den Wachleuten für die Mahlzeit versprochen?«
    Ich steigerte mich in die Vorstellung hinein. Es begann, richtig Spaß zu machen.
    »Wer hat Ihnen von uns erzählt?«, fragte Mütze.
    Schade, er hatte mein Spiel durchschaut.
    »Niemand.«
    »Kommen Sie, Wilsberg! Machen Sie es sich nicht unnötig schwer. Sagen Sie uns, was wir wissen wollen. Dann können Sie nach Hause fahren.«
    »Sicher?«
    »Das garantiere ich Ihnen.«
    »Regina Fuchs.«
    Er tauschte einen Blick mit dem Sumo-Ringer. »Regina Fuchs hat Ihnen von uns erzählt?« »Ja.« »Wann?« »Gestern. Sie sagte, Felizia Sanddorn wollte jemanden
    treffen, einen alten Mann. Sie vielleicht.«
    »Warum sollte Frau Sanddorn mich treffen wollen?«
    »Sie haben ihr Material versprochen. Über ihren Vater. Aus der Zeit, als er bei der RAF war.«
    Was redete ich denn da? Ich musste aufpassen, dass ich ihnen nicht zu viel verriet. Und vor allem keine Namen nennen. Keine Namen nennen.
    »Was hat Regina Fuchs sonst noch gesagt?«
    »Nichts. Nicht viel.«
    »Nichts oder nicht viel?«
    »Es ging ihr nicht gut. Sie war verletzt.«
    »Sie haben also mit ihr gesprochen, als sie im Krankenhaus lag?«
    »Nein. Ja.«
    Die Augen unter der Goldrandbrille funkelten freundlich. Auch die Behaarung war zurückgegangen. »Das läuft doch prima, Wilsberg. Wir kommen richtig gut miteinander aus, oder?«
    »Ausgezeichnet«, stimmte ich zu.
    »Nur noch ein paar Fragen, dann können Sie gehen. Haben Sie Durst?«
    »Ja.«
    »Sie sind richtig durstig, stimmt’s?«
    »Ich habe einen Höllenbrand.«
    »Sie bekommen gleich was zu trinken. Gleich nachdem Sie meine Fragen beantwortet haben.«
    »Schießen Sie los!«, sagte ich.
    »Mit wem haben Sie darüber geredet?«
    »Mit niemandem.«
    »Sie lügen.«
    »Nein.«
    Er schaute mich traurig an. »Gerade wollte ich Ihnen sagen, dass es vorüber ist. Um ein Haar hätten Sie es geschafft.«
    »Ich lüge nicht. Sie haben mir ein Wahrheitsserum gegeben. Schon vergessen, Dr. Mengele?«
    Sein Mund verkrampfte sich. »Was war das?«
    »Pardon. Ist mir so rausgerutscht.«
    »Schwamm drüber.« Er lächelte wieder. »Hat die Niemeyer Sie ins Krankenhaus begleitet?«
    »Ja. Nein.«
    »Mit ihr haben Sie bestimmt darüber geredet.«
    »Nein.«
    »Mit Hauptkommissar Stürzenbecher?«
    »Nein.«
    »Mit dieser Anwältin? Holtgreve?«
    »Nein.«
    »Wilsberg, Wilsberg.« Er schüttelte den Kopf. »Was sollen wir nur mit Ihnen machen?«
    Was schon? Mich erschlagen oder erschießen und in einem tiefen Loch vergraben. Das, was sie sowieso die ganze Zeit vorgehabt hatten. Darüber machte ich mir keine Illusionen.
    Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, waren die beiden alten Männer verschwunden. Ich war allein. Allein in der kalten Lagerhalle. Ich hatte Durst, mein ganzer Körper juckte, ich fühlte mich beschissen. Hatte ich ihnen verraten, was sie wissen wollten? Hatte ich geredet? Ich war mir nicht sicher.
    Schritte. Sie kamen zurück. Nein, es war eine einzelne Person. Eine Frau. Sie wirkte ein bisschen durchsichtig, wie die menschlichen Hologramme in Star Wars. Ihr Gesicht erinnerte mich an das Porträtfoto von Felizia Sanddorn. Wahrscheinlich eine Halluzination. Ein Effekt dieses Natriumzeugs.
    Ich machte die Augen zu und wieder auf. Die Frau stand noch immer da.
    »Es tut mir leid«, sagte die Frau. »Das alles hätte nicht passieren dürfen.«
    »Felizia Sanddorn?« Dummes Lallen.
    Sie nickte.
    »Sie sind nicht echt, oder? Ich bilde mir nur ein, dass Sie vor mir stehen.«
    Ihr Mund zuckte. Für eine Halluzination wirkte sie verdammt real. »Spielt das eine Rolle?«
    »Was machen Sie hier?« Blöde Frage, aber mir fiel keine bessere ein.
    Und ich bekam auch keine Antwort. Sie wandte sich ab und rannte weg. Jetzt war ich wirklich allein.

    Irgendwann später wurde ich von den beiden Wachmännern, die ich schon kannte, von der Liege gehoben. Meine Beine waren schlaff wie nach einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt und mein Kreislauf spielte Karussell, ich kam mir vor wie der Insasse eines Pflegeheims, dem man den Rollator geklaut hatte.
    Die Männer führten mich zur hinteren Wand,

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