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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bin, würde ich Sie gern mal spielen sehen. Tja, aber jetzt muß ich los. Wollen Sie auch heim? Ich kann Sie im Wagen mitnehmen, wenn Sie wollen – geht ganz schnell.«
    »Danke, Sir, das wäre nett.«
    »Und dann könnten Sie mir auch mal die Fotos zeigen, von denen Sie mir erzählt haben.«
    Die beiden bahnten sich ihren Weg nach draußen. Es wurden Gutenachtwünsche gewechselt, aber Wimsey fiel auf, daß keiner der Einwohner von Darley besonders herzlich mit Jem sprach. In den Abschiedsworten lag etwas Gezwungenes.
    Sie stiegen in den Wagen und fuhren schweigend dahin, bis sie über den Bahnübergang waren. Dann sagte Jem:
»Wegen dieser Sache, Sir. Ich hab schon zu Großvater gesagt, er soll der Polizei lieber sagen, wie das war, aber er ist ja so was von eigensinnig, und es stimmt ja auch, daß es Mord und Totschlag gibt, wenn das rauskommt. Aber trotzdem hätte er reden sollen, denn da geht es schließlich um ’nen Fall für den Henker, und ich sehe wirklich nicht, warum man sich da reinziehen lassen soll. Aber Großvater traut nun mal diesem Umpelty und seinen Leuten nicht, und er würde Mutter oder mich totprügeln, wenn wir was verlauten ließen. Wenn du einmal was der Polizei erzählst, sagt er immer, ist es gleich überall herum.«
    »Nun – das kommt darauf an, was es ist«, sagte Wimsey ein wenig verwirrt. »Natürlich kann die Polizei nichts – ich meine, kein Verbrechen – verschweigen, aber –«
    »O nein, Sir, so etwas ist es nicht, jedenfalls würden Sie sich erst gar nicht damit abgeben. Aber wenn diese Baines was davon verlauten hören und es Gurney erzählen – aber bitte! Ich hab schon immer zu Großvater gesagt, daß es dämlich ist, auch wenn Tom Gurney ihm mal so einen dummen Streich mit diesen Netzen gespielt hat.«
    »Wenn es nichts Kriminelles ist«, sagte Wimsey ziemlich erleichtert, »dürfen Sie sicher sein, daß ich niemandem etwas weitersage.«
    »Eben, Sir. Darum wollte ich ja auch mal mit Ihnen darüber reden, Sir. Sehen Sie, Großvater hat doch einen sehr schlechten Eindruck gemacht, weil er einfach nicht sagen wollte, was er da draußen vor den Mahlzähnen getrieben hat, und ich hätte wahrscheinlich schon damals was sagen sollen, aber dann hätte Großvater es an meiner Mutter ausgelassen, kaum daß ich den Rücken gedreht hätte.«
    »Ich verstehe vollkommen. Aber was haben Sie denn nun vor den Mahlzähnen gemacht?«
    »Hummer gefangen, Sir.«
    »Hummer gefangen? Was ist daran verboten?«
    »Nichts, Sir; aber sehen Sie, es waren Tom Gurneys Hummerkörbe.«
    Nach kurzem Verhör war die Geschichte klar. Der unglückliche Tom Gurney, der in Darley lebte, pflegte seine Hummerkörbe bei den Mahlzähnen auszulegen und trieb einen schwunghaften Handel damit. Aber vor einiger Zeit hatte er sich mit dem alten Pollock im Zusammenhang mit irgendwelchen Netzen angelegt, die angeblich vorsätzlich beschädigt worden waren, und Mr. Pollock, der auf gesetzlichem Wege keine Satisfaktion hatte bekommen können, hatte zu einem sehr einfachen Mittel der Privatrache gegriffen. Er fuhr in geeigneten Augenblicken, wenn Tom Gurney gerade nicht da war, zu den Hummerkörben, holte ihren lebenden Inhalt heraus und tat die Körbe zurück. Es war, wie Jem erklärte, nicht so, daß Mr. Pollock wirklich den Wert der beschädigten Netze in Form von Hummern zurückzuerhalten hoffte; die Süße der Rache lag in dem Gedanken, »diesem Gurney eins auszuwischen« und »diesen Gurney« von Zeit zu Zeit darüber fluchen zu hören, wie die Hummer in der Bucht immer weniger würden. Jem fand das Ganze ziemlich kindisch und beteiligte sich ungern daran, denn seinen gesellschaftlichen Ambitionen hätte es besser angestanden, mit seinen Nachbarn auf gutem Fuß zu bleiben, aber angesichts gewisser Umstände (womit, wie Wimsey sich dachte, Pollocks Bösartigkeit sowie die Möglichkeit gemeint war, daß er seine nicht unbeträchtlichen Ersparnisse jemand anderem vermachte, wenn man ihn ärgerte) hatte Jem in Sachen Hummerklau der Laune seines Großvaters lieber nachgegeben.
    Wimsey war wie vor den Kopf geschlagen. So einfach war das also! All diese Geheimniskrämerei, und nichts weiter dahinter als eine lächerliche nachbarliche Fehde. Er sah Jem scharf an. Es war dunkel, und das Gesicht des jungen Mannes war nichts als ein undurchschaubares Profil.
    »Na schön, Jem«, sagte er, »ich verstehe. Aber nun zu dieser Geschichte am Strand. Warum bleiben Sie und Ihr Großvater so verstockt dabei, daß Sie dort niemanden

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