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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Verzeihung, Monsieur, aber das verstehe ich nicht. Milord de Wimsey ist schon da und befindet sich im Augenblick bei Monsieur le Comte.»
    «Sie sehen mich erstaunt», erwiderte der andere völlig ungerührt, «denn sicherlich hat niemand anderer als ich ein Recht auf diesen Namen. Mir scheint, da hat eine Person von mehr Schlauheit als Ehrlichkeit die raffinierte Idee gehabt, sich für mich auszugeben.»
    Der Diener war sichtlich ratlos.
    «Vielleicht», schlug er vor, «könnte Monsieur mir seine papiers d’identité zeigen?»
    «Es ist zwar etwas ungewöhnlich, sich an der Tür auszuweisen, wenn man jemandem einen Privatbesuch abstattet», antwortete Seine Lordschaft mit unerschütterlichem Gleichmut, «aber ich erhebe nicht den mindesten Einspruch. Hier ist mein Paß, hier mein permis de séjour, das mir in Paris ausgestellt wurde, hier meine Visitenkarte, und hier ist etliche Korrespondenz, gerichtet an meine verschiedenen Adressen im Hotel Meurice in Paris, an meine Londoner Wohnung am Piccadilly, an den Marlborough Club in London und an das Haus meines Bruders in King’s Denver. Ist das wohl ausreichend?»
    Der Diener sah die vorgelegten Dokumente sorgfältig durch und schien vor allem von dem permis de séjours beeindruckt zu sein.
    «Da scheint ein Fehler vorzuliegen», murmelte er skeptisch.
    «Wenn Monsieur mir folgen wollen, werde ich Monsieur le Comte verständigen.» Sie verschwanden durch die Flügeltür am hinteren Ende der Halle, und Bredon blieb allein zurück.
    «Heute wimmelt’s hier nur so von Richmonds», bemerkte er, «und einer ist skrupelloser als der andere. Der Fall erfordert offensichtlich besonders kluges Vorgehen.»
    Nach etwa zehn Minuten, in denen es vermutlich in der gräflichen Bibliothek besonders aufregend zugegangen war, kam der Diener wieder, diesmal auf der Suche nach ihm.
    «Monsieur le Comte läßt sich Ihnen empfehlen, und würden Monsieur mir bitte hierher folgen?»
    Bredon betrat den Raum mit keckem Schritt. Er hatte sich zum Herrn der Lage gemacht. Der Comte, ein magerer älterer Mann mit fleckigen Fingern vom Umgang mit Chemikalien, saß mit kummervoller Miene an seinem Schreibtisch. In zwei Sesseln saßen die beiden Wimseys. Bredon sah, daß der Wimsey, den er im Zug gesehen (und den er im Geiste Peter I getauft) hatte, sein unerschütterliches Lächeln beibehalten hatte, während Peter II (der mit dem Renault) das vor Empörung gerötete Gesicht eines gekränkten englischen Gentleman zur Schau stellte. Die beiden Herren sahen sich oberflächlich ähnlich – beide blond, hager, mit langen Nasen und unscheinbaren, unbeweglichen Gesichtern, wie sie in einer Versammlung wohlgeborener Angelsachsen vorzuherrschen pflegen.
    «Mr. Bredon», sagte der Comte, «es ist mir eine große Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen, und ich bedaure, daß ich Sie als erstes um einen Dienst bitten muß, der ebenso einzigartig wie wichtig ist. Sie haben mir ein Empfehlungsschreiben von Ihrem Vetter, Lord Peter Wimsey, vorgelegt. Würden Sie nun wohl so freundlich sein und mir sagen, welcher dieser beiden Herren Lord Peter Wimsey ist?»
    Bredon ließ seinen Blick langsam von einem Prätendenten zum andern wandern und überlegte dabei, welche Antwort seinen Zwecken am dienlichsten sein könnte. Zumindest einer der in diesem Raum anwesenden Männern besaß beachtliches intellektuelles Format und war darin geübt, falsches Spiel zu durchschauen.
    «Nun?» meinte Peter II. «Wollen Sie mich nicht endlich beglaubigen, Bredon?»
    Peter I entnahm einem silbernen Etui eine Zigarette. «Ihr Komplize scheint in seiner Rolle nicht sehr sattelfest zu sein», bemerkte er mit einem gelassenen Lächeln, das Peter II galt.
    «Monsieur le Comte», sagte Bredon, «ich bedaure außerordentlich, Ihnen in dieser Angelegenheit nicht weiterhelfen zu können. Meine Bekanntschaft mit meinem Vetter beschränkt sich, wie die Ihre, auf Korrespondenzen zu einem Thema gemeinsamen Interesses. Mein Beruf», fügte er hinzu, «hat mich bei meiner Familie unbeliebt gemacht.»
    Von irgendwoher ertönte ein leiser Seufzer der Erleichterung. Der falsche Wimsey – welcher auch immer – hatte noch eine Gnadenfrist. Bredon lächelte.
    «Ein hervorragender Schachzug, Mr. Bredon», sagte Peter I, «aber das dürfte kaum erklären – gestatten Sie.» Er nahm den Brief aus der widerstrebenden Hand des Comte. «Es dürfte kaum die Tatsache erklären, daß die Tinte auf diesem vor drei Wochen datierten Empfehlungsschreiben jetzt noch

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