Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
wenn wir ihn fragen, muß er sich so oder so festlegen.«
    »J-a-a. Das heißt aber offener Krieg.«
    »Nicht unbedingt. Wir brauchen ihm ja nicht alles zu sagen, was wir denken. Ich glaube, das überlassen Sie am besten mir.«
    »Das halte ich auch für besser. Ich habe das dumme Gefühl, daß ich Henry nicht so schön an der Nase herumgeführt habe, wie ich mir eingebildet hatte.«
    »Ich weiß nicht. Sie haben jedenfalls eine sehr wertvolle Entdeckung gemacht. Keine Bange. Bevor wir mit Henry fertig sind, haben wir sein Innerstes nach außen gekehrt. Jetzt hüpfe ich rasch mal rüber ins Resplendent und sehe nach, ob er sich nicht schon aus dem Staub gemacht hat.«
    Und das tat er, konnte aber nur feststellen, daß Henry weit davon entfernt war, sich aus dem Staub zu machen; er saß beim Essen und spielte danach mit anderen Gästen Bridge. Sollte Wimsey sich da mit seinen Fragen dazwischendrängen? Oder lieber warten? Vielleicht lieber warten und morgen ganz beiläufig das Gespräch darauf bringen. Er traf eine stille Abmachung mit dem Nachtportier, daß dieser ihm einen Wink geben solle, wenn Henry Weldon im Laufe der Nacht etwa Anstalten machte, zu verduften, dann begab er sich in sein eigenes Quartier, um gründlich nachzudenken.

19
----
Das Zeugnis des verkleideten Autotouristen

    Gestehe, oder in den Kerker – Halt!
DEATH’S JEST-BOOK

    DONNERSTAG, 25. JUNI
    Mr. Weldon machte keine Anstalten, zu verduften. Es fiel Wimsey nicht schwer, am folgenden Morgen seiner habhaft zu werden, und eigentlich war er sogar froh, daß er gewartet hatte, denn inzwischen hatte er einen Brief von Chefinspektor Parker erhalten.
    »Lieber Peter,
was verlangst Du demnächst? Ich habe hier ein paar kleine, vorläufige Informationen für Dich, und wenn sich etwas Neues ergibt, halte ich Dich auf dem laufenden.
    Zunächst: Dein Mr. Haviland Martin ist kein bolschewistischer Agent. Er hat seit langer Zeit ein Konto in Cambridge und ist Besitzer eines kleinen Hauses, inklusive Dame, in den Randbezirken der Stadt. Soviel ich weiß, hat er es 1925 erworben, und hin und wieder läßt er sich dort sehen, mit dunkler Brille und allem Drum und Dran. Der Bank wurde er von einem Mr. Henry Weldon aus Leamhurst in Huntingdonshire empfohlen, und mit seinem –kleinen– Konto hat es noch nie irgendwelche Schwierigkeiten gegeben. Man hält ihn für einen Handlungsreisenden. Das alles kommt mir so vor, als ob der Herr ein Doppelleben führte, aber die Bolschewikentheorie kannst Du Dir aus dem Kopf schlagen.
    Ich habe heute abend mit Morris, unserem Bolschewikenexperten, gesprochen, und er weiß von keinem kommunistischen oder russischen Agenten, der sich zur Zeit bei Wilvercombe herumtreiben könnte. Er ist der Meinung, daß Du Dich da aufs Glatteis hast führen lassen.
    Übrigens möchte die Polizei von Cambridge, von der ich mir die Information über Martin telefonisch besorgen mußte, gern wissen, was los ist. Zuerst Wilvercombe, dann ich! Zum Glück kenne ich dort den Chef ganz gut und konnte ihn dazu bewegen, die Bank ein bißchen unter Druck zu setzen. Ich glaube, ich habe sie in den Glauben wiegen können, daß es etwas mit Bigamie zu tun hat!
    Apropos Bigamie: Mary läßt Dich herzlich grüßen und möchte wissen, ob Du wenigstens der Monogamie schon etwas näher gekommen bist. Sie meint, ich soll Dir diesen Schritt aufgrund eigener Erfahrung sehr empfehlen – was ich hiermit (befehlsgemäß!) tue.
    Mit den besten Grüßen,
Dein Charles.«
    So gewappnet begab Wimsey sich hinunter zu Henry Weldon, der ihn in seiner plump-vertraulichen Art begrüßte. Lord Peter ließ das über sich ergehen, solange er es für angezeigt hielt, dann sagte er wie von ungefähr:
    »Übrigens, Weldon – Sie haben Miss Vane ja gestern nachmittag ganz schön erschreckt.«
    Henry sah ihn recht ungnädig an.
    »So, hab ich das? Ich sehe aber trotzdem nicht ein, was Sie sich da einzumischen haben.«
    »Von Ihren Manieren habe ich gar nicht gesprochen«, sagte Wimsey, »obwohl ich sie zugegebenermaßen etwas erstaunlich finde. Aber warum haben Sie nie etwas davon gesagt, daß Sie beide sich schon einmal begegnet sind?«
    »Schon einmal begegnet? Aus dem ganz einfachen Grunde, daß wir uns noch nie begegnet sind.«
    »Na, na, Weldon. Wie war denn das vorigen Donnerstag nachmittag oben am Hinks’s Lane?« Weldon lief zu einer häßlichen Farbe an. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Nein? Nun, es ist natürlich Ihre Sache, aber wenn Sie schon inkognito durch

Weitere Kostenlose Bücher