Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
der Hand wartend dastand, gluckste geziert.
«Aber wissen Sie, Sir», sagte Ingleby, «das ist nicht meine Schuld. Ich hatte für die Skizze ursprünglich einen von beruflichen Pflichten überlasteten Mann vorgesehen. Wenn nun diese Unschuldslämmer im Atelier meinen wohlanständigen Vorschlag ignorieren und statt dessen einen (männliches Synonym) und eine (weibliches Synonym) malen, die aussehen, als wenn sie die Nacht durchgemacht hätten, muß ich jede Verantwortung dafür ablehnen.»
«Haha!» machte Mr. Armstrong. «Das ist typisch Barrow. Ich will doch nicht hoffen, daß Barrow –»
Die Fortsetzung dieses Satzes war mehr ein Kompliment für die Tugendhaftigkeit des Atelierleiters als für seine Männlichkeit.
Mr. Hankin brach plötzlich in brüllendes Gelächter aus.
«Mr. Barrow verwirft sehr gern die Vorschläge, die von den Textern kommen», sagte Mr. Copley. «Ich möchte nicht annehmen, daß dahinter so etwas wie innerbetriebliche Eifersucht steckt, aber Tatsache ist –»
Aber Mr. Armstrong war so guter Dinge, daß er ihm gar nicht zuhörte und statt dessen unter allgemeinem Beifall einen Limerick rezitierte.
«Ist schon gut, Mr. Copley», sagte er, nachdem er sich halbwegs wieder gefaßt hatte. «Sie haben völlig richtig gehandelt. Ich werde Mr. Jollop die Sache erklären. Den trifft der Schlag.»
«Er wird sich wundern, daß Sie das haben durchgehen lassen», meinte Mr. Hankin.
«Und mit Recht», stimmte Mr. Armstrong ihm fröhlich zu.
«Es kommt ja nicht oft vor, daß ich eine Zweideutigkeit übersehe. Ich muß gestern nicht in Form gewesen sein. Und Sie auch nicht, Tallboy. O Gott! Mr. Pym wird dazu noch einiges zu sagen haben. Ich freue mich schon auf sein Gesicht. Wenn das Ding doch nur durchgeschlüpft wäre! Er hätte die ganze Abteilung rausgeschmissen.»
«Es wäre jedenfalls sehr unangenehm gewesen», sagte Mr. Copley.
«Natürlich. Ich bin sehr froh, daß der Morning Star es noch gemerkt hat. Also gut. Das wäre erledigt. Nun, Mr. Hankin, zu dieser ganzseitigen Sopo-Anzeige –»
«Ich hoffe», sagte Mr. Copley, «daß Sie mit dem zufrieden sind, was ich getan habe. Ich hatte ja nicht viel Zeit–»
«Völlig richtig, völlig richtig», sagte Mr. Armstrong. «Ich bin Ihnen sehr dankbar. Aber am Rande bemerkt, Sie hätten schon jemandem Bescheid sagen können. Ich hing heute morgen ziemlich in der Luft.»
Mr. Copley erklärte, daß er versucht habe, Mr. Pym, Mr. Armstrong, Mr. Tallboy und Mr. Wedderburn zu erreichen, aber vergebens.
«Aha, verstehe», sagte Mr. Armstrong. «Aber warum
haben Sie es nicht bei Mr. Hankin versucht?»
«Ich bin immer ab sechs zu Hause», fügte Mr. Hankin hinzu, «und gehe selten aus. Und wenn ich ausgehe, hinterlasse ich immer, wo ich zu erreichen bin.» (Das war ein Seitenhieb gegen Mr. Armstrong.)
Mr. Copley packte die Verzweiflung. Er hatte Mr. Hankin glatt vergessen und wußte nur zu gut, daß Mr. Hankin bei seiner ganzen zurückhaltenden Art alles, was nach Nichtachtung roch, sehr leicht übelnahm.
«Natürlich», stammelte er. «Natürlich, ja doch, das hätte
ich tun sollen. Aber da Nutrax Ihr Kunde ist, Mr. Armstrong – dachte ich – da bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, daß Mr. Hankin –»
Das war ein schlimmer taktischer Fehler. Erstens verstieß es gegen das große Pymsche Prinzip, daß jeder in der Textabteilung bereit und in der Lage zu sein hatte, die Arbeit jedes anderen zu übernehmen, wenn Not am Mann war. Und zweitens schloß es die Andeutung ein, daß Mr. Hankin weniger wendig sei als Mr. Copley selbst.
«Nutrax», sagte Mr. Hankin leicht von oben herab, «gehört gewiß nicht zu meinen Lieblingskunden. Aber ich bin zu meiner Zeit auch damit fertig geworden.» (Dies war erneut ein Seitenhieb gegen Mr. Armstrong, der manchmal seine Launen hatte und dann unter dem Vorwand nervöser Erschöpfung alle seine Kunden Mr. Hankin aufhalste.) «Jedenfalls übersteigt es meine Fähigkeiten nicht mehr als die eines kleinen Texters.»
«Nun, nun», griff Mr. Armstrong schnell ein, bevor Mr. Hankin etwas wirklich Ungehöriges tat, nämlich einen Mitarbeiter der eigenen Abteilung vor dem Angehörigen einer anderen Abteilung herunterzuputzen. «Es ist ja nicht so wichtig, und Sie haben in einer unangenehmen Lage Ihr Bestes getan. Kein Mensch kann an alles denken. Also, Mr. Hankin –» er entließ die niederen Chargen mit einem Kopfnicken – «nun wollen wir die Sopo-Frage ein für allemal klären. Gehen Sie nicht, Miss
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