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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Weiter.«
    »›– im Hotel Bellevue in Wilvercombe, daß die Polizei zwar nach wie vor fest an Selbstmord glaube, er selbst jedoch in keiner Weise überzeugt sei.
    Besonders störe ihn an dieser Theorie, daß das Verbrechen –‹«
    »Verbrechen?«
    »Selbstmord ist in England auch ein Verbrechen.«
    »Stimmt. Weiter«
    »›– daß das Verbrechen mit einem Rasiermesser begangen wurde, das Spuren von starkem Gebrauch aufweist, während der Verstorbene einen Vollbart trug und sich höchstwahrscheinlich noch nie in seinem Leben rasiert hat.‹ Reiten Sie kräftig darauf herum, Sally. ›Der Weg dieses Rasiermessers wurde bis zu dem Punkt verfolgt –‹«
    »Von wem?«
    »Von mir.«
    »Kann ich das schreiben?«
    »Meinetwegen.«
    »Hört sich besser an. ›Lord Peter Wimsey erklärte mit seinem charakteristischen bescheidenen Lächeln, daß er selbst sich die Mühe gemacht habe, die Herkunft des Rasiermessers zu ergründen. Die Suche führte ihn nach –‹ Wohin hat die Suche Sie geführt, Wimsey?«
    »Das verraten wir lieber nicht. Schreiben Sie, die Suche habe über mehrere hundert Meilen geführt.« »Gut. Das kann ich besonders herausstellen.
    Noch was?«
    »Ja. Das Wichtige kommt erst noch. Das sollen sie fett drucken, verstanden?«
    »Ist nicht meine Sache. Das macht der Redakteur.
    Aber ich werd’s versuchen. Also weiter: ›Lord Peter sagte, über den Tisch gelehnt und jedes Wort mit einer beredten Geste seiner gepflegten Hände unterstreichend –‹«
    »›Die Spur‹«, diktierte Wimsey, »›bricht an der entscheidenden Stelle ab. Wie ist das Rasiermesser in Paul Alexis’ Hände gelangt? Wenn ich darauf eine befriedigende Antwort bekäme, wären meine Zweifel ein für allemal ausgeräumt. Wenn nachgewiesen werden könnte, daß Paul Alexis das Rasiermesser gekauft hat, würde ich die Selbstmordtheorie als hieb- und stichfest bewiesen ansehen.
Solange aber dieses fehlende Glied in der Beweiskette nicht beigebracht wird, gehe ich davon aus, daß Paul Alexis brutal und heimtückisch ermordet wurde, und ich werde keine Mühe scheuen, um den Mörder der Strafe zuzuführen, die er gerechterweise verdient.‹ Wie klingt das, Sally?«
    »Nicht schlecht. Daraus kann ich was machen.
    Ich werde natürlich hinzufügen, daß Sie eingedenk der weiten Verbreitung des Morning Star auf den großen Leserkreis bauen, den diese Veröffentlichung erreichen wird und so weiter und so fort.
    Vielleicht kriege ich die Redaktion sogar dazu, eine Belohnung auszusetzen.«
    »Warum nicht? Jedenfalls servieren Sie das den Lesern mit Pfeffer und Paprika, Sally.«
    »Mach ich – zum Guten wie zum Bösen, zum Nutzen wie zum Schaden. Aber unter uns, wären Sie wirklich von Selbstmord überzeugt, wenn einer käme und die Belohnung kassieren wollte?« »Das weiß ich noch nicht«, sagte Wimsey.
    »Wahrscheinlich nicht. Ich bin ja nie so leicht zu überzeugen.«

12
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Das Zeugnis des Sohnes der Braut

    Wie sehr verachte ich All solche bloßen Muskelmänner!
DEATH’S JEST-BOOK

    MONTAG, 22. JUNI
    Wimsey sah auf die Uhr. Es war halb zwei, und er hatte noch nicht zu Mittag gegessen. Dem half er rasch ab, dann nahm er den Wagen und fuhr nach Darley. Am Darley Halt mußte er ein paar Augenblicke warten, bis die Schranke geöffnet wurde, und nutzte die Gelegenheit, um die Ermittlungsergebnisse der Polizei nachzuprüfen. Er stellte fest, daß der lahme Schrankenwärter den geheimnisvollen Mr. Martin vom Sehen kannte – er war ihm sogar einmal in der Bar der Drei Federn begegnet. Ein netter Herr, mit einer so herzlichen Art. Er hatte irgend etwas mit den Augen, das ihn zwang, eine Sonnenbrille zu tragen, aber trotzdem war er ein sehr netter Herr. Der Schrankenwärter war ganz sicher, daß Mr. Martin am Donnerstag zu keiner Zeit hier den Bahnübergang überquert hatte – das heißt, weder mit einem Auto oder Fuhrwerk noch mit einem Fahrrad. Ob er auch nicht zu Fuß vorbeigekommen sei, wolle er nicht beschwören, und das könne man ja auch nicht von ihm erwarten.
    Hier aber trat plötzlich eine neue Zeugin auf: des Schrankenwärters Töchterlein Rosie, »demnächst fünf, und wunderbar fix für ihr Alter«, wie ihr Vater stolz bemerkte. Sie betonte mit Nachdruck, daß »der gräßliche Mann mit der schwarzen Brille« sich am Donnerstag in der fraglichen Zeit nicht am Bahnübergang hatte sehen lassen. Rosie kannte ihn und konnte ihn nicht leiden, denn sie hatte ihn am Tag zuvor im Dorf gesehen, und seine schreckliche dunkle Brille hatte

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