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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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als von adliger Geburt zu sein und nur von Adel zu reden.
    »War Alexis denn von adliger Geburt?« erkundigte sich Wimsey.
    »Nun, gesagt hat er es – aber wie soll eine Frau das wissen? Ich meine, reden kann ja jeder, nicht? Paul – das heißt Mr. Alexis – hat immer wunderschöne Geschichten über sich erzählt, aber ich glaube, er hat das alles nur erfunden. Er war so romantisch veranlagt und hatte es so mit Büchern. Aber ich hab zu ihm gesagt: ›Was nützt dir das alles?‹ hab ich gesagt. ›Da bist du nun und verdienst nicht halb soviel Geld wie so mancher andere, den ich nennen könnte, und was hättest du davon, selbst wenn du der Zar von Rußland wärst?‹«
    »Hat er gesagt, er sei der Zar von Rußland?«
    »O nein – er hat nur gesagt, wenn seine Ururgroßmutter oder so jemand irgendwen geheiratet hätte, dann wäre er heute irgendwas Wichtiges, aber ich hab zu ihm gesagt: ›Was nützt dir das ganze Wenn?‹ hab ich gesagt. ›Und überhaupt, die haben die ganzen Hoheiten doch sowieso abgeschafft‹, hab ich gesagt, ›also, was würdest du denn schon dafür kriegen?‹ Er hat mich verrückt gemacht mit seinem Gerede von seiner Urgroßmutter, und schließlich hat er dann den Mund gehalten und gar nichts mehr davon gesagt. Ich glaube, er hatte endlich begriffen, daß eine Frau nicht so furchtbar daran interessiert ist, immer nur was von anderer Leute Urgroßmüttern zu hören.«
    »Was glaubte er denn, wer seine Urgroßmutter war?«
    » Das weiß ich nicht. Er hat nur immerzu davon geredet. Einmal hat er es mir alles sogar aufgeschrieben, aber ich habe nur gesagt: ›Du machst mich noch wahnsinnig damit, und außerdem, wie du erzählst, haben diene Leute ja auch nicht gerade viel getaugt‹, hab ich gesagt, ›da weiß ich also gar nicht, was es damit groß anzugeben gibt. Für mich klingt das nicht sehr anständig, und wenn Prinzessinnen, die jede Menge Geld haben, nicht mal anständig bleiben können‹, hab ich gesagt, ›dann weiß ich nicht, warum man Mädchen einen Vorwurf macht, die sich ihr Geld selbst verdienen müssen.‹ Das hab ich zu ihm gesagt.«
    »Und das ist auch sehr wahr«, sagte Wimsey. »Er muß da wohl eine regelrechte fixe Idee gehabt haben.«
    »Einen Vogel hatte er«, sagte Miss Garland, ihre Vornehmheit für einen Augenblick vergessend. »Ich meine, ich glaube, er war ein bißchen verrückt in der Beziehung, nicht?«
    »Jedenfalls scheint er sich mehr damit beschäftigt zu haben, als die Sache wert war. Sogar aufgeschrieben hat er es?«
    »O ja. Und dann kam er eines Tages wieder damit an. Wollte wissen, ob ich den Zettel noch hätte. ›Das weiß ich nun wirklich nicht‹, hab ich gesagt. ›So sehr interessiert mich das gar nicht. Meinst du, ich hebe jeden Fetzen Papier von dir auf?‹ hab ich gefragt. ›Wie die Heldinnen in deinen Büchern? Denn das eine will ich dir mal sagen‹, hab ich gesagt, ›alles was wert ist, daß man es aufhebt, das hebe ich auf, aber doch nicht irgendwelche dummen Fetzen Papier.‹«
    Wimsey erinnerte sich, daß Alexis es sich gegen Ende ihrer Beziehung durch mangelnde Großzügigkeit mit Leila verdorben hatte.
    »›Wenn du willst, daß deine Sachen aufgehoben werden‹, hab ich gesagt, ›warum gibst du sie dann nicht dieser alten Schachtel, die so vernarrt in dich ist? Wenn du sie heiraten willst‹, hab ich gesagt, ›dann ist sie die richtige, der du so was geben solltest, wenn du willst, daß es aufgehoben wird.‹ Und er hat gemeint, er will gerade nicht, daß der Zettel aufgehoben wird, und ich hab gesagt: ›Na also, worüber regst du dich denn dann so auf?‹ Da hat er gemeint, wenn ich den Zettel nicht mehr habe, ist ja alles in Ordnung, und ich hab gesagt, ich weiß wirklich nicht mehr, ob ich ihn noch habe oder nicht, und da hat er gesagt, gut, aber er will, daß der Zettel verbrannt wird, und ich soll niemandem erzählen, was er gesagt hat – wegen seiner Urgroßmutter und so –, und ich hab gesagt: ›Wenn du meinst, ich habe meinen Freundinnen nichts Besseres zu erzählen als von dir und deiner Urgroßmutter‹, hab ich gesagt, ›dann irrst du dich aber.‹ Man muß sich das nur mal vorstellen! Na ja, danach waren wir dann natürlich nicht mehr so gut freund wie früher – das heißt, ich war’s nicht mehr, obwohl er ja noch immer an mir hing, würde ich sagen. Aber ich hielt das einfach nicht mehr aus, wie er darauf herumritt. Verrückt, kann ich nur sagen.«
    »Und, hatten Sie den Zettel nun verbrannt?«
    »Also hören

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