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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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kann, wenn man nicht, wie der Leopard sagte, gar zu unverschämt dick ist. Kommen Sie doch mal her und probieren Sie es selbst aus.«
    »Ein reizendes Fleckchen«, meinte Harriet, indem sie um den Felsen kraxelte und Wimseys Platz in der Nische einnahm. »Schön abgeschirmt nach allen Seiten, außer zum Meer hin. Selbst bei Niedrigwasser ist man hier nicht zu sehen, höchstens wenn einer hier herumkommt und sich genau vor den Eingang stellt. Und das habe ich mit Bestimmtheit nicht getan. Wie fürchterlich! Der Mann muß die ganze Zeit hier drin gestanden haben.«
    »Ja, das halte ich für wahrscheinlicher als die Geschichte mit dem Boot.«
    »Bright!« sagte Harriet.
    »Freut mich, daß Sie meine Idee gescheit finden.«
    »Ich habe nichts von ›gescheit‹ gesagt, sondern ›Bright‹, und außerdem war die Idee von mir. Ich meine den Mr. Bright, der das Rasiermesser gekauft hat. Hat dieser Friseur nicht gesagt, er sei ein kleiner Mann gewesen, kleiner als Sie jedenfalls?«
    »Stimmt. Ein Punkt für Sie. Ich wollte, wir bekämen diesen Bright mal in die Finger. Dabei frage ich mich – he, hoppla! Ich habe was gefunden!«
    »So? Was denn?«
    »Einen Ring. So ein Ding, woran man Boote festmachen kann. Direkt in den Felsen geschlagen. Er ist unter Wasser, und ich kann ihn nicht gut sehen, aber er ist etwa anderthalb Meter über dem Boden und fühlt sich glatt und neu an, gar nicht verrostet. Spricht das nun wieder für unsere Bootstheorie oder was?«
    »Hm«, machte Harriet, indem sie über das einsame Meer und die Küste blickte. »Ich wüßte eigentlich nicht, warum jemand die Angewohnheit haben sollte, hier sein Boot festzumachen.«
    »Eben. In diesem Fall hätte also der Mörder, wenn es ihn gibt –«
    »Davon gehen wir doch aus, oder?«
    »Ja. Er könnte dieses Ding zum Privatgebrauch eingeschlagen haben. Entweder hat er hier ein Boot festgemacht, oder –«
    »Oder nicht.«
    »Ich wollte sagen, oder er hat den Ring für etwas anderes benutzt, aber ich habe keinen Schimmer, wofür.«
    »Das hilft uns ja mächtig weiter. Wissen Sie was – mir wird kalt. Schwimmen wir noch ein bißchen, dann ziehen wir uns an und unterhalten uns weiter.«
    Ob das Schwimmen oder aber der anschließende Wettlauf zum Aufwärmen über den Sand Harriets Gehirntätigkeit angeregt hatte, ist nicht mit Sicherheit zu sagen; jedenfalls flogen ihr, als beide wieder neben ihrem Picknickkorb saßen, die Ideen nur so zu.
    »Passen Sie mal auf! Wenn Sie ein Mörder wären und eine Frau sähen, die sich an den Beweismitteln zu schaffen macht und dann wegläuft, um Hilfe zu holen – was täten Sie?«
    »In der entgegengesetzten Richtung weglaufen.«
    »Das frage ich mich eben. Würden Sie das wirklich? Oder würden Sie nicht lieber ein Auge auf sie haben wollen? Oder sie sogar aus dem Weg schaffen? Es wäre doch für Bright – nennen wir ihn fürs erste mal so – ein leichtes gewesen, mich an Ort und Stelle abzumurksen.«
    »Aber wozu denn? Er täte das natürlich nicht. Schließlich wollte er den Mord als Selbstmord erscheinen lassen. Sie waren für ihn sogar eine sehr wertvolle Zeugin. Sie hatten die Leiche gesehen und konnten, falls sie anschließend verlorenging, sogar beweisen, daß sie dort gelegen hatte. Und Sie konnten beweisen, daß eine Waffe am Tatort lag und Selbstmord daher eher anzunehmen war als Mord. Und Sie konnten beschwören, daß keine weiteren Fußabdrücke da waren – wieder etwas, was für Selbstmord sprach. Aus diesen Gründen, meine Liebe, würde der Mörder Sie hüten wie seinen Augapfel.«
    »Da haben Sie recht. Vorausgesetzt, er wollte, daß die Leiche gefunden wurde. Dafür gibt es natürlich eine Menge Gründe. Wenn er zum Beispiel etwas erben wollte, mußte er den Tod des Erblassers beweisen können.«
    »Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß Freund Alexis viel zu vererben hatte. Das hatte er sogar ziemlich sicher nicht. Aber es gibt andere Gründe, der Welt mitteilen zu wollen, daß einer tot ist.«
    »Sie meinen also, als ich fort war, ist der Mörder einfach heim nach Lesston Hoe gegangen? Die andere Richtung kann er ja schlecht genommen haben, höchstens wenn er bewußt hinter mir geblieben ist. Könnte das sein? Daß er mir nachgegangen ist, um zu sehen, was ich tat?«
    »Schon möglich. Sie können nicht gut das Gegenteil behaupten. Zumal Sie die Hauptstraße schon bald verlassen haben, um diesen Bauernhof zu suchen.«
    »Angenommen, er hat mich dort aus den Augen verloren und ist schon weiter nach

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