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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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darauf wetten. Sehen Sie mal, Sir, Sie haben Münster in Deutschland und Munster in Irland abgegrast – aber wie steht es denn mit dem guten alten Sebastian Münster hier in Ihrer Bibliothek daheim?»
    «Der Himmel steh mir bei – ist das denn möglich?»
    «Es dürfte so gut wie sicher sein, Sir. Sie sehen doch, was hier um den Kopf dieses Seeungeheuers herum geschrieben steht:
    Hic in capite draconis ardet perpetuo Sol. Hier im Haupte des Drachen scheint ewig die Sonne.

    Ziemlich schuppiges Latein – Seedrachenlatein, würde ich sagen.»
    «Ich bin anscheinend schrecklich dumm», sagte Dr. Conyers, «aber ich sehe nicht ganz, wohin uns das bringt.»
    «Keineswegs, Sir; denn der alte ‹Halsabschneider› war ziemlich schlau. Sicher hat er sich überlegt, wenn einer das liest, wird er es nur für eine Anspielung darauf halten, daß die Inseln, wie es weiter unten heißt, ‹ Fortunatae geheißen werden ob der wunderbaren Temperatur der Luft und ihrer milden Himmel›. Aber der schlaue alte Astrologe in seiner Pagode hatte eine andere Bedeutung im Sinn. Hier ist ein Büchlein aus dem Jahre 1678 – Middletons Praktische Astrologie – gerade so eines jener beliebten Handbücher, die ein Amateur wie der ‹Halsabschneider› benutzt haben würde. Da steht: ‹So du in deinem Zeichen Jupiter oder Venus oder das Haupt des Drachens findest, darfst du darauf vertrauen, daß am bezeichneten Orte ein Schatz zu finden ist … Ist Sol das Zeichen des verborgenen Schatzes, so schließe daraus, daß dort Gold oder Juwelen sind.› Nun, Sir, ich glaube, wir dürfen es daraus schließen.»
    «Großer Gott!» rief Dr. Conyers. «Ich glaube wirklich, Sie haben recht. Und ich muß zu meiner Schande gestehen, wenn mir jemand je gesagt hätte, daß es sich für mich lohnen könnte, die Sprache der Astrologie zu erlernen, ich hätte in meiner Überheblichkeit geantwortet, daß meine Zeit zu kostbar sei, um sie mit solchen Narreteien zu verschwenden. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.»
    «Na ja», meinte Gherkins, «aber wo ist denn nun der Schatz, Onkel Peter?»
    «Das ist eben die Frage», antwortete Lord Peter. «Diese Karte sagt nicht viel aus. Es sind keine Längen- und Breitengrade angegeben; und die Ortsangaben beziehen sich, so wie sie dastehen, nicht einmal auf irgendeine Stelle auf einer der Inseln, sondern weisen irgendwohin mitten ins Meer. Außerdem ist es fast zweihundert Jahre her, seit der Schatz versteckt wurde, und er könnte längst von irgendwem gefunden worden sein.» Dr. Conyers erhob sich.
    «Ich bin ein alter Mann», sagte er, «aber ich habe noch Kräfte in mir. Wenn ich irgendwie die Mittel zu einer Expedition zusammenbekomme, werde ich nicht ruhen, bis ich alle denkbaren Schritte unternommen habe, um den Schatz zu finden und meine Klinik ins Leben zu rufen.»
    «Dann hoffe ich, Sir, daß Sie mir erlauben werden, einen Beitrag zu dem guten Werk zu leisten», sagte Lord Peter.
    Dr. Conyers hatte seine Gäste eingeladen, über Nacht zu bleiben, und nachdem der überdrehte Vicomte ins Bett gesteckt war, saßen Wimsey und der alte Herr noch lange da und studierten Karten und lasen Münsters Kapitel De Novis Insulis a ufmerksam durch, um dort vielleicht noch einen weiteren Hinweis zu entdecken. Zu guter Letzt aber wünschten sie einander gute Nacht, und Lord Peter begab sich, das Buch unterm Arm, nach oben. Er fand jedoch keine Ruhe, und so saß er, statt sich zu Bett zu legen, noch lange am Fenster seines Zimmers, das auf den See blickte. Der gerade wieder abnehmende Mond segelte zwischen kleinen, luftigen Wölkchen dahin und schien hell auf die scharfen Konturen des chinesischen Teehauses und die zottigen, ungestutzten Büsche. Der ‹alte Halsabschneider› und seine Landschaftsgärtnerei! Wimsey hätte sich gut vorstellen können, wie der alte Seeräuber jetzt in dieser albernen Pagode hinter seinem Teleskop sitzen und sich heimlich über sein rätselhaftes Testament freuen und die Mondkrater zählen würde. «Wenn Luna, dann Silber.» O ja, das Wasser des Sees war silbern genug; ein breiter, glatter Pfad zog sich darüber hinweg, unterbrochen vom düsteren Keil des Bootshauses, den schwarzen Schatten der Inseln und einem verfallenden Springbrunnen fast in der Mitte des Sees – einem sich windenden Himmelsdrachen mit stachligem Rücken und irgendwie lächerlich.
    Wimsey rieb sich die Augen. Dieser See kam ihm irgendwie merkwürdig vertraut vor; von einem Augenblick zum andern legte er sich die seltsame

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