Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
mit den andern zu Fuß laufen und ein Auge auf sie haben. Wie ich doch an alle Kleinigkeiten denke, nicht? Übrigens, die Fußbremse spricht ein bißchen hart an. Treten Sie nicht zu fest darauf, sonst erleben Sie Ihr blaues Wunder.»
    Inmitten riesigen Aufsehens, wie es in den ruhigen Annalen von Eaton Socon bis dahin unbekannt war, wurde das Schloß der Reisetasche auf dem Revier aufgebrochen und ihr grausiger Inhalt pietätvoll auf einen Tisch gelegt. Außer einer Menge Mull, in die er gewickelt gewesen war, fand sich nichts, was irgendwie zur Lösung des Rätsels hätte beitragen können.
    «So», sagte der Polizeichef, «und was wissen die Herren nun über diese Geschichte?»
    «Überhaupt nichts», antwortete Simpkins mit einer schrecklichen Grimasse, «nur daß der Kerl da versucht hat, mir das Ding anzuhängen.»
    «Ich hab’s kurz hinter Hatfield bei diesem Mann vom Gepäckträger fallen sehen», wiederholte Mr. Walters unbeirrt, «und dann bin ich ihm dreißig Meilen weit nachgefahren und hab versucht, ihn anzuhalten. Mehr weiß ich darüber nicht, und ich wollte bei Gott, ich hätte das scheußliche Ding nie angefaßt.»
    «Auch ich weiß persönlich nichts darüber», erklärte der Autofahrer, «aber ich glaube, ich habe eine Ahnung, was es ist.»
    «Was soll das heißen?» fragte der Polizeichef in scharfem Ton.
    «Ich könnte mir vorstellen, daß es der Kopf der Leiche vom Finsbury Park ist – aber wohlgemerkt, das ist nur eine Vermutung.»
    «Genau dasselbe habe ich gerade auch gedacht», stimmte der Polizeichef ihm mit einem Blick auf die Tageszeitung auf seinem Tisch zu, deren Schlagzeilen über die gespenstischen Details dieses gräßlichen Verbrechens Auskunft gaben, «und wenn das so ist, muß man Ihnen, Konstabler, zu einem sehr wichtigen Fang gratulieren.»
    «Danke, Sir», sagte der geschmeichelte Konstabler und salutierte.
    «Und nun muß ich Ihrer aller Aussagen aufnehmen», sagte der Polizeichef. «Halt, nein; zuerst werde ich noch den Konstabler hören. Also, Briggs?»
    Nachdem der Konstabler, der A. A.-Mann und die beiden Motorradfahrer ihre Erklärungen abgegeben hatten, wandte der Polizeichef sich dem Autobesitzer zu.
    «Und was können Sie nun dazu sagen?» fragte er. «Aber zuerst Ihren Namen und Ihre Adresse.»
    Der andere zückte eine Visitenkarte, die der Polizeichef abschrieb und ihrem Besitzer respektvoll zurückreichte.
    «Eine Tasche von mir, in der sich kostbarer Schmuck befand, wurde gestern in Piccadilly aus meinem Wagen gestohlen», begann der Autofahrer. «Sie sieht dieser hier sehr ähnlich, hat aber ein Zahlenschloß. Ich habe über Scotland Yard Erkundigungen einziehen lassen und heute die Meldung erhalten, daß gestern eine Tasche sehr ähnlichen Aussehens am Bahnhof Paddington bei der Gepäckaufbewahrung aufgegeben wurde. Ich eilte sofort hin und erfuhr von dem Beamten, daß die Tasche kurz vor Eintreffen der polizeilichen Warnung von einem Mann in Motorradkleidung abgeholt worden sei. Ein Gepäckträger sagte, er habe den Mann aus dem Bahnhof gehen sehen, und ein Eckensteher hatte ihn auf einem Motorrad davonfahren sehen. Das war etwa eine Stunde zuvor gewesen. Die Sache erschien ziemlich hoffnungslos, denn natürlich hatte sich niemand auch nur die Marke des Motorrads gemerkt, geschweige denn die Nummer. Zum Glück war da aber noch ein aufgewecktes kleines Mädchen. Dies aufgeweckte kleine Mädchen hatte sich vor dem Bahnhof herumgetrieben und gehört, wie ein Motorradfahrer sich bei einem Taxifahrer nach dem schnellsten Weg nach Finchley erkundigte. Ich überließ es der Polizei, den Taxifahrer ausfindig zu machen, und fuhr selbst los, und in Finchley traf ich einen intelligenten jungen Pfadfinder. Er hatte einen Motorradfahrer mit einer Tasche auf dem Gepäckträger gesehen und ihm zugewinkt und gerufen, daß der Riemen locker sei. Der Motorradfahrer sei abgestiegen, habe den Riemen festgezogen und sei geradewegs die Straße nach Chipping Barnet hinaufgefahren. Der Junge war zu weit weg gewesen, um die Motorradmarke zu erkennen – mit Sicherheit wußte er nur, daß es keine Douglas war, denn so eine habe sein Bruder. In Barnet hörte ich eine merkwürdige kleine Geschichte von einem Mann in Motorradkleidung, der bleich wie ein Gespenst in ein Wirtshaus getaumelt sei, zwei doppelte Cognac getrunken habe, wieder hinausgegangen und wie die wilde Jagd davongefahren sei. Nummer? – Natürlich wieder nicht. Das Mädchen an der Bar hat mir die Geschichte erzählt. Sie

Weitere Kostenlose Bücher